Elektromobilität für Firmen mit Servicefahrzeugen – geht das?
Ein Test der Firma EM zeigt die neusten Erkenntnisse
Im Einsatz
eSprinter von Mercedes Benz
NULL EMISSION HUNDERT PROZENT ELEKTRISCH
ELEKTROMOBILITÄT FÜR FIRMEN MIT SERVICEFAHRZEUGEN – GEHT DAS?
Ein Test der Firma EM Zürich zeigt die neusten Erkenntnisse
Im Einsatz
eSprinter von Mercedes Benz
EM testete zusammen mit Mercedes Benz Schweiz AG den ersten eSprinter auf seine Praxistauglichkeit auf Zürichs Strassen und wurde von eTrends dabei begleitet.
Text: René Senn und Eugen Albisser
Die Elektromobilität ist in aller Munde. Aber sie muss sich noch immer bewähren und zeigen, was in ihr steckt. Das gilt auch für den Einsatz bei Unternehmen und da besonders bei Firmen, die eigene Servicefahrzeuge haben zum Beispiel für Logistikdienstleistungen, und somit entsprechend hohe Anforderungen stellen.
Zu diesen Firmen gehört auch EM. Zusätzlich kommt bei EM hinzu, dass die Elektromobilität traditionellerweise zum Geschäftsfeld «Elektroinstallation» gehört und ihr aktuell ein enormes Auftragspotenzial bietet. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich auch EM seit Jahren, mit diesem absoluten Trendthema – heute sogar mit einem eigenen vielfältigen Angebot unter dem Namen EM e-mobility.
Vor zwei Jahren noch unausgereifte Technologie - und heute?
Warum also nicht die Chance nutzen, zusammen mit Mercedes Benz Schweiz AG den neuen eSprinter im täglichen Einsatz zu testen? Vor Jahren testete EM zwar bereits die Elektromobilität fürs eigene Unternehmen, aber damals war die Technologie noch nicht ausgereift genug. Und heute? eTrends begleitete EM an einem Arbeitstag und wir wollten herausfinden, ob der eSprinter die Anforderungen erfüllen kann, wie die Chauffeure die neue Technologie beurteilen und wie sich der Ladevorgang bewährt.
Das sind die beiden wichtigsten Lade-Fakten zum eSprinter: Die Reichweite beträgt rund 170 Kilometer und das Fahrzeug kann innerhalb von 25 Minuten per Schnellladung auf 80 Prozent aufgeladen werden.
Combined Charging System (CCS) − in 25 Minuten auf 80 Prozent
Dank Combined Charging System (CCS) lädt der eSprinter an Ladesäulen und Wallboxen mit maximal 7,4 kW und Wechselstrom (AC) genauso wie mit maximal 20 kW und Gleichstrom (DC). Mit der optionalen DC-Ladeleistung von maximal 80 kW lässt sich die serienmässige Hochvoltbatterie (35 kWh) in nur 25 Minuten an einer DC-Schnellladestation von 10 auf 80 Prozent aufladen. Notfalls lässt sich die Batterie auch über das Haushaltsnetz aufladen. −
Reichweite und Lademöglichkeit
Sasa Rajkovic, der die Touren und Routen für die Fahrzeuge plant, kam schnell zum Schluss, dass sich das Testfahrzeug durchaus für die Stadt-Zürich-Tour eignen könnte, auf der bis zu 40 Lieferstationen (Baustellen usw.) an einem Morgen angefahren werden. Dabei legt der Chauffeur jeweils zwischen 60 und 100 Kilometer zurück.
Nach Aussage von Rene Krähenbühl ist die Reichweite, die der eSprinter in dieser Version bietet, für die Anforderungen von EM völlig ausreichend und ein Vorteil ist bereits der Start in den Tag: Denn sobald das Fahrzeug steht, wird es an die Ladestation angeschlossen und so beginnt eigentlich jede erste Tour mit einer geladenen Batterie und die üblichen Tank-Stopps zwischen den Touren entfallen. Auch am Morgen bei der ersten Tour ist das Fahrzeug zu 100 Prozent betankt.
Jede erste Tour beginnt mit einer geladenen Batterie; die üblichen Tank-Stopps zwischen den Touren entfallen.
Das getestete Fahrzeug sieht auf der Stadttour immer wieder eine Ladestation, bevor es eng wird mit dem Ladezustand. Zudem stellt sich heraus, dass der Paradigmenwechsel vom Tanken zum Laden ohne Probleme verlief. «E-Fahrzeuge sind im privaten Umfeld schon sehr verbreitet. Für uns stand in diesem Test jedoch die Praxistauglichkeit in der Business-Anwendung im Vordergrund. Und wir sind positiv überrascht, wie gut dieser Paradigmenwechsel für uns funktioniert hat. Die Elektromobilität hat klare Vorteile in unserem Einsatzbereich», meint Rene Krähenbühl.
Auf der Fahrt, die am neuen Hauptsitz an der Heinrichstrasse startet, fällt sofort auf, wie entspannt sich Elektromobilität anfühlt. Das Fahrzeug gleitet mit einem leisen Surren durch die Strassen. Chauffeur Afrim Sopjani hat es absolut im Griff. Jede noch so enge Passage wird meisterlich gemeistert, und auch rückwärts in noch so enge Gassen und Hinterhöfe hineinzufahren, ist für den Profi kein Problem.
«Das Fahren fühlt sich mit diesem Fahrzeug viel entspannter als mit unseren Dieselmodellen.» Afrim Sopjani
«Das Fahren fühlt sich mit diesem Fahrzeug viel entspannter als mit unseren Dieselmodellen», sagt er. «Das ist ein sehr angenehmer Nebeneffekt, den ich so nicht erwartet hätte. Für mich hat das den Vorteil, dass ich meine Arbeit relaxter angehen kann. Ein grosser Vorteil bei einer Tour mit sehr vielen Lieferstationen. Wir haben es auch geschafft, zwei Touren zu absolvieren, ohne dazwischen zu laden», erklärt Afrim Sopjani.
Emanuele Iannuzzelli, Testfahrer und Chauffeur bei EM
Das Fahren mit dem eSprinter ist sehr angenehm. Es ist nicht nur ruhig, sondern auch ein ruhiges Fahren und weil man nicht immer den Motor abstellen und anstellen muss, gibt es ein Gefühl, das Fahren sei weniger stressig. Für die Fussgänger ist man zwar wie unsichtbar und es gab solche, die erschraken, aber wer konzentriert fährt, für den sind solche Momente kein Problem.
Sopjani Afrim, Testfahrer und Chauffeur bei EM
Bei langen Touren würde ich vielleicht nervös werden wegen dem Ladezustand, aber hier in der Stadt: kein Problem. Ein solches Auto würde ich sofort nehmen, wirklich. Ich denke auch, dass es für unsere Firmen ein gutes Image ist, wenn wir die Elektromobilität fördern, indem wir selbst Touren mit einem Elektroauto wie dem eSprinter fahren.
Francesco Ranieri, Testfahrer und Chauffeur bei EM
Ich bin zuerst sehr vorsichtig gefahren wegen den Fussgängern, denn mit einem Elektroauto muss man die Umgebung besser beobachten, weil die Passanten mich ja nicht hören. Auch dachte ich zuerst, dass es mit der Batterieladung knapp werden könnte, aber ich kam nach einem Tag zurück und die Batterie war noch zu fast 60 Prozent geladen. Ich kann also sagen, dass sich der eSprinter sicher für die Stadt eignet und für solche Fahrten, wie wir sie erledigen. Und das Anfahren ist eigentlich das Beste: So ruhig, das ist toll.
Die Ladeinfrastruktur ist ein kleines Problem
Was natürlich vorhanden sein muss, ist eine Ladeinfrastruktur an dem Ort, an dem das Fahrzeug abgestellt wird. Roberto Weichelt, Berater Elektromobilität bei EM e-mobility, ist der Ansicht, dass sich solche Infrastrukturen in der Elektrobranche leicht realisieren lassen. «Ladeinfrastrukturen sind für unsere Kunden, die Planer und Elektroinstallateure, heute tägliches Brot. Diejenigen, die noch nicht wissen, was es dafür braucht, können unsere Spezialisten anfragen oder Schulungen bei uns besuchen. Wir haben in unserem Schweizer Netzwerk bereits rund 550 zertifizierte Experten bzw. Partner ausgebildet. So gesehen sollte die Ladeinfrastruktur für unsere direkten Kunden, die Installateure, das kleinste Problem bei der Elektrifizierung ihrer Flotte sein.»
Was sind die weiteren Vorteile?
Berater Roberto Weichelt: «Die Abgasreduktion in Ballungsräumen, das nächtliche Laden, welches das Tanken ersetzt, und der Strom, der durch PV selbst gewonnen werden kann, sprechen ganz klar für diese Form der Mobilität. Ich kann sie mir auch für EM und für unsere Kunden im städtischen Umfeld in absehbarer Zukunft durchaus vorstellen.»
Ich kann mir die Elektromobilität auch für EM und für unsere Kunden im städtischen Umfeld in absehbarer Zukunft durchaus vorstellen.» Roberto Weichelt
EM ist sehr froh, diesen Test durchgeführt zu haben. Die Erwartungen an das Fahrzeug waren gross, wurden aber nach Aussage aller involvierten Personen sogar übertroffen. Alle drei Chauffeure, die das Fahrzeug gefahren sind, sowie der Leiter Logistik und der Verantwortliche der Disposition haben sehr positive Erfahrungen mit dem Elektrotransporter gemacht.
«Die beiden Testwochen haben uns von der Logistik und unseren ‹EM e-mobility›-Spezialisten aufschlussreiche Informationen geliefert über den Stand der Technik und darüber, wie sich die Elektromobilität in unserem Umfeld weiterentwickeln wird. Diese Erfahrungen werden wir nun gerne an unsere Kunden weitergegeben», sagt Rene Krähenbühl zum Abschluss unseres Elektromobilitäts-Treffens in Zürich.
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Wie muss eine Ladestation abgesichert werden?
Bei der Installation einer 3-phasigen Elektroladestation dürfen nach NIN nur folgende FI-Varianten installiert werden: FI-Typ B, FI-Typ EV (Doepke), FI-Typ A + Gleichfehlerstromerkennung. Jeder Anschlusspunkt (Ladepunkt) muss mit einer separaten Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) geschützt werden.
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Welche zusätzlichen Funktionen bietet eine Ladestation?
Neben dem eigentlichen, abgesicherten Ladevorgang kann eine Ladestation je nach Modell zum Beispiel folgende Funktionen bieten:
- Erfassen des Energieverbrauchs
- Autorisierung und Abrechnung
- Lastmanagement
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Welche Vorschriften muss ich bei der Installation beachten?
Die NIN und Werkvorschriften. Die Installation muss dem Elektrizitätsversorger angezeigt, die Ladestation und Ladepunkte müssen abgesichert werden.
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Ladestation mit Kabel oder Buchse?
Für private Ladestation haben sich fest installierte Kabel etabliert, während die Ladestationen im halböffentlichen Bereich meist mit einer oder zwei Buchsen versehen sind und das im Fahrzeug mitgeführte Kabel genutzt wird. Schnelllader haben aufgrund der besonderen Anforderungen und hohen Stromstärken fest installierte Kabel.
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Wie viel Leistung sollte eine Ladestation haben?
Die Leistung der Ladestation ist entscheidend für die Ladezeit. Je höher die Leistung, desto schneller kann ein Auto aufgeladen werden. Da für den Ladevorgang in den meisten Situationen längere Standzeiten des Fahrzeugs genutzt werden, reichen 11 kW pro Ladepunkt meist aus. Ein typisches Auto kann so über Nacht voll aufgeladen werden. An bestimmten Orten wie zum Beispiel auf Firmen- oder öffentlichen Parkplätzen, wo eine höhere Verfügbarkeit der Fahrzeuge gewünscht ist, kann die Installation von 22 kW pro Ladepunkt weiterhelfen. Letztlich bestimmt aber immer das Fahrzeug die maximal mögliche Ladeleistung.
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Wie kann ich mit bestehender/geringer Leistung mehrere Ladestationen betreiben?
Ein Lastmanagement ermöglicht eine Aufteilung der vorhandenen Leistung auf mehrere Ladepunkte. Auf diese Weise können mit dem verfügbaren Strom mehrere Autos geladen werden, ohne dass eine Erweiterung des Hausanschlusses erforderlich wird.
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Sind Ladestationen förderfähig? Gibt es Fördergelder?
Nein. PV-Module, Wechselrichter, Speicherbatterie und e-Auto-Ladestation sind als Paket zum Beispiel durch EM ecowin förderfähig.
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Wie kann ich Solarstrom einbeziehen?
Mit Solarstrom fährt ein Elektroauto maximal klimaneutral. Die Herausforderung besteht darin, dass der Strom bei Sonnenschein produziert wird, das Auto aber eventuell gerade nicht geladen werden kann - oder umgekehrt das Auto geladen werden soll, es aber dunkel ist. Somit muss die Energie zum Beispiel in einer Batterie zwischengespeichert werden.
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Was bringt es, eine Ladestation in ein Smart Home System einzubinden?
Dies ermöglicht ein dynamisches Lastmanagement und die optimale Nutzung der verschiedenen Energiequellen zum Laden der Elektroautos wie PV, Batterie und Netz.
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Wie lässt sich der Strom abrechnen?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Ladevorgang oder den verbrauchten Strom abzurechnen, die je nach individueller Situation infrage kommen:
- Definition einer Pauschale für einen Ladevorgang oder Zeitraum,
- Erfassen und Abrechnen des Stromverbrauchs mit einem dedizierten Stromzähler zwischen Ladestation und Verteiler,
- Abrechnen auf Basis des erfassten Verbrauchs eines optional in die Ladestation integrierten MID-Zählers.
- Manche Ladestation bieten die Möglichkeit, den Stromverbrauch per Software oder App auszulesen und abzurechnen.
- Ein Zahlautomat kann die Ladestation für einen Ladevorgang freischalten.
- Die Abrechnung über einen externen Provider ermöglicht dessen Kunden unkompliziert einen Ladevorgang via App oder RFID-Karte.
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Wie kann man eine Ladestation vor Fremdbenutzung schützen?
Wenn die Ladestation nicht von der Allgemeinheit genutzt werden soll, kann der Zugang im Wesentlichen durch folgende Möglichkeiten eingeschränkt werden:
- Schlüsselschalter: Die Ladestation wird mit einem herkömmlichen Schlüssel entsperrt.
- RFID-Modul: Mit einer RFID-Karte kann ein Ladevorgang aktiviert werden.
- Kommunikationsschnittstelle und App: Mit der App eines Zahlungsanbieters werden die Ladestation ausgewählt und der Ladevorgang freigeschaltet.
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Wie kann ich ein erweiterbares, zukunftsfähiges System erschliessen?
Folgendes sollte beachtet werden, um möglichst zukunftssicher und skalierbar zu installieren:
- Erschliessung der gesamten Liegenschaft mittels Flachbandkabel oder Stromschiene,
- wenn möglich legt der Liegenschaftsverwalter das System bzw. den Typ der Ladestationen fest oder
- es werden Ladestationen mit einer Kommunikationsschnittstelle verwendet.
Impressum
Autoren: René Senn / Eugen Albisser
Bilder/Videos: René Senn
Eine Produktion von eTrends
Informationen
Elektromaterial Zürich
elektro-material.ch
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