Beim Sportzentrum Kerenzerberg wurde das KNX-Gebäudeautomationssystem von ABB eingesetzt. Seither ist es so, also als ob man den Gebäuden gewisse Reflexe einprogrammiert hätte. Zudem spart man 80% Energie dank intelligenter Lichtsteuerung.
Redaktionelle Bearbeitung: eTrends
Das Sportzentrum Kerenzerberg auf dem gleichnamigen Hochplateau über dem Walensee gehört dem Kanton Zürich und wurde zu 100 Prozent aus Swisslos-Geldern erbaut. Die Anlagen und Einrichtungen erstrecken sich über eine Gesamtfläche von rund 125‘000m2 und decken fast alle gängigen Sportarten ab. Das Sportzentrum sowie der Hotellerie- und Sportmedizinbereich wird vom Zürcher Kantonalverband für Sport (ZKS) betrieben und beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. Mit seiner Kompaktheit, den kurzen Wegen sowie dem unterirdischen Korridor, welcher die zentralen Sport- und Unterkunftsgebäude miteinander verbindet, hebt sich der Kerenzerberg sehr vorteilhaft von anderen Sportzentren ab.
50 Millionen-Franken-Erweiterungsbau
Die aktuellen Zeiten zeigen, wie wichtig der Jugend- und Breitensport für die Gesellschaft ist. So erstaunt es nicht, dass sich das Sportzentrum seit Jahren grosser Beliebtheit erfreut. Es fehlt seit längerem an freien Sporthallen, Theorieräumen und Bettenkapazitäten. Ende 2017 hat der Züricher Regierungsrat daher einem umfassenden Aus- und Umbau zugestimmt, der zurzeit bei laufendem Betrieb stattfindet. Unter der Leitung des Hochbauamts des Kantons Zürich entstehen bis Ende 2021 eine neue Dreifachsporthalle samt Werkhof, ein neuer Unterkunftstrakt sowie diverse Theorie-, Gemeinschafts-, Regenerations- und sportmedizinische Räume.
Massive Energieeffizienzsteigerung
Beim Erweiterungsbau wird stark auf Energieeffizienz gesetzt, denn der Kanton Zürich will den CO2-Ausstoss seiner Bevölkerung bis 2050 mehr als halbieren. Vor sechs Jahren wurde das Sportzentrum als Grossverbraucher dazu verpflichtet, seine Energieeffizienz bis 2024 um 22 Prozent zu verbessern.
In einem ersten Schritt wurden Heizung, Lüftung und Beleuchtung optimiert. Das eingesetzte KNX-Gebäudeautomationssystem von ABB und die Visualisierungssoftware EisBär SCADA visualisieren die Energieflüsse in den Sporthallen und Gebäuden. Mit zusätzlichen Sensoren und Aktoren an Storen, Decken, Türen und Fenstern konnten weitere Datenpunkte in das digitale System integriert werden.
Einfacher, effizienter und sicherer Betrieb
«Dank dem Automationssystem steuern sich die Gebäude heute von selbst – es ist, als ob wir ihnen gewisse Reflexe einprogrammiert hätten», erklärt Franco Bonutto, Geschäftsführer von Soltris, der das Gebäudeautomationssystem eingerichtet hat. «Detektoren für die Luftfeuchtigkeit in den Garderoben melden dem KNX, wann die Lüftung hochgefahren werden soll. Impulse aus Sensoren an Tür- und Fensterrahmen verhindern, dass wir im Winter aus dem Fenster heizen. Und dank Lichtsensoren schaltet das System die Beleuchtung nur so lange und so stark ein, wie sie tatsächlich gebraucht wird», erklärt Bonutto.
80 % Energieeinsparung mit intelligenter Lichtsteuerung
In den bestehenden Sporthallen konnte die Energieeffizienz der Beleuchtung mit dem Ersatz der Leuchtstoffröhren durch LED-Lichter mehr als verdoppelt werden. In Kombination mit der intelligenten Lichtsteuerung, die das KNX und die EisBär-SCADA-Visualisierung ermöglichen, werden Energieeinsparungen von bis zu 80 Prozent und Wärmeeinsparungen von 35 Prozent erreicht.
Schweizweit einzigartige Schnittstelle
Dank intensiver Zusammenarbeit der involvierten Hersteller ist es gelungen eine einzigartige Schnittstelle zwischen der Gebäudeautomation und dem Reservationssystem Fidelio zu schaffen. Sportler müssen nun bei der Hallenreservation angeben, ob sie zu Wettkampfbedingungen trainieren wollen. Nur dann wird das Licht automatisch um 200 Lux verstärkt. Im normalen Training ist der zusätzliche Energieverbrauch schlicht nicht nötig.
Auch Mitarbeiter profitieren
Auch die betriebliche Effizienz wurde gesteigert und die Technologie erleichtert die Arbeit der Mitarbeitenden. Die rund 750 Räume müssen nicht mehr einzeln abgelaufen und kontrolliert werden – offene Fenster werden beispielsweise angezeigt. Digitale Raumbeschriftungen werden automatisch über das Reservationssystem ausgelöst und die Räume bedürfnisgerecht und zeitgenau temperiert und belüftet.
Alles aus einer Hand
ABB steht für eine sichere, intelligente und nachhaltige Elektrifizierung und bietet die komplette Wertschöpfungskette aus einer Hand. Am SZK wurden in sämtlichen Netzwerkschränken USV-Anlagen von ABB verbaut, die für die unterbrechungsfreie Stromversorgung der ganzen EDV verantwortlich ist. Diese werden – wie auch die beiden ABB-Solarwechselrichter – vom EisBär-SCADA-System überwacht und lösen gegebenenfalls einen automatischen Alarm an den technischen Dienst aus. Die ganzen Verteilungen wurden mit SMISSLINE TP ausgerüstet und das CMS700 überwacht zusätzlich die verschiedenen Stromkreise.
Visionäres Bauprojekt
Der Bau des neuen, grösseren Unterkunftrakts soll rund 5'000 zusätzliche Logiernächte pro Jahr bringen. Die selbsttragende Fassade aus Sichtbeton lenkt vom spannenden Innenleben ab, das zu 100 % aus Holz besteht. Die Firma ERNE AG aus Laufenburg AG hat 77 vorfabrizierte Holzmodule erstellt. Es gibt 5 verschiedene Zimmertypen mit Zwei- und Dreibett-Zimmern mit eigenem WC und Dusche oder Etagen-Dusche sowie invalidengerechte Zimmer. Es gibt keine Zwischenböden, sondern nur Steigzonen für technische Anlagen, Wasser, Luft und Leitungen. Auch hier kommt die intelligente Gebäudeautomation zum Tragen, in dem zum Beispiel Sensoren die Luftfeuchtigkeit und Feuchtigkeit in der Dämmung messen und bei Überschreiten einen Alarm auslösen.
Optimierte Geschäftsprozesse über alle Gewerke
Durch die konsequente Verbindung von Geschäftsprozessen und Gebäudeinfrastruktur kann massiv Energie eingespart werden, ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Dank der bisherigen Betriebsoptimierungen wurden zusätzliche Fördergelder aus dem Kanton Glarus gesprochen, die für neue Innovationen eingesetzt werden dürfen. Denn es besteht noch weiteres Optimierungspotential am Kerenzerberg. Die Devise war jedoch von Anfang an, dass man etappenweise in die Zukunft schreiten und mit dem Betrieb mitwachsen will. Das Beispiel zeigt jedoch exemplarisch, wie gross das Potenzial zur Senkung von Betriebs- und Wartungskosten ist.
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