Welche Chance der Photovoltaik-Markt bietet
Interview mit Roman Christen, Bereichsleiter Erneuerbare Energien Winterhalter + Fenner AG Wallisellen
Welche Chance der Photovoltaik-Markt bietet
Interview mit Roman Christen, Bereichsleiter Erneuerbare Energien Winterhalter + Fenner AG Wallisellen
Das Potenzial in der Solarenergie ist nach wie vor sehr gross. Wir fragen einen Fachmann, Roman Christen, Bereichsleiter Erneuerbare Energien von Winterhalter + Fenner AG, welche Chancen der Solarmarkt bietet und was der Elektroinstallateur tun muss, um sie zu nutzen.
Ein Beitrag von eTrends
Autor: René Senn
Gemäss der jährlichen Markterhebung des Bundesamtes für Energie ist die Photovoltaik-Nachfrage im vergangenen Jahr um 22,7 Prozent gestiegen. Insgesamt kamen im Jahr 2019 Anlagen mit 332 Megawatt hinzu – dies bietet eine positive Ausgangslage für neue Projekte! Denn der Branchenverband Swissolar sieht trotz des gesteigerten Zubaus einigen Nachholbedarf gerade bei grossen Photovoltaik-Anlagen. Für den Ersatz von Atomkraften und anderen fossilen Grosskraftwerken wird eine installierte Photovoltaik-Leistung von rund 50 Gigawatt benötigt – aktuell stehen wir bei 2,5 Gigawatt. Das sind gerade mal 5 Prozent der von Swissolar geforderten Menge. Aktuell sind vor allem grössere Photovoltaikprojekte im Trend. Das zeigt die Zunahme der Durchschnittsgrösse der installierten Anlagen von 19,4 auf 22,5 KW. Insbesondere in der Industrie bei Logistikgebäuden, die aufgrund der zunehmenden Automation mehr Energie brauchen, können Solaranlagen eine sinnvolle Investition sein. Zudem ermöglichen sie aufgrund ihres allgemein hohen Energiebedarfs sehr gute Eigenverbrauchswerte.
Selber das Potenzial von Solarstrom nutzen
eTrends: Roman Christen (im Bild), Sie haben mit der Anlage auf Ihrem Logistikzentrum ein eindrückliches Zeichen dafür gesetzt, dass Ihr Unternehmen Winterhalter + Fenner AG für Solartechnologie einsteht.
Roman Christen: Das ist richtig, wir wollen als Elektrogrosshändler nicht nur Komponenten für Solaranlagen verkaufen, sondern auch mit gutem Beispiel vorangehen und das Potenzial von Solarstrom auch für uns nutzen.
Wie ist es dazu gekommen?
Für uns als Unternehmen ist Nachhaltigkeit ein grosses Thema. Im gesamten Bau wurden möglichst nachhaltige und regionale Produkte eingesetzt. Somit war für uns von Anfang an klar, dass wir eine Solaranlage realisieren werden. Energie wird bei uns hauptsächlich über den Tag verteilt benötigt – also dann, wenn die Sonne scheint. Die Anlage trägt somit ihren Anteil zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie bei und soll gut 75 bis 80 Prozent des Energiebedarfs im Logistikzentrum decken.
Mythen bezüglich Installation von Solaranlagen
Es gibt ja zu allem gewisse Mythen. Welches sind die zwei, drei falschen Mythen, die sich in der Branche festgesetzt haben bezüglich der Installation von Solaranlagen?
Solche Mythen halten sich weniger in der Branche als bei Endverbrauchern, die von den Vorteilen einer Solaranlage überzeugt werden müssen. Oft fallen die Aussagen, dass die Schweiz kein Sonnenland und Solarstrom sowieso zu teuer sei und die graue Energie bei der Produktion der Bestandteile den Ertrag um ein Vielfaches übersteige.
Damit wir diese Mythen endgültig aus der Welt schaffen können: Was ist korrekt?
Die Schweiz ist sehr wohl ein geeignetes Sonnenland. Die jährliche durchschnittliche Sonneneinstrahlung liegt bei guten 1100 kWh pro Quadratmeter – somit reichen knapp 8 m2 Solarpanels pro Kopf aus, um 20 Prozent des Strombedarfs zu decken. Auch in den Bergen werden mit den kühleren Temperaturen und Reflektionen sehr hohe Werte erreicht. Selbst bei bewölktem Himmel produziert eine Solaranlage Energie, wenn auch weniger.
Die Systemkosten sind in den letzten Jahren massiv gesunken, die Solarmodule wurden leistungsstärker und kosten heute noch einen Fünftel im Vergleich zu vor zehn Jahren. Zusammen mit den Schweizer Fördermitteln und Steuerersparnissen rechnet sich eine Solaranlage allemal. Ich kann nur jedem ans Herz legen, Geld nicht auf einem Konto liegen zu lassen, sondern es in die Zukunft und eine Solaranlage zu investieren.
Die graue Energie, also die Energie für die Herstellung der Solarkomponenten, ist bei heutiger Technologie in maximal zwei Jahren «amortisiert», und die Lebensdauer einer Anlage beträgt 25 bis 30 Jahre.
«Immer mehr Elektrounternehmen bilden Solarabteilungen»
Wie gut nutzen Elektroinstallateure das Auftragspotenzial für solare Installationen?
Viele Elektroinstallateure hatten in den vergangenen Jahren volle Auftragsbücher und beschäftigten sich entsprechend weniger mit dem Zusatzgeschäft der Installation von Solaranlagen. Auch besteht sicherlich ein gewisser Respekt davor, dass die Montage auf dem Dach stattfindet – also nicht das Kerneinsatzgebiet eines Elektroinstallateurs. Trotzdem lässt sich beobachten, dass immer mehr Elektrounternehmen Solarabteilungen bilden und damit am Markt erfolgreich sind.
Wo sehen Sie das grösste Potenzial, um an solche Aufträge zu kommen, allenfalls auch in Bereichen, die Installateure noch wenig nutzen?
Das grösste Potenzial liegt darin, Gesamtlösungen zu verkaufen und nicht nur einzelne Produkte. Gerade im Zusammenhang mit Elektromobilität, Speicherlösungen und Energiemanagement kommt man heute nicht mehr am Elektroinstallateur vorbei, und diesen Markt sollte er sich nicht entgehen lassen. Wer hier kompetent und überzeugend beraten kann, wird auch den Auftrag erhalten.
Solaranlage von Winterhalter + Fenner AG in Wallisellen
Gutes Beispiel Winterhalter + Fenner AG hat selbst eine grosse Investition in eine saubere Energieversorgung getätigt und das neue Logistikzentrum grossflächig mit Solarpanels ausgerüstet.
Kennzahlen
Eckdaten der Solaranlage von Winterhalter + Fenner AG in Wallisellen:
• 1700 m2 Modulfläche
• 313,1 kWp
• 1010 Module: KIOTO 310 Wp Fullblack Deflect
• 3× SolarEdge SE82.8K
• 1× SolarEdge SE17K
• 520× SolarEdge Leistungsoptimierer P650
• Unterkonstruktion: Ernst Schweizer OstWest 10°
Wir hören immer wieder, dass zehn Prozent der privaten Anlagen mit einer Speicherbatterie ergänzt werden. Können Sie diese Aussage bestätigen?
Das Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit ist bei Herr und Frau Schweizer trotz der aktuell tiefen Strompreise stark. Somit lässt sich diese Zahl mindestens bestätigen. Auch die nachträgliche Ergänzung eines Speichers macht Sinn, da man nach einer gewissen Zeit das Nutzungsverhalten genauer kennt und somit die Speicherkapazität optimaler abstimmen kann. Dies ist ebenfalls ein potenzielles Zusatzgeschäft für Installateure.
Welches Schritte muss ein Installateur gehen, wenn er zukünftig Solaranlagen installieren möchte?
Unterstützung in der Planung und Projektbegleitung bieten sicher einmal wir mit unserem sehr erfahrenen Kompetenzteam im Bereich erneuerbare Energien. Zudem bieten die Branchenverbände wie Swissolar diverse Basisschulungen an. Es gibt auch weiterführende Lehrgänge, zum Beispiel an der Energieakademie Toggenburg, wo zwei unserer Fachberater unterrichten. Sinnvoll kann auch eine Kooperation mit einem Dachdecker sein, um sich mit den jeweiligen Kompetenzen gegenseitig zu ergänzen.
Impressum
Autor: René Senn
Bildquelle: Winterhalter + Fenner AG
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