Der Klimawandel aus Sicht eines Schweizer Forschers

Der Klimawandel aus Sicht eines Schweizer Forschers

Photo by Jean Pierre Brungs on Unsplash

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Als vor ein paar hundert Jahren Wissenschaftler wie Kopernikus und Galileo behaupteten, die Erde sei rund und drehe sich um die Sonne, lösten sie grossen Wirbel aus. Es brauchte viel Zeit, Geduld und weitere wissenschaftliche Arbeiten, bis sich die Menschheit eingestehen konnten, dass sie Recht hatten. 

Seit über 30 Jahren warnen Wissenschaftler aus aller Welt davor, dass sich das Klima der Erde aufgrund der menschlichen Aktivitäten erwärmt und, falls dem nicht Einhalt geboten wird, in möglicherweise dramatischer Weise. Kluge Köpfe entwickeln mathematische Modelle, die aufzeigen, dass das Leben auf unserem Planeten in 100 Jahren mehr als ungemütlich sein wird, wenn wir nicht sehr bald CO2-Neutralität erreichen. Und immer noch lösen diese Erkenntnisse heftige Kontroversen aus. 

Hier endet jedoch der Vergleich mit der Astronomie, denn würde man heute immer noch nicht glauben, dass die Erde die Sonne umkreist, würde sie es trotzdem immer noch ungestört und im selben Rhythmus tun. Die Klimaveränderung hingegen lässt kaum mehr Zeit für Skepsis. In 100 Jahren wird es kaum etwas nützen, wenn noch wenige privilegierte Menschen die Möglichkeit haben festzustellen, dass die Modelle der Klimawissenschaftler korrekt waren.

Prof. Dr. Andreas Fischlin von der ETH Zürich ist einer der führenden Klimaspezialisten der Schweiz. Im Rahmen von «What’s Next?» gab er ein langes Interview über seine Erkenntnisse zum Klimawandel.

Interview 1. Teil:

Wissenschaftler schlagen Alarm bezüglich der Folgen der globalen Klimaerwärmung. Ist es wirklich so kritisch? Was erwartet uns?
Wenn wir gleich weitermachen wie bisher, erwärmt sich die Erde innerhalb der nächsten 80 Jahre im Durchschnitt um fast 5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit. Das Schmelzen von Gletschern, den grossen Eisschildern in Grönland und der Arktis und die Ausdehnung des Meerwassers durch die Erwärmung lässt den Meeresspiegel ansteigen und wird langfristig viele Küsten und tiefliegende Festlandregionen unbewohnbar machen. Damit sind viele Millionenstädte wie London oder Shanghai gefährdet. Schon heute will keine Versicherung mehr die Innenstadt von London versichern, weil sie nur einen Meter über dem Meeresspiegel liegt. Die Häufigkeit und Intensität von Wetterextremen wie Starkniederschläge oder Hitzewellen werden zunehmen.Gleichzeitig wird der Mangel an Frischwasser in Regionen wie z.B. dem Mittelmeerraum zu einem erheblichen Problem werden und ganze Landstriche unbewohnbar machen. Auch die Schweiz wird im Sommer unter Wasserknappheit leiden, wenn es nicht rechtzeitig gelingt, Gegenmassnahmen wie beispielsweise neue Stauseen anzulegen, welche die Ausgleichsfunktion der dann fehlenden Gletscher übernehmen. Wir stellen bereits heute fest, dass klimabedingte Extremereignisse wie Hitzewellen und Dürren zu Erkrankungen und Todesfällen sowie Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen führen. Es wird neue Krankheitserreger und Schädlinge geben. Millionen Menschen werden entwurzelt und zu Klimaflüchtlingen, was vermutlich zu gewaltigen Bevölkerungsbewegungen führen wird. Unzählige Gesellschaften werden destabilisiert, wodurch erwiesener­massen das Risiko von kriegerischen Auseinandersetzungen steigt.


«In meinen Augen ist es unethisch, nichts gegen den Klima­wandel zu unternehmen.»


Starke Klimaveränderungen gab es ja schon immer, auch ohne den CO2-Ausstoss der industriellen Zeit. Ist der Mensch wirklich der Verursacher des Temperaturanstiegs?
Diese Frage hört man immer noch, zum Glück aber immer seltener. Unser Wissen zum Klimawandel und seinen Ursachen beruht heute auf einem sehr soliden Fundament. Auch die vergangenen Klimaänderungen und was es daraus für die heutige Situation zu lernen gilt, verstehen wir in den wichtigsten Punkten schon sehr gut.
Zu den Ursachen der Klimaerwärmung ist Folgendes festzuhalten: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch für den beobachteten durchschnittlichen Temperaturanstieg und den Klimawandel nicht verantwortlich ist, wurde vom Weltklimarat im letzten Bericht nur noch auf 1 bis 5 Prozent geschätzt. Diese Einschätzung basiert auf vielen wissenschaftlichen Erkenntnissen: Die immer noch ansteigenden Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen aus der Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl sowie Landnutzungsänderungen wie z.B. Entwaldungen, führen in der Atmosphäre zur Bildung einer die Wärmestrahlung zurückhaltenden «Decke». Dies erzwingt ein Anstieg der Temperaturen an der Erdoberfläche, ob über Land oder Meer, bis ein neues Gleichgewicht erreicht ist. Eine Vielzahl von Belegen bestätigt das theoretische physikalische Verständnis und die Beobachtungen. Nicht nur stimmen die Messungen mit dem zu Erwartenden seit Jahrzehnten überein, sondern auch die auf den grundlegenden physikalischen Grundgesetzen aufgebauten Modelle verhalten sich stimmig. 
Damit lassen sich auch andere natürliche Ursachen von Temperaturänderungen wie kurzfristige Schwankungen in der Sonneneinstrahlung, Vulkanausbrüche, langfristigere interne Klimazyklen sowie grosse vergangene Klimaänderungen nachbilden und grösstenteils schlüssig erklären. Der Nachweis, dass die heutige Klimaerwärmung durch den Menschen mitverursacht ist, wurde schon 1996, d.h. vor fast 25 Jahren erbracht. Inzwischen sind detailliertere Studien erschienen, welche die eindeutig beobachtete globale Erwärmung der letzten 50 Jahre zu mehr als 95 Prozent auf menschliche Ursachen zurückführen. Auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit für Extremereignisse wie Starkniederschläge oder Hitzewellen lässt sich auf diesen menschlichen Einfluss zurückführen.
Seit den 1990er-Jahren hat die globale Durchschnittstemperatur nochmals um über 0,4 Grad Celsius zugenommen, und die Erde hat seit vorindustriellen Verhältnissen eine Erwärmung um 1 Grad erfahren. Statt nun darüber zu streiten, ob die Wissenschaft zu 95, zu 99 oder 100 Prozent recht hat, sollte man meines Erachtens dringend vorsorgliche Massnahmen ergreifen. Ich denke es ist unethisch, es nicht zu tun. Kein Mensch schliesst eine Brandversicherung erst dann ab, wenn er zu hundert Prozent sicher ist, dass sein Haus abbrennen wird.

Sie sagten, dieses Wissen sei solid. Wie breit ist es abgestützt?
Das kann ich aufgrund meiner wissenschaftlichen Tätigkeit seit 1985 sehr leicht beantworten: Der Weltklimarat wurde in regelmässigen Abständen beauftragt, alle Regierungen bezüglich Zustand des Klimas und Ursachen und Konsequenzen des Klimawandels zu beraten. Das ist nun fünfmal im 7-Jahres-Rhythmus geschehen. Und fünfmal kamen die besten Klimawissenschaftler der Welt wieder und wieder mit stets zunehmender Sicherheit und immer klareren Belegen zum Schluss, dass der Klimawandel real und der Mensch der Hauptverursacher ist. Es ist das Resultat der Arbeit von Tausenden von Autoren und Gutachtern mit ausgewiesener Kenntnis des Klimasystems. Pro Jahr erscheinen 15‘000 Reviews und Publikationen über den Klimawandel. Eine überwältigende Menge an Informationen und Untersuchungen ist verfügbar. Die Beweise häufen sich, sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen und werden infolge falschen Verständnisses der Zusammenhänge manchmal sogar als Gegenargument zur Klimaerwärmung verwendet.

Gewisse Beweise werden als Gegenargument verwendet?
Ja, zum Beispiel Resultate aus der Weltraumforschung. Mit Satelliten erstellbare Messungen zeigen, dass sich der oberste Teil der Atmosphäre abkühlt. Diese Tatsache wurde bis vor zehn Jahren oft als Argument und als angeblicher Beweis für die Behauptung verwendet, es gäbe keine Klimaerwärmung. Sie ist aber ein Beweis dafür, dass der Treibhauseffekt wirkt und zunimmt. Würde die Atmosphäre nur infolge erhöhter Sonneneinstrahlung erwärmt, würde sie sich gleichmässig erwärmen. Von der Sonne kommt aber seit Jahrhunderten immer ähnlich viel Energie, auch wenn es geringfügige Schwankungen durchaus gibt. Grundsätzlich wird die Sonnenenergie immer von der Erdoberfläche und den Ozeanen wieder in die Atmosphäre zurückgestrahlt. Heute wird durch die höhere Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre die Wärmeenergie in den unteren Schichten zurückgehalten. Dieser Treibhauseffekt bremst also die Rückstrahlung der Wärmestrahlen ab, die durch die Atmosphäre hindurch zurück ins Weltall gelangen müssen. Es verbleibt von der etwa gleichbleibenden Menge an Sonnenenergie mehr in der Nähe der Erdoberfläche, wodurch für die obere Schicht der Atmosphäre gezwungenermassen weniger Energie übrigbleibt und sie sich abkühlen muss. Dies ist ein Beleg dafür, dass es den Treibhauseffekt gibt, und nichts Anderes. Skeptiker verwenden oft Abkühlungseffekte, um den Klimawandel zu leugnen, obwohl diese genau das Gegenteil belegen.
Beispielsweise, wenn einige wenige Gletscher wachsen, weil durch den Klimawandel die Niederschläge in ihrem Zuwachsgebiet zugenommen haben. Oder wenn im Winter die durch den Klimawandel intensiver gewordenen Starkniederschlagsereignisse besonders viel Schnee bringen, hört man wiederholt höhnische Stimmen, der Klimawandel sei nun abgeblasen.

Weiter bei Interview Teil 2...

 


Photo by Jeremy Bishop on Unsplash

Interview 1. Teil:

Wissenschaftler schlagen Alarm bezüglich der Folgen der globalen Klimaerwärmung. Ist es wirklich so kritisch? Was erwartet uns?
Wenn wir gleich weitermachen wie bisher, erwärmt sich die Erde innerhalb der nächsten 80 Jahre im Durchschnitt um fast 5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit. Das Schmelzen von Gletschern, den grossen Eisschildern in Grönland und der Arktis und die Ausdehnung des Meerwassers durch die Erwärmung lässt den Meeresspiegel ansteigen und wird langfristig viele Küsten und tiefliegende Festlandregionen unbewohnbar machen. Damit sind viele Millionenstädte wie London oder Shanghai gefährdet. Schon heute will keine Versicherung mehr die Innenstadt von London versichern, weil sie nur einen Meter über dem Meeresspiegel liegt. Die Häufigkeit und Intensität von Wetterextremen wie Starkniederschläge oder Hitzewellen werden zunehmen.Gleichzeitig wird der Mangel an Frischwasser in Regionen wie z.B. dem Mittelmeerraum zu einem erheblichen Problem werden und ganze Landstriche unbewohnbar machen. Auch die Schweiz wird im Sommer unter Wasserknappheit leiden, wenn es nicht rechtzeitig gelingt, Gegenmassnahmen wie beispielsweise neue Stauseen anzulegen, welche die Ausgleichsfunktion der dann fehlenden Gletscher übernehmen. Wir stellen bereits heute fest, dass klimabedingte Extremereignisse wie Hitzewellen und Dürren zu Erkrankungen und Todesfällen sowie Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen führen. Es wird neue Krankheitserreger und Schädlinge geben. Millionen Menschen werden entwurzelt und zu Klimaflüchtlingen, was vermutlich zu gewaltigen Bevölkerungsbewegungen führen wird. Unzählige Gesellschaften werden destabilisiert, wodurch erwiesener­massen das Risiko von kriegerischen Auseinandersetzungen steigt.


«In meinen Augen ist es unethisch, nichts gegen den Klima­wandel zu unternehmen.»


Starke Klimaveränderungen gab es ja schon immer, auch ohne den CO2-Ausstoss der industriellen Zeit. Ist der Mensch wirklich der Verursacher des Temperaturanstiegs?
Diese Frage hört man immer noch, zum Glück aber immer seltener. Unser Wissen zum Klimawandel und seinen Ursachen beruht heute auf einem sehr soliden Fundament. Auch die vergangenen Klimaänderungen und was es daraus für die heutige Situation zu lernen gilt, verstehen wir in den wichtigsten Punkten schon sehr gut.
Zu den Ursachen der Klimaerwärmung ist Folgendes festzuhalten: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch für den beobachteten durchschnittlichen Temperaturanstieg und den Klimawandel nicht verantwortlich ist, wurde vom Weltklimarat im letzten Bericht nur noch auf 1 bis 5 Prozent geschätzt. Diese Einschätzung basiert auf vielen wissenschaftlichen Erkenntnissen: Die immer noch ansteigenden Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen aus der Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl sowie Landnutzungsänderungen wie z.B. Entwaldungen, führen in der Atmosphäre zur Bildung einer die Wärmestrahlung zurückhaltenden «Decke». Dies erzwingt ein Anstieg der Temperaturen an der Erdoberfläche, ob über Land oder Meer, bis ein neues Gleichgewicht erreicht ist. Eine Vielzahl von Belegen bestätigt das theoretische physikalische Verständnis und die Beobachtungen. Nicht nur stimmen die Messungen mit dem zu Erwartenden seit Jahrzehnten überein, sondern auch die auf den grundlegenden physikalischen Grundgesetzen aufgebauten Modelle verhalten sich stimmig. 
Damit lassen sich auch andere natürliche Ursachen von Temperaturänderungen wie kurzfristige Schwankungen in der Sonneneinstrahlung, Vulkanausbrüche, langfristigere interne Klimazyklen sowie grosse vergangene Klimaänderungen nachbilden und grösstenteils schlüssig erklären. Der Nachweis, dass die heutige Klimaerwärmung durch den Menschen mitverursacht ist, wurde schon 1996, d.h. vor fast 25 Jahren erbracht. Inzwischen sind detailliertere Studien erschienen, welche die eindeutig beobachtete globale Erwärmung der letzten 50 Jahre zu mehr als 95 Prozent auf menschliche Ursachen zurückführen. Auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit für Extremereignisse wie Starkniederschläge oder Hitzewellen lässt sich auf diesen menschlichen Einfluss zurückführen.
Seit den 1990er-Jahren hat die globale Durchschnittstemperatur nochmals um über 0,4 Grad Celsius zugenommen, und die Erde hat seit vorindustriellen Verhältnissen eine Erwärmung um 1 Grad erfahren. Statt nun darüber zu streiten, ob die Wissenschaft zu 95, zu 99 oder 100 Prozent recht hat, sollte man meines Erachtens dringend vorsorgliche Massnahmen ergreifen. Ich denke es ist unethisch, es nicht zu tun. Kein Mensch schliesst eine Brandversicherung erst dann ab, wenn er zu hundert Prozent sicher ist, dass sein Haus abbrennen wird.

Sie sagten, dieses Wissen sei solid. Wie breit ist es abgestützt?
Das kann ich aufgrund meiner wissenschaftlichen Tätigkeit seit 1985 sehr leicht beantworten: Der Weltklimarat wurde in regelmässigen Abständen beauftragt, alle Regierungen bezüglich Zustand des Klimas und Ursachen und Konsequenzen des Klimawandels zu beraten. Das ist nun fünfmal im 7-Jahres-Rhythmus geschehen. Und fünfmal kamen die besten Klimawissenschaftler der Welt wieder und wieder mit stets zunehmender Sicherheit und immer klareren Belegen zum Schluss, dass der Klimawandel real und der Mensch der Hauptverursacher ist. Es ist das Resultat der Arbeit von Tausenden von Autoren und Gutachtern mit ausgewiesener Kenntnis des Klimasystems. Pro Jahr erscheinen 15‘000 Reviews und Publikationen über den Klimawandel. Eine überwältigende Menge an Informationen und Untersuchungen ist verfügbar. Die Beweise häufen sich, sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen und werden infolge falschen Verständnisses der Zusammenhänge manchmal sogar als Gegenargument zur Klimaerwärmung verwendet.

Gewisse Beweise werden als Gegenargument verwendet?
Ja, zum Beispiel Resultate aus der Weltraumforschung. Mit Satelliten erstellbare Messungen zeigen, dass sich der oberste Teil der Atmosphäre abkühlt. Diese Tatsache wurde bis vor zehn Jahren oft als Argument und als angeblicher Beweis für die Behauptung verwendet, es gäbe keine Klimaerwärmung. Sie ist aber ein Beweis dafür, dass der Treibhauseffekt wirkt und zunimmt. Würde die Atmosphäre nur infolge erhöhter Sonneneinstrahlung erwärmt, würde sie sich gleichmässig erwärmen. Von der Sonne kommt aber seit Jahrhunderten immer ähnlich viel Energie, auch wenn es geringfügige Schwankungen durchaus gibt. Grundsätzlich wird die Sonnenenergie immer von der Erdoberfläche und den Ozeanen wieder in die Atmosphäre zurückgestrahlt. Heute wird durch die höhere Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre die Wärmeenergie in den unteren Schichten zurückgehalten. Dieser Treibhauseffekt bremst also die Rückstrahlung der Wärmestrahlen ab, die durch die Atmosphäre hindurch zurück ins Weltall gelangen müssen. Es verbleibt von der etwa gleichbleibenden Menge an Sonnenenergie mehr in der Nähe der Erdoberfläche, wodurch für die obere Schicht der Atmosphäre gezwungenermassen weniger Energie übrigbleibt und sie sich abkühlen muss. Dies ist ein Beleg dafür, dass es den Treibhauseffekt gibt, und nichts Anderes. Skeptiker verwenden oft Abkühlungseffekte, um den Klimawandel zu leugnen, obwohl diese genau das Gegenteil belegen.
Beispielsweise, wenn einige wenige Gletscher wachsen, weil durch den Klimawandel die Niederschläge in ihrem Zuwachsgebiet zugenommen haben. Oder wenn im Winter die durch den Klimawandel intensiver gewordenen Starkniederschlagsereignisse besonders viel Schnee bringen, hört man wiederholt höhnische Stimmen, der Klimawandel sei nun abgeblasen.

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Wenn sich ein Nobelpreis­träger für das Klima einsetzt

Prof. Dr. Andreas Fischlin
Andreas Fischlin, Jahrgang 1949, studierte Biologie und Systemtheorie und war als Ökologie-Forscher in Kanada und später an der ETH Zürich tätig. An der ETH und der Universität Zürich lehrte er zuerst Ökologie und Informatik, heute unterrichtet er Systemökologie. Er spielte eine führende Rolle beim Aufbau des innovativen ETH-Studiengangs und Departements Umweltwissenschaften.

Friedensnobelpreis 2007
Als leitender Autor des zweiten und vierten Sachstandsberichts des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, Weltklimarat) ist Andreas Fischlin Mitempfänger des Friedensnobelpreises, der dem IPCC 2007 verliehen wurde. Er meint, dass es ihm eine glückliche Fügung der Umstände ermöglichte, wie kaum ein anderer Wissenschaftler Erfahrungen zu sammeln. Diese Erfahrung stellte er 17 Jahre lang als Wissenschaftsvertreter der schweizerischen Delegation bei den Klimaverhandlungen zur Verfügung. Er ist auch im Beratungsorgan des Bundesrats, dem Organe Consultatif du Changement Climatique OCCC aktiv, das eine Art Schweizer IPCC ist. Es trifft sich unter anderen mit der zuständigen Bundesrätin und hat eine beratende Funktion.

Wichtiger Motor des Pariser Abkommens
Insider wissen, dass Andreas Fischlin einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Pariser Verhandlungen geleistet hat. Zusammen mit seinem chinesischen Kollegen verfasste er den 180-seitigen Bericht,  auf den sich die Verhandlungsparteien stützten. Ohne diesen Bericht hätte das Abkommen vermutlich anders ausgesehen. Seine Aussagen in diesem Gespräch haben deshalb umso mehr Gewicht.

Wenn sich ein Nobelpreis­träger für das Klima einsetzt

Prof. Dr. Andreas Fischlin
Andreas Fischlin, Jahrgang 1949, studierte Biologie und Systemtheorie und war als Ökologie-Forscher in Kanada und später an der ETH Zürich tätig. An der ETH und der Universität Zürich lehrte er zuerst Ökologie und Informatik, heute unterrichtet er Systemökologie. Er spielte eine führende Rolle beim Aufbau des innovativen ETH-Studiengangs und Departements Umweltwissenschaften.

Friedensnobelpreis 2007
Als leitender Autor des zweiten und vierten Sachstandsberichts des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, Weltklimarat) ist Andreas Fischlin Mitempfänger des Friedensnobelpreises, der dem IPCC 2007 verliehen wurde. Er meint, dass es ihm eine glückliche Fügung der Umstände ermöglichte, wie kaum ein anderer Wissenschaftler Erfahrungen zu sammeln. Diese Erfahrung stellte er 17 Jahre lang als Wissenschaftsvertreter der schweizerischen Delegation bei den Klimaverhandlungen zur Verfügung. Er ist auch im Beratungsorgan des Bundesrats, dem Organe Consultatif du Changement Climatique OCCC aktiv, das eine Art Schweizer IPCC ist. Es trifft sich unter anderen mit der zuständigen Bundesrätin und hat eine beratende Funktion.

Wichtiger Motor des Pariser Abkommens
Insider wissen, dass Andreas Fischlin einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Pariser Verhandlungen geleistet hat. Zusammen mit seinem chinesischen Kollegen verfasste er den 180-seitigen Bericht,  auf den sich die Verhandlungsparteien stützten. Ohne diesen Bericht hätte das Abkommen vermutlich anders ausgesehen. Seine Aussagen in diesem Gespräch haben deshalb umso mehr Gewicht.

Interview 2. Teil:

Oft wird auch behauptet, extreme Wetterereignisse hätten mit dem Klimawandel nichts zu tun. Wie sehen Sie das?
Weltweit ist eine deutliche Zunahme von Hitzewellen und Starkniederschlägen festzustellen, die nachweislich einen Zusammenhang mit der globalen Erwärmung haben. Die Erhöhung der mittleren Temperatur hat schon aus rein statistischen Gründen mehr Hitzewellen zur Folge. Das liegt daran, dass sich bei einer höheren mittleren Temperatur auch die ganze statistische Verteilung dieser Ereignisse und damit auch deren Extreme verschieben. Das ist alles reine Physik.
Gestützt auf modernste Forschung ist zu erwarten, dass die Intensität der Niederschläge weiterhin zunehmen wird. Der Wasserkreislauf wird durch ein Grad Erwärmung durchschnittlich, aus rein grundlagenphysikalischen Gründen, um 7 Prozent angeregt. Die Intensität kann also bis zum theoretischen Potenzial von 7 Prozent pro Grad Erwärmung ansteigen, was extreme Wetterereignisse wahrscheinlicher werden lässt. Ob sich das ganze Potenzial wirklich realisieren wird, ist zum Glück fraglich. Doch belegen Beobachtungen und Modellrechnungen für die Zukunft in vertrauenswürdiger Weise, dass Starkniederschlagsereignisse an Intensität zunehmen werden. Allein in der Nordschweiz haben sie den letzten hundert Jahren im Winter um 75 Prozent zugenommen.
 
Sie haben uns davon überzeugt, dass die Klimaerwärmung menschengemacht ist. Weshalb genügt es nicht, die CO2-Emissionen zu reduzieren? Die Natur macht doch den Rest. 
Der Bericht des Weltklimarats von 2018 war eindeutig: Wenn wir das in Paris 2015 gesetzte Ziel erreichen wollen, müssen sich die Gesellschaft und unser Lebensstil auf revolutionäre Art verändern. Konkret müssen wir den globalen CO2-Ausstoss bis 2050 netto auf null bringen. In 30 Jahren muss alles CO2-frei sein, vom Lieferanten über den Bau eines Gebäudes bis hin zu seinem Rückbau. Alles muss CO2-frei funktionieren, jede Maschine, jeder Bagger. Und wenn es nicht möglich ist, sie elektrisch zu betreiben, müssen wir CO2-neutral erzeugten Treibstoff verwenden.
Nur so können wir den Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad begrenzen, eine Reduktion der Emissionen genügt nicht. Und auch wenn der weltweite CO2-Ausstoss sofort gestoppt würde, würde die globale Temperatur nicht sinken – sie steigt bloss nicht mehr. Das Klima würde aber für mindestens 1000 Jahre noch so bleiben, wie es jetzt ist. In der Vergangenheit brauchte die Natur Millionen von Jahren, um eine so grosse Menge an CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Das gilt auch für die Zukunft. Nur wenn es uns gelänge, darüber hinaus noch CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und zum Beispiel im Boden einzulagern, würde sich die Lage verbessern und  die Temperaturen könnten wieder auf das Niveau gebracht werden, das unsere Zivilisation über Jahrhunderte hat erblühen lassen. Aber uns fehlen die Mittel, um dies mit beliebig riesigen Mengen an CO2 zu bewerkstelligen, denn hierzu bräuchten wir Waldflächen, die es auf diesem Planeten nicht gibt. Also ist es wichtig, den CO2-Ausstoss sehr rasch herunterzufahren, damit nicht exorbitante Mengen an CO2 in die Atmosphäre gelangen.
 
Was bedeutet es sonst noch, den CO2-Austoss bis 2050 auf null zu bringen?
Die Welt muss ihre Energiequellen komplett umgestalten: weg von Kohle, Erdöl und Erdgas hin zu Wasserkraft, Sonne, Wind, Geothermie und weiteren erneuerbaren und CO2-neutralen Quellen. Das heisst etwa, dass man in Neubauten keine Öl- und Gasheizungen mehr einbaut. In der Schweiz wird derzeit über ein entsprechendes Verbot diskutiert – je schneller es kommt, desto besser. Ausserdem könnten moderne Gebäude auch Energie produzieren. Das bedeutet, jede Wohnüberbauung müsste eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach oder an den Hausaussenwänden haben. Die Auswahl der Baumaterialen ist zu überdenken. Auch die mit viel CO2-Ausstoss verknüpfte Zementproduktion ist einzudämmen, z.B. durch die Förderung des modernen Holzbaus. Wo auf Zement nicht verzichtet werden kann, muss er CO2-neutral produziert werden.
 
Welche Rolle spielt die Schweiz? Der Weltklimarat IPCC hat seinen Sitz in Genf, Schweizer Spezialisten sind in der Klimaforschung führend – das sollte doch einiges bewegen.
Diesbezüglich bin ich eher enttäuscht. Der Bundesrat tut zwar sein Bestes, er versucht, das Abkommen von Paris umzusetzen, das das Parlament nun auch ratifiziert hat. Leider sind sich noch nicht alle Parteien der Dringlichkeit der Lage bewusst: Besonders Stimmen aus bürgerlichen Parteien spielen das Problem herunter, was ich sehr bedaure. Allgemein gilt, dass wer das Problem leugnet, wie gesagt unethisch handelt, denn wir wissen heute, was wir tun.
Die Schweiz ist in Sachen CO2-Ausstoss nicht ganz auf Kurs gegenüber den selbst gesetzten Zielen und damit auch den Zielen von Paris. Das ist jammerschade, denn wir verfügen über das entsprechende Knowhow, und aufgrund unserer besonderen Position in Europa könnten wir auch die Rolle als Firstmover übernehmen. Wir nutzen diese gute Ausgangslage aber viel zu wenig. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir wichtige Chancen verpassen. Wir sollten in Sachen Klima ehrgeizig und energisch handeln, davon würden wir schlussendlich alle nur profitieren!


«Klimaschutz lohnt sich insgesamt auch rein wirtschaftlich, und die Schweiz hätte das Knowhow dafür.»


Die Kosten für ambitionierten Klimaschutz wurden im letzten Bericht des Klimarats global auf jährlich höchstens 0,06 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts geschätzt. Vergleichbare Zahlen sind von namhaften Ökonomen der ETH und der EPFL in mehreren Studien auch für die Schweiz errechnet worden. Wenn man bedenkt, welchen Schwankungen die Wirtschaft unterliegt, sind diese Mehrkosten kaum wahrnehmbar. Das heisst, dass die ökonomischen Auswirkungen einer ambitionierten Klimapolitik im Vergleich zu einer Laisser-faire-Klimapolitik bezüglich Kosten wahrscheinlich kaum nachweisbar sind. Für eine Gesamtbetrachtung müssten dann natürlich auch noch die Vorteile mitgerechnet werden, beispielsweise Co-Benefits wie bessere Luft, Vorteile für die Gesundheit und konstante klimatische Bedingungen für die Landwirtschaft. Und ökonomisch am wichtigsten gilt es hier zu beachten, dass der Klimawandel schon heute erhebliche Kosten und irreparable Schäden verursacht, auch in der Schweiz, wie sich das an unzähligen Beispielen aufzeigen lässt. Kurzum: Klimaschutz lohnt sich insgesamt auch rein wirtschaftlich. Statt vor der grossen Herausforderung zu verzagen, sollten wir sie als Ansporn nehmen. Derartiger Ansporn hat uns in der Schweiz schon in der Vergangenheit geholfen, beachtenswerte und geschätzte Leistungen zu erbringen, ohne die wir unseren Wohlstand nicht derart hätten entwickeln können. Warum nicht auch jetzt?

 

 


Photo by Anders Jilden on Unsplash

Interview 2. Teil:

Oft wird auch behauptet, extreme Wetterereignisse hätten mit dem Klimawandel nichts zu tun. Wie sehen Sie das?
Weltweit ist eine deutliche Zunahme von Hitzewellen und Starkniederschlägen festzustellen, die nachweislich einen Zusammenhang mit der globalen Erwärmung haben. Die Erhöhung der mittleren Temperatur hat schon aus rein statistischen Gründen mehr Hitzewellen zur Folge. Das liegt daran, dass sich bei einer höheren mittleren Temperatur auch die ganze statistische Verteilung dieser Ereignisse und damit auch deren Extreme verschieben. Das ist alles reine Physik.
Gestützt auf modernste Forschung ist zu erwarten, dass die Intensität der Niederschläge weiterhin zunehmen wird. Der Wasserkreislauf wird durch ein Grad Erwärmung durchschnittlich, aus rein grundlagenphysikalischen Gründen, um 7 Prozent angeregt. Die Intensität kann also bis zum theoretischen Potenzial von 7 Prozent pro Grad Erwärmung ansteigen, was extreme Wetterereignisse wahrscheinlicher werden lässt. Ob sich das ganze Potenzial wirklich realisieren wird, ist zum Glück fraglich. Doch belegen Beobachtungen und Modellrechnungen für die Zukunft in vertrauenswürdiger Weise, dass Starkniederschlagsereignisse an Intensität zunehmen werden. Allein in der Nordschweiz haben sie den letzten hundert Jahren im Winter um 75 Prozent zugenommen.
 
Sie haben uns davon überzeugt, dass die Klimaerwärmung menschengemacht ist. Weshalb genügt es nicht, die CO2-Emissionen zu reduzieren? Die Natur macht doch den Rest. 
Der Bericht des Weltklimarats von 2018 war eindeutig: Wenn wir das in Paris 2015 gesetzte Ziel erreichen wollen, müssen sich die Gesellschaft und unser Lebensstil auf revolutionäre Art verändern. Konkret müssen wir den globalen CO2-Ausstoss bis 2050 netto auf null bringen. In 30 Jahren muss alles CO2-frei sein, vom Lieferanten über den Bau eines Gebäudes bis hin zu seinem Rückbau. Alles muss CO2-frei funktionieren, jede Maschine, jeder Bagger. Und wenn es nicht möglich ist, sie elektrisch zu betreiben, müssen wir CO2-neutral erzeugten Treibstoff verwenden.
Nur so können wir den Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad begrenzen, eine Reduktion der Emissionen genügt nicht. Und auch wenn der weltweite CO2-Ausstoss sofort gestoppt würde, würde die globale Temperatur nicht sinken – sie steigt bloss nicht mehr. Das Klima würde aber für mindestens 1000 Jahre noch so bleiben, wie es jetzt ist. In der Vergangenheit brauchte die Natur Millionen von Jahren, um eine so grosse Menge an CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Das gilt auch für die Zukunft. Nur wenn es uns gelänge, darüber hinaus noch CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und zum Beispiel im Boden einzulagern, würde sich die Lage verbessern und  die Temperaturen könnten wieder auf das Niveau gebracht werden, das unsere Zivilisation über Jahrhunderte hat erblühen lassen. Aber uns fehlen die Mittel, um dies mit beliebig riesigen Mengen an CO2 zu bewerkstelligen, denn hierzu bräuchten wir Waldflächen, die es auf diesem Planeten nicht gibt. Also ist es wichtig, den CO2-Ausstoss sehr rasch herunterzufahren, damit nicht exorbitante Mengen an CO2 in die Atmosphäre gelangen.
 
Was bedeutet es sonst noch, den CO2-Austoss bis 2050 auf null zu bringen?
Die Welt muss ihre Energiequellen komplett umgestalten: weg von Kohle, Erdöl und Erdgas hin zu Wasserkraft, Sonne, Wind, Geothermie und weiteren erneuerbaren und CO2-neutralen Quellen. Das heisst etwa, dass man in Neubauten keine Öl- und Gasheizungen mehr einbaut. In der Schweiz wird derzeit über ein entsprechendes Verbot diskutiert – je schneller es kommt, desto besser. Ausserdem könnten moderne Gebäude auch Energie produzieren. Das bedeutet, jede Wohnüberbauung müsste eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach oder an den Hausaussenwänden haben. Die Auswahl der Baumaterialen ist zu überdenken. Auch die mit viel CO2-Ausstoss verknüpfte Zementproduktion ist einzudämmen, z.B. durch die Förderung des modernen Holzbaus. Wo auf Zement nicht verzichtet werden kann, muss er CO2-neutral produziert werden.
 
Welche Rolle spielt die Schweiz? Der Weltklimarat IPCC hat seinen Sitz in Genf, Schweizer Spezialisten sind in der Klimaforschung führend – das sollte doch einiges bewegen.
Diesbezüglich bin ich eher enttäuscht. Der Bundesrat tut zwar sein Bestes, er versucht, das Abkommen von Paris umzusetzen, das das Parlament nun auch ratifiziert hat. Leider sind sich noch nicht alle Parteien der Dringlichkeit der Lage bewusst: Besonders Stimmen aus bürgerlichen Parteien spielen das Problem herunter, was ich sehr bedaure. Allgemein gilt, dass wer das Problem leugnet, wie gesagt unethisch handelt, denn wir wissen heute, was wir tun.
Die Schweiz ist in Sachen CO2-Ausstoss nicht ganz auf Kurs gegenüber den selbst gesetzten Zielen und damit auch den Zielen von Paris. Das ist jammerschade, denn wir verfügen über das entsprechende Knowhow, und aufgrund unserer besonderen Position in Europa könnten wir auch die Rolle als Firstmover übernehmen. Wir nutzen diese gute Ausgangslage aber viel zu wenig. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir wichtige Chancen verpassen. Wir sollten in Sachen Klima ehrgeizig und energisch handeln, davon würden wir schlussendlich alle nur profitieren!


«Klimaschutz lohnt sich insgesamt auch rein wirtschaftlich, und die Schweiz hätte das Knowhow dafür.»


Die Kosten für ambitionierten Klimaschutz wurden im letzten Bericht des Klimarats global auf jährlich höchstens 0,06 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts geschätzt. Vergleichbare Zahlen sind von namhaften Ökonomen der ETH und der EPFL in mehreren Studien auch für die Schweiz errechnet worden. Wenn man bedenkt, welchen Schwankungen die Wirtschaft unterliegt, sind diese Mehrkosten kaum wahrnehmbar. Das heisst, dass die ökonomischen Auswirkungen einer ambitionierten Klimapolitik im Vergleich zu einer Laisser-faire-Klimapolitik bezüglich Kosten wahrscheinlich kaum nachweisbar sind. Für eine Gesamtbetrachtung müssten dann natürlich auch noch die Vorteile mitgerechnet werden, beispielsweise Co-Benefits wie bessere Luft, Vorteile für die Gesundheit und konstante klimatische Bedingungen für die Landwirtschaft. Und ökonomisch am wichtigsten gilt es hier zu beachten, dass der Klimawandel schon heute erhebliche Kosten und irreparable Schäden verursacht, auch in der Schweiz, wie sich das an unzähligen Beispielen aufzeigen lässt. Kurzum: Klimaschutz lohnt sich insgesamt auch rein wirtschaftlich. Statt vor der grossen Herausforderung zu verzagen, sollten wir sie als Ansporn nehmen. Derartiger Ansporn hat uns in der Schweiz schon in der Vergangenheit geholfen, beachtenswerte und geschätzte Leistungen zu erbringen, ohne die wir unseren Wohlstand nicht derart hätten entwickeln können. Warum nicht auch jetzt?

 

 


Photo by Anders Jilden on Unsplash

Herzlichen Dank Herr Prof. Dr. Fischlin für Ihre lehrreichen Ausführungen, die sicher manche Leserin und manchen Leser zum Nachdenken und Handeln bringen.


«What’s Next?», das erste Forum
der Gebäudeautomation der Gebäude Netzwerk Initiative GNI, fand am
19. Juni 2019 an der ETH Zürich statt.

www.g-n-i.ch

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