Pelton-Turbinen des KW Ernen
Mit Gletscherwasser Die Pelton-Turbinen des KW Ernen erzeugen jährlich rund 185 GWh, was für einen ZEV mehr als ausreicht.

ZEV oder Netzanschluss?

Neben den technischen Herausforderungen eines ZEV mit dem KW Ernen spielt auch seine wirtschaftliche Betrachtung eine wesentliche Rolle, insbesondere weil im Kraftwerk für den Anschluss eines zusätzlichen Verbrauchers eine neue Mittelspannungsschaltanlage installiert werden muss, was erhebliche Investitionen erfordert. Demgegenüber fallen bei einem regulären Netzanschluss am örtlichen Verteilnetz Netzanschlussgebühren an. Aus Kostensicht ist der Netzanschluss am örtlichen Verteilnetz die günstigere Variante und bietet ausserdem die gewohnt hohe Verfügbarkeit eines Schweizer Stromnetzes. Die Stromversorgung des Energieparks über den ZEV mit dem KW Ernen bringt höhere Anfangsinvestitionen mit sich und ist aufgrund von geplanten und ungeplanten Ausserbetriebnahmen des Kraftwerks unsicherer als jene des örtlichen Verteilnetzes.

Auf lange Sicht hingegen steht die Variante ZEV erheblich besser da. Mit der kostengünstigeren Energie des Kraftwerks können die Mehrkosten des ZEV bei den geplanten 2000 Betriebsstunden der Anlage schon nach einigen Jahren amortisiert werden. Da die Pelletproduktion planbar ist und auf Vorrat Pellets produziert werden können, spielt die geringere Verfügbarkeit der Stromversorgung auch nur eine untergeordnete Rolle.

Diese Überlegungen haben dazu geführt, dass der ZEV ganz klar die zu favorisierende Variante darstellt. Mit der Rhonewerke AG konnte man sich schliesslich rasch über den ZEV einigen und die Umsetzung starten.

ZEV im Betrieb?

Es gibt noch nicht viele Erfahrungen, die mit einem ZEV mit einem Wasserkraftwerk gemacht wurden. Diese müssen beide Seiten erst noch machen. Danach werden sicher Optimierungen z.B. in der Abstimmung der Pelletproduktion an die Produktion des Kraftwerks nötig sein.

Die Stromversorgung wurde im Juli 2020 in Betrieb genommen. Ab Anfang/Mitte August sollten Pellets produziert werden können.

Stefan Brändle ist Teamleiter und Experte Erneuerbare Energie sowie Energiestadtberater bei Amstein + Walthert AG Zürich

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