
eTrends hat mit Recom-Geschäftsführer Rolf Schmid über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesprochen.
Autor: René Senn
Recom Electronic AG gibt es seit 1990, das Unternehmen ging aus einem Management-Buy-out aus der früheren Gould Electronics hervor. Seit 2015 wird es von Rolf Schmid, Claude Müller und Jörg Zemp geführt.
Zum zehnten Jubiläum der Inhaber haben wir bei Geschäftsführer Rolf Schmid nachgefragt: Wie kam es zur Übernahme? Was hat sich seither verändert? Und worauf kommt es heute im technischen Vertrieb wirklich an?
Wie bist du bei der Recom gelandet?
Ich arbeite seit 1990 in der Messtechnik, zuletzt als Verkaufsleiter bei einem Messgerätehersteller. Bei unserem Kunden Recom Electronic ergab sich unerwartet die Möglichkeit, zusammen mit dem langjährigen Vertriebsprofi von Recom, Jörg Zemp, und meinem Kollegen Claude Müller aus der früheren Firma die Firma zu übernehmen.
Würdest du diesen Schritt wieder gehen?
Auf jeden Fall, wir drei haben uns von Anfang an sehr gut verstanden. Jeder bringt seine individuellen Stärken mit ins Team. Es gab in diesen zehn Jahren nie auch nur das kleinste Problem. Ich leite die Firma und bin Ansprechpartner für unsere Mitarbeiter. Gleichzeitig bin ich verantwortlich für den Verkauf der Laborarbeitsplätze und liebe dieses Projektgeschäft. Claude und Jörg sind ebenfalls Techniker, sie sprechen die Sprache unserer Kunden und beraten sie auf Wunsch gerne auch vor Ort. Hier kommen wir zu einem sehr wichtigen Punkt…

Und der wäre?
Unsere Kunden wünschen oftmals eine Vorführung der Geräte und eine persönliche Beratung. Wir sind stets bemüht, bei uns die technisch und menschlich besten Vertriebsmitarbeiter und gleichzeitig ein Top-Team im Innendienst zu haben. Mit dem Kauf der Firma 2015 haben wir acht Mitarbeiter übernommen, den Innendienst aufgestockt, und auch im Aussendienst konnten wir im Laufe der Jahre weitere Mitarbeiter einstellen.
Mit nunmehr zwölf Personen haben wir bei Elektrikern, Schulen und der Industrie einen Namen. Darauf sind wir stolz, ruhen uns jedoch nicht darauf aus. Denn ohne Weiterbildung wäre es ein Stillstand und somit ein Rückschritt.
In dem Fall läuft das Geschäft gut?
Ja, wir sind sehr zufrieden und konnten unseren Umsatz in den letzten Jahren steigern. Als Gegenleistung versuchen wir, junge Leute zu fördern, und sponsern gezielt Schulen und Verbände mit Geräten und unserem Wissen. 2024 konnten wir neue Büroräumlichkeiten beziehen, so dass wir nun mehr Raum für Arbeitsplätze und Lager zur Verfügung haben.
Was begeistert dich am meisten an deiner Tätigkeit?
Die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Vielfalt und die täglich neuen Herausforderungen mit Kunden, Mitarbeitenden und Lieferanten.
Es gibt doch auch Misserfolge, wie gehst du damit um?
Ich bin grundsätzlich ein positiv eingestellter Mensch. Es braucht nicht viel, um einen Misserfolg zu verdauen. Wenn ein Kunde oder Einkäufer ein Gerät nach unserer Vorführung nicht bei uns, sondern bei einem Onlinehändler und demzufolge ohne Support einkauft, ist dies für uns natürlich enttäuschend. Die Geschichte lehrt uns aber, dass viele Kunden früher oder später zu uns zurückfinden, weil sie unseren technischen Support nicht mehr missen möchten.
Was tut dir in der Branche weh und macht dich nachdenklich?
Leider steht häufig der kurzfristige Erfolg im Zentrum. Gute und verlässliche Kundenbetreuer im Vertrieb werden eingespart und die Ausbildung vernachlässigt.
Wie löst ihr das?
Wir gehen einen anderen Weg. Unserer Meinung nach ist es essenziell, neue Mitarbeitende vollumfänglich in die Gerätetechnik einzuarbeiten, damit sie Kunden zu Netzqualitätsmessgeräten sowie zu Geräte- oder Installationstestern fachkundig beraten können. Der Kunde muss ehrlich und kompetent betreut und beraten werden. Die Geräte sollen sich bereits bei der Vorführung bewähren, das Zubehör muss passen. Dies hat schon einige Male dazu geführt, dass der Kunde nach einer technisch falschen Beratung, aber dank uns keinen falschen Kauf tätigte.
Welche Marken der Messtechnik habt ihr in eurem Portfolio?
Wir verkaufen nur Markenprodukte, hinter denen wir zu hundert Prozent stehen können. Wir mussten auch schon Lieferanten abweisen sowie uns von Lieferanten trennen. Es muss einfach passen, und die Lieferanten müssen uns und unsere Kunden ernst nehmen. Aktuell bieten wir Messtechnik-Produkte von 28 verschiedenen Herstellern an.
Verkauf beginnt in der Regel mit Beratung, insbesondere bei komplexen Geräten?
Genau dafür ist die Recom bekannt, und dadurch unterscheiden wir uns von anderen. Wir führen dem Kunden bei Bedarf ein Gerät vor dem Kauf auch vor und sprechen über seine Anforderungen. Mit dem Kauf eines Geräts kann bei uns gleichzeitig eine entsprechende Schulung gebucht werden. In eintägigen Seminaren wird der Gebrauch des Messgeräts in Theorie und Praxis geübt. So lernt der Kunde nicht nur, wie man misst, sondern auch, worauf es beim persönlichen Schutz ankommt.
Das gibt den Kunden die Sicherheit, das Geld für das Richtige auszugeben?
Ja, unsere Kunden schätzen diesen Service sehr.
Seminare scheinen bei euch ein sehr grosses Thema zu sein?
Du hast unsere Webseite angeschaut (lacht). Ja, das ist ein Bereich, den wir weiter ausbauen werden, da die Nachfrage nach den Seminaren sehr gross ist, und in dem wir uns sehr stark engagieren, oft auch in Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Partnern. Unser Wissen weiterzugeben, und dies stets mit den neusten Geräten unterschiedlicher Hersteller, ist eine wichtige Aufgabe der Recom.
Und wie sieht es nach dem Kauf aus bezüglich After-Sales-Support sowie in den Bereichen Reparaturen und Kalibrationen?
Ein wichtiger Punkt für Messgeräte. Für Reparaturen und Kalibrationen arbeiten wir mit Spezialisten zusammen und haben mit unseren Lieferanten in der Schweiz auch offizielle Service- und Reparaturstellen aufgebaut. Dies zum Beispiel mit Produkten der Firmen Megger und Safetytest. Für einen anderen bekannten Lieferanten, Fluke, sind wir exklusiv für die Schweiz als Platin-Vertriebspartner zertifiziert.
Was sind deine Ziele für die nächsten zwei bis fünf Jahre für Recom Electronic AG?
Wir wollen weiterhin der Ansprechpartner für Mess- und Prüftechnik sowie Arbeitsplatz- und Gerätesysteme sein. Kundennähe ist und bleibt das Schlagwort, auch für die nächsten Jahre! Dafür gilt es, auch in Zukunft in junge Elektrotechniker zu investieren. Zusätzlich wollen wir nun vermehrt in Social Media aktiv werden, hier haben wir noch viel Potenzial, zum Beispiel, was Fachberichte und Anwendungsbeispiele angeht.
Wie richtet ihr das Produktportfolio auf kommende Herausforderungen aus?
Dank unserer idealen Grösse mit zwölf Mitarbeitenden sind wir sehr flexibel und können uns schnell neuen Herausforderungen stellen. Wir haben noch einiges geplant, du wirst sehen…
Über Recom Electronic AG
Die Recom Electronic AG mit Sitz in Wollerau (ZH) ist seit 1990 in der Messtechnik zuhause. Das Unternehmen beschäftigt zwölf Mitarbeitende und bietet Lösungen für Netzqualität, Sicherheit, Arbeitsplatzsysteme sowie Messgeräte rund um Elektromobilität und Photovoltaik und vieles mehr. Persönliche Beratung, Geräteschulungen und umfassender Service gehören ebenso zum Angebot wie praxisnahe Vorführungen.
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