Holzheizungen sind zwar nahezu CO₂-neutral, aber sind wahre «Dreckschleudern». Sie verursachen gut 16 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen in der Schweiz.


Autor Hans R. RisAutor: Hans R. Ris, Publizist und Autor aktueller Fachbücher in den Fachgebieten Energie- und Lichttechnik


Bekanntlich empfahl Elcom-Chef Werner Luginbühl Anfang August 2022 der Bevölkerung, sich mit Brennholz und Kerzen einzudecken, um bei einem möglichen Blackout nicht im Dunkeln zu frieren. Kurz darauf seien die Mietgesuche für Wohnungen mit Cheminée gestiegen, sagen Immobilienfirmen, und das Brennholz ist in einzelnen Gemeinden ausverkauft. Luginbühls Empfehlung – kaum als Witz gemeint – hat wohl auch dem Letzten klar gemacht, dass unsere selbst verursachte Energiekrise an unser Eingemachtes geht. Das archaische Feuer und seine Helligkeit werfen uns auf die Energie-Urformen der Menschheit zurück. Drehen wir also unser energetisches Rad in die vorbiblischen, analogen Zeiten zurück? Zusammen mit der überhasteten und kopflosen Reaktivierung und dem Neubau von Öl- und Gaskraftwerken, samt Einsatz dieselelektrischer Notstromanlagen, werfen wir auch unsere hehren ökologischen Vorsätze über den Haufen.


Holz ist ein bedeutender einheimischer Roh- und Energiestoff. Nicht nur zum Häuserbau, auch zum Heizen. Jährlich werden in der Schweiz gemäss der schweizerischen Holzenergiestatistik rund 5 Mio. m³ Holz verbrannt, was etwa 10 Prozent des schweizerischen Heizbedarfs entspricht. Bei den von der Elcom fokussierten Einzelraumheizungen (Cheminée, Zimmeröfen, Kachelöfen usw.) geht es um 480 000 Anlagen mit einer installierten thermischen Leistung von 5200 MW, in denen jährlich gut 834 000 m³ Brennholz verfeuert werden.


Holzheizungen sind zwar nahezu CO₂-neutral, denn es wird nur so viel CO₂ an die Umgebung abgegeben, wie der Baum der Umwelt beim Wachstum entzogen hat. Aber diese Kleinfeuerungsanlagen sind wahre «Dreckschleudern». Sie verursachen gut 16 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen in der Schweiz, etwa gleich viel wie der gesamte Strassenverkehr. Und im Winter ist ihr Beitrag zur lokalen Feinstaubbelastung deutlich höher als im Jahresdurchschnitt. Im Unterschied zu den Öl- und Gasfeuerungen setzen diese Kleinfeuerungsanlagen zusätzlich vermehrt Verbrennungsgase wie Stickoxide, Kohlenmonoxid und hochtoxische flüchtige organische Verbindungen (VOC) frei. Diese können zusätzlich in der Luft kondensieren und weiteren Feinstaub bilden.


Setzen wir uns nun vor das wärmende Cheminée und erfreuen uns ausserdem am heimeligen Kerzenlicht, kontaminieren wir die Raumluft zusätzlich mit kleinsten, lungengängigen Feinstaubpartikeln mit einem Durchmesser bis 10 Nanometer. Gemäss der Lungenliga kann dadurch die Feinstaubbelastung in einem Wohnraum um das 10- bis 20-fache gegenüber einem unbelasteten Raum steigen. Bei empfindlichen Personen kann dies zu Problemen führen. Verkehrsbelastete Stadtluft kann sogar sauberer sein.


Alle thermischen Heizquellen wie Öl, Gas oder Holz verbrennen Sauerstoff und erzeugen Abgase unterschiedlicher Qualität. Holz ist zwar CO₂-neutral, aber bei Kleinanlagen stark feinstaubbelastet. Bei Öl und Gas steht das CO₂ im Vordergrund, das bei vermehrtem Einsatz von Gaskraftwerken oder dieselbetrieben Notstromanlagen unserer Netto-Null-Strategie diametral entgegenläuft. Aber wie sagt doch Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper: Erst kommt das Fressen, dann die Moral!

Brennholz im Cheminée

Holzheizungen sind zwar nahezu CO₂-neutral, aber sind wahre «Dreckschleudern». Sie verursachen gut 16 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen in der Schweiz.


Autor Hans R. RisAutor: Hans R. Ris, Publizist und Autor aktueller Fachbücher in den Fachgebieten Energie- und Lichttechnik


Bekanntlich empfahl Elcom-Chef Werner Luginbühl Anfang August 2022 der Bevölkerung, sich mit Brennholz und Kerzen einzudecken, um bei einem möglichen Blackout nicht im Dunkeln zu frieren. Kurz darauf seien die Mietgesuche für Wohnungen mit Cheminée gestiegen, sagen Immobilienfirmen, und das Brennholz ist in einzelnen Gemeinden ausverkauft. Luginbühls Empfehlung – kaum als Witz gemeint – hat wohl auch dem Letzten klar gemacht, dass unsere selbst verursachte Energiekrise an unser Eingemachtes geht. Das archaische Feuer und seine Helligkeit werfen uns auf die Energie-Urformen der Menschheit zurück. Drehen wir also unser energetisches Rad in die vorbiblischen, analogen Zeiten zurück? Zusammen mit der überhasteten und kopflosen Reaktivierung und dem Neubau von Öl- und Gaskraftwerken, samt Einsatz dieselelektrischer Notstromanlagen, werfen wir auch unsere hehren ökologischen Vorsätze über den Haufen.


Holz ist ein bedeutender einheimischer Roh- und Energiestoff. Nicht nur zum Häuserbau, auch zum Heizen. Jährlich werden in der Schweiz gemäss der schweizerischen Holzenergiestatistik rund 5 Mio. m³ Holz verbrannt, was etwa 10 Prozent des schweizerischen Heizbedarfs entspricht. Bei den von der Elcom fokussierten Einzelraumheizungen (Cheminée, Zimmeröfen, Kachelöfen usw.) geht es um 480 000 Anlagen mit einer installierten thermischen Leistung von 5200 MW, in denen jährlich gut 834 000 m³ Brennholz verfeuert werden.


Holzheizungen sind zwar nahezu CO₂-neutral, denn es wird nur so viel CO₂ an die Umgebung abgegeben, wie der Baum der Umwelt beim Wachstum entzogen hat. Aber diese Kleinfeuerungsanlagen sind wahre «Dreckschleudern». Sie verursachen gut 16 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen in der Schweiz, etwa gleich viel wie der gesamte Strassenverkehr. Und im Winter ist ihr Beitrag zur lokalen Feinstaubbelastung deutlich höher als im Jahresdurchschnitt. Im Unterschied zu den Öl- und Gasfeuerungen setzen diese Kleinfeuerungsanlagen zusätzlich vermehrt Verbrennungsgase wie Stickoxide, Kohlenmonoxid und hochtoxische flüchtige organische Verbindungen (VOC) frei. Diese können zusätzlich in der Luft kondensieren und weiteren Feinstaub bilden.


Setzen wir uns nun vor das wärmende Cheminée und erfreuen uns ausserdem am heimeligen Kerzenlicht, kontaminieren wir die Raumluft zusätzlich mit kleinsten, lungengängigen Feinstaubpartikeln mit einem Durchmesser bis 10 Nanometer. Gemäss der Lungenliga kann dadurch die Feinstaubbelastung in einem Wohnraum um das 10- bis 20-fache gegenüber einem unbelasteten Raum steigen. Bei empfindlichen Personen kann dies zu Problemen führen. Verkehrsbelastete Stadtluft kann sogar sauberer sein.


Alle thermischen Heizquellen wie Öl, Gas oder Holz verbrennen Sauerstoff und erzeugen Abgase unterschiedlicher Qualität. Holz ist zwar CO₂-neutral, aber bei Kleinanlagen stark feinstaubbelastet. Bei Öl und Gas steht das CO₂ im Vordergrund, das bei vermehrtem Einsatz von Gaskraftwerken oder dieselbetrieben Notstromanlagen unserer Netto-Null-Strategie diametral entgegenläuft. Aber wie sagt doch Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper: Erst kommt das Fressen, dann die Moral!