Was bewegt und was beschäftigt die Lernenden der Elektrobranche? Wir bringen Licht ins Dunkel und porträtieren in diesem Spotlight Patrick Müller, der im dritten Lehrjahr zum Montage-Elektriker EFZ mitten in den Prüfungen steckt. Er arbeitet bei der Firma Frey + Cie Elektro AG in Kriens/Luzern.


Text: Annette Jaccard
Fotos: Michael Donadel


Wir haben Patrick Müller beim Znüni mit seinen Kollegen Sandro Egli und Siljan Frey im Betrieb in Kriens getroffen und sie danach auf eine Baustelle in Horw begleitet.  

Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?

Ich habe zuerst eine Lehre zum Zimmermann gemacht und wollte noch etwas anderes lernen. Mein Götti ist Berufsschullehrer für Elektrotechnik, er hat mir Montage-Elektriker oder Elektroinstallateur empfohlen. Ich entschied mich für Montage-Elektriker, weil die Lehre nur drei Jahre dauert und nicht vier. Denn ich will nach dem Abschluss die Berufsmatur machen und dann studieren, am liebsten Wirtschaftspsychologie.

Es ist eine coole Grundausbildung, und es bestehen in der praktischen Arbeit keine grossen Unterschiede zu einem Elektroinstallateur. Ausser was den Service und Steuerungen angeht, darf ich überall dieselben Arbeiten ausführen. Der Schulstoff ist beim Installateur allerdings anspruchsvoller.

Wie hat dein Umfeld auf die Berufswahl reagiert?

Sehr positiv, einige haben höchstens gefragt, weshalb ich nicht Elektroinstallateur mache. Die Gründe dafür habe ich oben erwähnt.

Zur Frey + Cie Elektro AG bin ich durch Internetrecherchen und die Empfehlungen von Kollegen gekommen. Das Unternehmen ist bekannt für die gute Lernendenbetreuung. Unter anderem gehen alle neuen Lernenden in den ersten beiden Wochen ins Basic Camp, wo sie sich gegenseitig und die ersten Handgriffe kennen lernen und Berufsstolz, Teamgeist und Engagement entwickeln.

Was schätzt du am meisten an deinem Beruf?

Die Abwechslung und das Team. Jeder Tag ist anders, auch dadurch, dass wir verschiedenste Kunden haben. Wir betreuen Militäranlagen z. B. in Andermatt, somit kommen wir auch in der Schweiz herum. Zudem das Stadthaus Luzern, das KKL oder die Hirslandenklinik St. Anna in Luzern. Überall sind die Anforderungen und die Arbeiten anders, das finde ich sehr toll, ich hätte Mühe damit, immer dasselbe zu machen.

Und wir unternehmen auch in der Freizeit Dinge zusammen und unterstützen uns gegenseitig bei den Prüfungen. Die Kollegen warten draussen und fragen, wie es gelaufen ist, das ist schön.

Welche Stärken kannst du in deinen Beruf einbringen?

Die sozialen Fähigkeiten, der Umgang miteinander im Team, aber auch mit den Kunden, den Architekten und Bauleitern. Das wird bereits im Basic Camp gelehrt, es gibt dort eine Schulung mit einer externen Person zur Dialogführung.

Was ist deine Lieblingsaufgabe?

Wenn ich im Team arbeiten kann, spielt es für mich keine grosse Rolle, was zu tun ist.

Was ist dein Lieblingsfach in der Berufsschule?

Allgemeinbildung. Sie wird in Englisch unterrichtet, deshalb auch Englisch. Und Schemas zeichnen mag ich auch.

Mit welchen Aufgaben kann man dich eher nicht motivieren?

Wenn es über mehrere Tage oder sogar Wochen dieselbe Arbeit ist, z. B. Trassen montieren. Kann ich es mit guten Leuten zusammen machen, ist es aber auch wieder ok.

Wann fühlst du dich bei der Arbeit wertgeschätzt?

Wenn ich Verantwortung übernehmen darf bei etwas, bei dem ich noch nicht so top bin. Fehler zu machen ist bei uns erlaubt, man wird dafür nicht zusammengestaucht, sondern lernt daraus. Durch ein Lob von den Vorgesetzten fühle ich mich ebenfalls wertgeschätzt. Das Verhältnis zu den Vorgesetzten ist bei uns sehr gut.

Es gibt auch Mitarbeiter- und Weihnachtsfeste, die ich ebenfalls als Wertschätzung empfinde.

Gibt es eine besondere Erfahrung/eine Geschichte aus deiner bisherigen Ausbildung, die du mit uns teilen möchtest?

Mein Kollege Nedim und ich waren fast ein Jahr lang zusammen bei der Suva im Einsatz. Daraus ist eine enge Freundschaft entstanden, das freut mich sehr. Es war sowieso ein cooles Jahr, wir haben dort zum Beispiel auch mit den Leuten vom technischen Dienst in der Mittagspause gekocht.

Was macht dein Unternehmen besonders gut?

Die sehr gute Lernendenbetreuung mit einem grossen Angebot an Schulungen und Unterstützung, z. B. den zusätzlichen Unterricht am Donnerstagabend und die Vorbereitungsprüfungen, die waren sehr hilfreich. Im Basic Camp lernen sich alle Lernenden untereinander kennen sowie ihre Vorgesetzten und Berufsbildner. Meine Berufsbildner, zuerst Kevin und jetzt Dominik, kann ich auch ausserhalb der Arbeitszeiten anrufen, wenn etwas ist, auch bei privaten Anliegen. Das ist nicht selbstverständlich.

Stimmt der Lohn für dich?

In meinem Alter noch nicht wirklich…

Welches ist für dich in der Elektro-branche die grösste Innovation der letzten Jahre?

Die Glasfasertechnik, die immer mehr gebraucht wird. Ich konnte auch schon Glasfaserkabel verlegen.

Was sollte die Elektrobranche aus deiner Sicht besser machen?

Die Grundausbildung ist sehr attraktiv, aber es bleiben nur sehr wenige im Beruf. Gründe dafür sind sicher die zu tiefen Löhne und dass es fast zu viele Weiterbildungsmöglichkeiten gibt. Viele wollen nicht stehenbleiben und auch nicht bis 50 auf der Baustelle arbeiten.

Die Baustellenberufe haben kein hohes Prestige, man müsste also ihr gesellschaftliches Ansehen erhöhen und den Berufsstolz fördern, so wie das im Basic Camp geschieht. Frey + Cie Elektro AG bietet interne Weiterbildungen an, damit die Leute im Beruf und in der Firma bleiben.

Findest du, dass du einen modernen oder eher traditionellen Beruf erlernst?

Wohl etwas dazwischen, die Technologie ist sehr modern, das Handwerk hingegen eher traditionell.

Was möchtest du zukünftigen Lernenden weitergeben?

Dass sie von Anfang an eine Faszination für die Technik entwickeln und fragen, was und weshalb man etwas macht. Wenn man dies versteht, macht die Arbeit viel mehr Spass. Und dass auch Arbeiten, die nicht so cool sind, im Team Spass machen können.

Was wirst du nach deiner Grundbildung machen?

Ich werde noch bis Dezember bei Frey + Cie Elektro AG arbeiten, dann gehe ich ins Militär, mache anschliessend die Berufsmatur und beginne das Studium in Wirtschaftspsychologie. Mit diesem Abschluss kann ich z. B. im HR oder in der Marktforschung arbeiten.

In welchen Bereichen hast du als Person bereits etwas (einiges) lernen können?

Im sozialen Umgang, in der Arbeit im Team und dass man sich auch mal durchbeissen muss und kann.

 

In den sechs Beiträgen im Jahr 2024 stehen vielversprechende und aufstrebende Talente der Elektrobranche im Mittelpunkt. Was denken sie, was erwarten sie, wie sehen sie die Branche? Lernen Sie, liebe Leserinnen und Leser, Persönlichkeiten kennen, die die Zukunft unserer dynamischen, spannenden und sehr zukunftsfähigen Branche mitgestalten werden. Alle porträtierten Lernenden tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass die Transformation hin zu einer CO2-neutralen Schweiz in Angriff genommen werden kann.

Dies oder das?

Starkstrom oder Schwachstrom?

Starkstrom

Auto oder Handy?

Auto

Sport oder chillen?

Sport, ich spiele Unihockey.

Insel oder Grossstadt?

Insel

Stadt oder Land?

Land

Film oder Serie?

Serie

Ananas auf Pizza – weg oder schmeckt?

Weg!


Vorname: Patrick

Name: Müller

Alter: 21

Hobbies: Unihockey

Lieblingsmodul Berufsschule: Allgemeinkunde

Lieblingsformel in der Elektrotechnik: U=R*I

Wunschnote Abschlussprüfung: 5, so muss ich keine BMS-Eintrittsprüfung machen

Zeit am Smartphone pro Tag: 1,5 bis 2 Stunden

Wunschnote Abschlussprüfung: 4,8 bis 5

Lieblingsmusik: elektronische Richtung House. Ich sammle Schallplatten

Lieblingsbuch/-film/-serie: Serie Sherlock Holmes

Dein meistgehörter Song in diesem Jahr? Rawling, Mine World

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