Im Interview mit Stefan Gehrig und Daniel Schmutz, den Gründern und CEO’s der Partino Mobile Energie AG, gibt eTrends Einblicke in die Entwicklung der neuen Singly ONE Ladestation. Sie setzt auf Schweizer Präzision und fortschrittliche Technik, um den Anforderungen der modernen Elektromobilität gerecht zu werden.
Autor: René Senn
Fotos: Partino Mobile Energie AG
Die Elektromobilität wächst rasant, und die Nachfrage nach leistungsstarken, benutzerfreundlichen Ladestationen steigt stetig. Partino, ein Unternehmen mit Sitz in Oberentfelden, hat Ende Juli die neue Singly ONE Ladestation vorgestellt. Sie vereint modernste Technologie, hochwertige Verarbeitung und lokales Know-how.
Ausgestattet ist sie zu Beginn mit einem sechs Meter langen Typ-2-Ladekabel und einer Ladeleistung von bis zu 11 kW. Damit ist sie eine leistungsstarke Lösung sowohl für private als auch gewerbliche Anwendungen. Ein zentrales Merkmal der Singly ONE ist das dynamische Lastmanagement, das eine optimale Nutzung des verfügbaren Stroms ermöglicht und zur Reduzierung von Lastspitzen beiträgt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherheit. Die Singly ONE verfügt über einen integrierten RCD Typ B, der sowohl AC- als auch DC-Fehlerströme erkennt. Dies gewährleistet einen hohen Sicherheitsstandard und schützt sowohl das Fahrzeug als auch die Infrastruktur.
Die Entscheidung, die Produktion in der Schweiz zu belassen, unterstreicht Partinos Engagement für Qualität und Nachhaltigkeit. Kurze Lieferketten und eine enge Kontrolle der Produktionsprozesse ermöglichen es dem Unternehmen, ein Produkt anzubieten, das den hohen Ansprüchen der Kundschaft gerecht wird.
Die Redaktion von eTrends findet es besonders spannend, wenn ein Produkt wie die Singly ONE direkt in der Schweiz entwickelt und produziert wird. Daher haben wir Stefan Gehrig und Daniel Schmutz den Gründern und CEO’s von Partino Mobile Energie AG, zu einem Interview getroffen, um mehr über die Hintergründe und die Herausforderungen bei der Entwicklung dieser neuen Schweizer Ladestation zu erfahren.
Neuste Entwicklung im Bereich Elektromobilität
Herr Schmutz, die Singly ONE ist Ihre neueste Entwicklung im Bereich der Elektromobilität. Welche Anforderungen haben Sie und Ihr Team an die neue Ladestation gestellt, und was macht sie besonders interessant für die Installationsbranche?
Daniel Schmutz (D.S.): Unser Ziel war es, eine Ladestation zu schaffen, die höchste Designansprüche erfüllt und gleichzeitig funktional, benutzerfreundlich und intuitiv ist. Ein Produkt, das nicht nur durch seine Ästhetik überzeugt, sondern auch die Bedürfnisse aller Anspruchsgruppen in den Mittelpunkt stellt. Besonderen Wert haben wir daraufgelegt, die Ladestation nicht nur in der Schweiz zu entwickeln, sondern sie auch in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern vor Ort zu produzieren. Damit sichern wir nicht nur lokale Arbeitsplätze, sondern tragen auch zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung bei.
Ein weiterer Schwerpunkt war der Installationsprozess, der bereits bei der durchdachten Verpackung beginnt. Dank verschiedener Hilfemechanismen, praktischer Verschlusssystemen und einer selbst nivellierenden Grundplatte ist es uns gelungen, dem Elektroinstallateur eine schnelle und unkomplizierte Montage zu ermöglichen.
Insgesamt war dieses Projekt eine enorme Herausforderung, die durch einen kreativen und inspirierenden Teamprozess erfolgreich gemeistert wurde.
Inwiefern unterscheidet sich die Singly ONE von anderen Ladestationen auf dem Markt, und welche technologischen Innovationen haben Sie implementiert, die diesen Unterschied ausmachen?
D.S.: Die Singly ONE beeindruckt durch ihre klare und reduzierte Formensprache, kombiniert mit bemerkenswerter Vielseitigkeit, hoher Funktionalität und einem innovativen Lastmanagement. Sie ist nicht nur für Einfamilienhäuser eine exzellente Wahl, sondern zeigt ihre besonderen Stärken in grösseren Anlagen wie Einstellhallen. Hier kann sie direkt an die jeweiligen Wohnungszähler angeschlossen werden, wodurch ein separates Abrechnungssystem überflüssig wird. Der Stromverbrauch wird automatisch über den Wohnungszähler erfasst, was die separate Abrechnung erübrigt und die Abhängigkeit zu Backendanbietern beseitigt.
Ein herausragendes Merkmal der Singly ONE ist die integrierte Phasenumschaltung. Sollte eine Phase im Gebäude überlastet sein, wechselt die Ladestation automatisch auf eine weniger belastete Phase. Diese intelligente Funktion sorgt dafür, dass der verfügbare Strom optimal genutzt wird und trägt gleichzeitig zur Reduzierung der Netz-Asymmetrie bei. Dadurch unterstützen wir die Netzbetreiber aktiv beim Ausgleich und stabilisieren das Netz.
Weitere tolle Features sind die lokale Updatefähigkeit, die innovative Anzeige sowie der MID-zertifizierte Zähler. Besonders hervorzuheben ist das SmartWatch-Display, das – passend zur Schweizer Präzision – wichtige Informationen in Echtzeit bereitstellt. So werden der Ladestatus in Farbe und Text (bereit, laden, geladen, Störung) sowie mögliche Drosselungen durch das Lastmanagement angezeigt, was den Nutzer jederzeit optimal informiert hält und unnötige Sorgen um seine Ladestation und seinem Fahrzeug verhindert.
Da die Partino Mobile Energie AG sowohl die Hardware als auch die Software selbst entwickelt profitieren unsere Kunden von schnellen Anpassungen und Feature-Updates, was ihnen eine hohe Flexibilität und Zukunftssicherheit bietet. So ist die Singly ONE nicht nur eine innovative Lösung für heute, sondern auch bestens für die Anforderungen von morgen gerüstet.
Produktion in der Schweiz als wichtiger Aspekt
Die Produktion in der Schweiz ist ein wichtiger Aspekt Ihrer Unternehmensstrategie. Welche Herausforderungen und Vorteile bringt die lokale Fertigung mit sich?
Stefan Gehrig (S.G.): Die Produktion in der Schweiz bringt tatsächlich weniger Herausforderungen mit sich als eine Fertigung im Ausland, vor allem aufgrund der Nähe zu den Produktionsstätten. Dies ist besonders wichtig, wenn es um die Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte geht. In der Schweiz ist das Verständnis für Qualität und Pünktlichkeit sehr hoch, was es uns ermöglicht, unsere hohen Standards konsequent umzusetzen.
Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, unsere Produktion durch den Einsatz von fortschrittlicher Robotik und anderen Technologien weiter zu optimieren – ein Bereich, in dem die Schweiz führend ist. Klar sind die Produktionskosten in der Schweiz höher. Dieser Herausforderung begegnen wir allerdings durch Prozessoptimierungen und den Einsatz modernster Technologien.
Wir sind überzeugt, dass die Schweiz für die Produktion von technisch anspruchsvollen Produkten viele Vorteile bietet. Unser Fokus liegt auf den Total Cost of Ownership (TCO). Wir entwickeln langlebige und robuste Lösungen, die über viele Jahre hinweg im Betrieb sind und dadurch langfristig kosteneffizienter sind. Auch die einfache Wartung und die Möglichkeit, Komponenten auszutauschen, machen unser Ladesystem zukunftssicher und wirtschaftlich attraktiv.
Das dynamische Lastmanagement ist ein Merkmal der Singly ONE. Können Sie uns genauer erklären, wie dieses System die Effizienz und den Nutzen des Systems erhöht? (Läuft es für sich von Station zu Station bei zwei bis x Ladestationen oder braucht es einen Controller dazu?)
S.G.: Das dynamische Lastmanagement ist ein zentrales Merkmal der Singly ONE. Es ist wichtig zu unterscheiden zwischen dem Grid-Lastmanagement, das die Ladestationen untereinander reguliert, und dem übergeordneten dynamischen Lastmanagement, das den Hauptanschluss sowie alle nachgelagerten Sicherungen überwacht.
Bei der Singly Lösung wird einerseits das lokale Grid-Lastmanagement sichergestellt sowie auch das übergeordnete Lastmanagement. Für Projekte, wo die Ladestationen direkt auf die Wohnungszähler installiert werden sollen, bieten wir das Singly Ladesystem an. Für alle anderen Projekte wo eine gemeinsame Grundinfrastruktur und ein Abrechnungssystem gewünscht wird, bieten wir auch eine abrechnungsfähige Ladeinfrastruktur an. Generell stellt unser System sicher, dass der verfügbare Strom optimal genutzt wird, ohne dass eine Absicherung überlastet. Dadurch vermeiden wir unnötige Kosten durch die Erhöhung der Zuleitungen. Es wird ohne statische Werte gearbeitet, was bedeutet, dass der Strom in Echtzeit effizient verteilt wird.
Zu Ihrer Frage, ja, es werden Controller benötigt, und zwar für jede Absicherung, die überwacht werden soll. Diese Controller sind jedoch sehr kostengünstig und können problemlos von den einzelnen Parteien selbst getragen werden.
Integrierte Sicherheitsfunktionen
Bietet die Station auch Schnittstellen zu Lastmanagement-Systemen von Dritten?
S.G.: Ja es gibt Schnittstellen zu Drittsystemen. Die Flexibilität und Modularität ist uns sehr wichtig. Der Kunde verdient die bestmögliche Lösung und Freiheit.
Das Singly Ladesystem ist bereits kompatibel mit Solar Manager. So kann bei Einfamilienhäusern und Einstellhallen solaroptimiert geladen und über den Solar Manager eine möglichst hohe Autarkie erreicht werden. Auch die Phasenumschaltung ist bereits integriert, womit ungenutzte Kapazitäten auf einzelnen Phasen optimal genutzt werden können. In Einstellhallen mit mehreren Ladestationen läuft die Steuerung durch den Solar Manager im Einklang mit unserem Lastmanagement. So wird sichergestellt, dass trotz Steuermöglichkeiten durch den Nutzer das Lastmanagement in der Einstellhalle zu jederzeit sichergestellt ist.
Welches Kommunikationsmedium nutzt die Station zur Vernetzung und warum (WLAN oder IP-Netzwerkkabel)?
D.S.: Für das gesamte Lastmanagement setzen wir auf die Modbus-Kommunikation über Modbus RTU. Der entscheidende Vorteil dieser Technologie besteht darin, dass die Ladeinfrastruktur auch bei einem Kommunikationsausfall, wie er beispielsweise bei GSM- oder WLAN-Verbindungen auftreten kann, zuverlässig weiterarbeitet. Zudem zeichnet sich Modbus durch seine hohe Störfestigkeit und die Fähigkeit aus, auch über grosse Distanzen hinweg stabil zu kommunizieren.
Wir sind aber auch daran weitere Lösungen auf den Markt zu bringen wie unsere Connect-Box welche wir per LAN (OCPP) verbinden und so neuartige Lastmanagementlösungen und Schnittstellen implementieren werden. Das grosse Release erwarten wir so gegen Q1.2025. Bereits jetzt bieten wir die Connect-Box in einer Vorversion an, um die Flexibilität in den Projekten zu gewährleisten und vorbereitet zu sein für zukünftige Funktionalitäten.
Welche Sicherheitsfunktionen haben Sie in die Singly ONE integriert?
D.S.: Die Singly ONE Ladestation ist mit einer integrierten Fehlerstrom-Schutzeinrichtung ausgestattet, die den Anforderungen eines RCD Typ B entspricht. Darüber hinaus verfügt die Ladestation über eine spezielle Testauslösung. Obwohl diese Testfunktion derzeit in der Schweiz noch nicht vorgeschrieben ist, ist die Singly ONE bereits für zukünftige Anforderungen vorbereitet. Zudem sind in der Ladestation Komponenten verbaut, die höchsten technischen Standards entsprechen. Ein Beispiel hierfür sind Schaltteile zur Unterbrechung des Hauptstroms, die gemäß Norm einen Kontaktabstand von mindestens 3 mm aufweisen.
Elektromobilität wird sich langfristig durchsetzen
Als Insider und Kenner der Elektromobilität: Welche zukünftigen Entwicklungen und eMobility-Trends erwarten Sie?
S.G.: Die Elektromobilität wird sich meiner Meinung nach zweifellos durchsetzen – die Frage ist nur, wie schnell das geschehen wird. In den kommenden Jahren werden Ladesysteme noch vernetzter und intelligenter. Die Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Ladeinfrastrukturen wird sich weiter verbessern, was es ermöglichen wird, Lastmanagementsysteme noch effizienter zu gestalten.
Ein besonders spannender Trend ist das bidirektionale Laden. Insbesondere im Bereich von Einfamilienhäusern könnte diese Technologie schnell Einzug halten und dazu beitragen, den Grad der Autarkie zu erhöhen. Wichtig dabei ist, dass für das bidirektionale Laden keine teuren DC-Ladestationen mehr notwendig sind. Sobald diese Technologie auch mit intelligenten AC-Ladestationen verfügbar ist, wird sie sich voraussichtlich rasch durchsetzen. Wir bereiten uns darauf vor und beobachten die Entwicklungen bei den Fahrzeugherstellern genau. Wir lassen uns nicht überraschen, sondern beobachten den Markt genau und können dank unserer eigenen Entwicklungs- und Produktionskapazitäten schnell auf Marktveränderungen reagieren.
Zum Abschluss, was bedeutet Ihnen persönlich die Entwicklung der Singly ONE?
S.G.: Es erfüllt mich mit grossem Stolz, dass wir die Möglichkeit haben, zur Entwicklung der Elektromobilität beizutragen und gleichzeitig zu zeigen, dass eine Ladestation in der Schweiz in jeder Hinsicht konkurrenzfähig hergestellt werden kann. Die Singly ONE ist nicht nur ein Produkt, sondern auch das Ergebnis der hervorragenden Arbeit unseres Teams – ein grosses Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diesen Erfolg möglich gemacht haben!
D.S.: Die Entwicklung der Singly ONE erfüllt mich mit grosser Freude und Dankbarkeit. Es war eine Reise mit vielen Höhen und Tiefen, die das gesamte Team enger zusammengeschweisst hat. Ich bin unglaublich stolz darauf, dass wir gemeinsam eine Ladestation entwickelt haben, die in jedem Detail unsere harte Arbeit widerspiegelt.
Herzlichen Dank für das Interview!
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