Am 3. September lud die Schweizer Licht Gesellschaft SLG zum zweiten energylight day ins Bierhübeli in Bern ein. Thema waren die Energieeinsparungen bei Beleuchtungsanlagen. Das Motto lautete: «Wir haben viel erreicht – es geht noch mehr».
SLG-Geschäftsführer Philippe Kleiber begrüsste die rund 250 Anwesenden zur Nachmittagsveranstaltung, die ein vielfältiges Programm bot. Die Referate gliederten sich in die drei Themenbereichen Energieeinsparungen, Nachhaltigkeit und Sensortechnik und zeigten auf, wo sich was getan hat und wo noch viel Potenzial für Energieeinsparungen besteht.
Das Organisations-Team des zweiten erfolgreichen energylight-day 2024 in Bern:
v.l.n.r.: Stefan Bormann BFE, Eva Geilinger BFE, Stefan Gasser SLG, Tim Frey Geschäftsführer Energie Schweiz, BFE, Nadine Müller SLG, Philippe Kleiber Geschäftsführer SLG
Nachfolgend eine Tour d'Horizon durch den energylightday 2024 mit einer Auswahl von Referenten.
Energieeinsparungen
Der Elektrizitätsverbrauch der Schweiz ist über die letzten zehn Jahre trotz Bevölkerungswachstum, Digitalisierung und mehr Elektromobilität bei 56 TWh/a konstant geblieben. Möglich machten dies die Einsparungen bei der Beleuchtung von 1,78 TWh/a, während in den übrigen Bereichen (Wärme, Klima, Elektrogeräte, Antriebe, Mobilität) Zunahmen verzeichnet wurden.
Hebel für Energieeinsparungen bei der Beleuchtung sind die Umstellung auf LED (-50%), die Nutzung von Sensoren (-25%) und die Vernetzung (-15%). Voraussetzungen für bis über 90 Prozent weniger Elektrizitätsverbrauch sind, dass die Beleuchtungsstärken nicht zu hoch, die Nachlaufzeiten nicht zu lang und die Lichtgruppen schlau vernetzt sind.
Tim Frey, Geschäftsführer EnergieSchweiz, BFE, über den Auftrag von EnergieSchweiz: «Energie sparen hat 1991 mit Adolf Ogi und dem Eierkochen angefangen. Das war eine freiwillige Massnahme. Gesetze erlassen wir erst in einem letzten Schritt.»
Philippe Kleiber, Geschäftsführer SLG: «Warum reichen LED alleine nicht aus? Weil wir mit Sensorik und Vernetzung noch viel mehr herausholen können.»
Stefan Gasser, SLG, Gesamtprojektleiter energylight, zur optimierten Inbetriebnahme von Beleuchtungsanlagen: «Die Ziele der Lichtvereinbarung von Davos werden wir zu ‹nur› zu 50 % erreichen, das ist beachtlich, aber doch deutlich weniger als möglich. Zur Zielerreichung benötigen wir viel mehr Sensoren und vernetzte Leuchten.»
Tobias Hofer, Astra LED, zum Pilotprojekt im Bahndepot SBB in Zürich mit Tageslichtsteuerung und Schwarmbeleuchtung: «Wir sprechen jetzt nicht mehr nur darüber, wie viel wir einsparen könnten, nach 60'000 Messungen ist es nun mit Daten belegt. Es sind 89 %.»
Michael Heusser, Technologischer Anlagemanager Beleuchtung, SBB AG: «Wenn wir die 89 % Einsparungen von der Versuchsfläche auf das gesamte Depot hochrechnen, können wir fast ein Kraftwerk einsparen.»
Nachhaltigkeit
Upcycling bezeichnet den Umbau einer Leuchte auf LED-Technologie. Dies ermöglicht es, zahlreiche Bestandteile der alten Leuchte wiederzuverwenden, Ressourcen zu schonen und viel graue Energie für die Produktion einer neuen Leuchte einzusparen. Upcycling und Kreislaufwirtschaft sind relativ neue Märkte, die viel Entwicklungspotenzial bieten, für die die Kunden jedoch noch besser sensibilisiert und informiert werden müssen.
Markus Binda, Fachdelegierter fvb, zum Upcycling von Leuchten: «Es ist keine Hexerei, kein Flug auf den Mond. Werden LED-Umbaukits verwendet, muss aber auf die Kompatibilität und die Verantwortlichkeiten geachtet werden. Der Verband Schweizerischer Elektrokontrollen VSEK erarbeitet in Zusammenarbeit mit dem fvb eine Checkliste für den Leuchtenumbau.»
Daniel Cathomen, Zumtobel Group, zum Umbau von 1750 Leuchten bei Hilti: «Upcycling ist ein grosser Bereich, der wie die Umstellung auf LED begleitet und gepusht werden muss. Wir können dabei gleichzeitig altes Material wiederverwenden sowie die Lichtqualität und -menge optimieren.»
Xavier Lauber, Regent Lighting, zum Licht-Sanierungsprojekt bei der Baloise Basel und zur Verwendung von professionellen LED-Umbaukits: «Mit einer Beleuchtungssanierung und dem Upcycling von Leuchten lassen sich die Nachhaltigkeitsziele eines Unternehmens am schnellsten erreichen.»
Peter Schwägli, Elektron AG, zur Kreislaufwirtschaft bei Aussenleuchten: «Bei einer Strassenleuchte gehen 60 Prozent des CO2-Ausstosses auf das Konto der Produktion. Deshalb muss nicht immer alles neu sein. Refurbish ist nicht minderwertig. Für die Kreislaufwirtschaft braucht es den Markt und die Kunden, die pushen.»
Sensortechnik
Tageslicht ist in der Beleuchtung ein wesentlicher, lange vernachlässigter Faktor, mit dem sich noch einmal viel Energie einsparen lässt. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, braucht es gut eingestellte und leistungsfähige Tageslichtsensoren. Zudem gilt es den Spagat zu schaffen zwischen Tageslichtnutzung und sommerlichem Wärmeschutz. Im letzten Referat des Tages gab es eine exklusive Produktdemonstration von SensCalc, einem Online-Simulationstool für PIR-Sensoren.
Björn Schrader, Dozent HSLU, zum weltweit ersten Test von Tageslichtmeldern: «Überraschend ist, dass es keine Tageslichtsensoren gibt, die wirklich super sind. Da besteht Handlungsbedarf in der Branche.»
Florian Landolt, Minergie, zum Spannungsfeld Tageslichtnutzung vs. Wärmeschutz: «Weniger Tageslicht bedeutet leider mehr «Energy» für das «Light» während des «Days», aber besseren Wärmeschutz.»
Robert Minovsky, Minergie: «Fensterflächen zu reduzieren, ist oft ein Kampf mit den Architekten. Für optimale Gebäude braucht es deshalb die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekten, Planern und Minergie. Das erste Konzeptstadium stellt die Weichen. Sonst wird es teuer.»
Fabio Tamborrini, Relux Informatik AG, zum Projekt SensCalc, einer Zusammenarbeit von BFE, METAS, SensNorm, SLG und Relux: «Geplant ist, dass das Online-Simulationstool für PIR-Sensoren im November 2024 zur Verfügung steht, und zwar auf Deutsch, Französisch und Englisch.»
Zum Abschluss des Nachmittags lancierte Ralf Michel, Präsident des Prix Lumière, die Ausgabe 2025 dieses Preises, der das Bewusstsein für gute Lichtgestaltung steigern will. Er rief Lichtgestalterinnen und -gestalter dazu auf, ihre Projekte einzureichen. Denn: «Man kann gutes Licht und Architektur nicht voneinander trennen.»
Der informative und abwechslungsreiche Tag endete mit einem Netzwerk-Grillplausch auf der Terrasse des Bierhübeli, bei dem lebhaft bis ausgelassen über die verschiedensten Themen diskutiert wurde. Und wer sich trotz einbrechender Dunkelheit und Regen immer noch nicht verabschieden mochte, kam noch in den Genuss von Live-Musik in der Bierhübeli-Bar.
Impressum
Textquelle: Annette Jaccard
Bildquelle: René Senn
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