Nationalrätin Franziska Ryser
Nationalrätin und diplomierte ETH-Ingenieurin Franziska Ryser wird künftig die Anliegen der Gebäudetechnik ins Bundeshaus und in die politischen Prozesse hineintragen.

Nationalrätin Franziska Ryser (Grüne) aus St. Gallen tritt die Nachfolge von Parlamentskollege Jürg Grossen (GLP) im Präsidium der Konferenz der Gebäudetechnik-Verbände (KGTV) an. Dies beschloss die Generalversammlung an ihrem virtuell abgehaltenen Meeting vom vergangenen 23. April.


Redaktionelle Bearbeitung: eTrends


An der per Videoschaltung durchgeführten Sitzung vom 23. April 2021 regelte die Generalversammlung (GV) der Vertreterinnen und Vertreter der KGTV-Mitglieder die Nachfolge im Präsidium, nachdem Präsident Jürg Grossen Anfang Februar seinen Rücktritt bekanntgegeben hatte. Gewählt wurde die eidgenössische Parlamentarierin Franziska Ryser. Als diplomierte Ingenieurin mit Fachrichtung Maschinenbau ETH ist die Ostschweizerin bereits Mitglied des KGTV-Kollektivvereins SwissEngineering. Derzeit forscht sie im Rahmen einer Doktorarbeit am Rehabilitation Engineering Lab der ETH Zürich, wobei sich ihr Fokus auf die Entwicklung von Therapieansätzen mithilfe der Robotik und von Big Data-Analysen richtet.

Im Nationalrat vertritt die 29-Jährige seit Dezember 2019 die Anliegen der Grünen Schweiz, Partei, der sie seit Juni 2020 zudem als Vizepräsidentin vorsteht. Ryser ist Mitglied in verschiedensten Verbänden und Vereinen und bekleidet namentlich beim Thinktank Denknetz als Vorstandsmitglied sowie als Co-Präsidentin beim Verein umverkehR wichtige Funktionen. Als Mitglied der nationalrätlichen Kommission für Wirtschaft und Abgaben arbeitet sie während den Parlamentssitzungen zudem Seite an Seite mit ihrem Amtsvorgänger zusammen.

Nach intensiver Suche portierte Grossen schliesslich gemeinsam mit dem Vorstand Ryser zur Wahl, nachdem sie in einer Vorauswahl zur Wunschkandidatin erklärt worden war. Seine Empfehlung begründete Grossen unter anderem damit, dass er sie im Parlament als «äusserst kompetente Persönlichkeit» kennengelernt habe.

Grosse Zukunftschancen für die Branche

Franziska Ryser nahm die Wahl an und versprach, die Anliegen der Gebäudetechnik ins Bundeshaus und in die politischen Prozesse hineinzutragen. «Ich glaube fest daran, dass die Technologie ein Schlüssel dafür ist, wie wir in Zukunft eine energieeffizientere, dekarbonisiertere und damit umweltfreundlichere Wirtschaft und Gesellschaft schaffen können», sagte sie unmittelbar nach Bekanntgabe des Wahlentscheids.

Die Gebäude seien für 45 Prozent des inländischen Energieverbrauchs verantwortlich, womit sie ein wichtiger Hebel seien, um die übergeordneten Klimaziele zu erreichen. «Ich bin mir bewusst, dass es keine einfache Sache sein wird. Es gibt verschiedenste Akteurinnen und Akteure, die hier mitwirken», fuhr sie fort.

Nicht nur die Unternehmen, auch die Privateigentümer von Liegenschaften müssten die Bereitschaft zur Umsetzung notwendiger Massnahmen zeigen, etwa die Investition in saubere Heizsysteme. Dafür brauche es genügend und vor allem gut ausgebildete Fachkräfte. Besonders auf diesem Gebiet sieht die neugewählte Präsidentin zahlreiche Chancen. Denn die Gebäudetechnik könne noch viel stärker als heute als attraktives Berufsbild etabliert werden, um die Energiewende und die nationale Klimapolitik aktiv mitzugestalten. «Die Chancen sind deshalb so gross, weil die Branche die Thematik aktiv von sich aus angeht, Verantwortung übernimmt und sich engagiert», hielt Ryser in ihrem ersten Statement fest.


Das könnte Sie auch interessieren

ZU HAUSE LADEN IST AM SCHÖNSTEN

Die wichtigsten Infos und Tipps von sechs Experten rund um Ladepunkte und Wallboxen


Erfolgreiche Amtsjahre und zielgerichtete Verbandsarbeit

Die letzte GV als amtierender Präsident nutzte Jürg Grossen für Danksagungen und eine Rekapitulation seiner achtjährigen Vorstandstätigkeit für die KGTV, wovon vier Jahre als Präsident (2017 bis 2021). «Ich war seit der Gründung 2013 dabei und machte mich für die Anliegen der KGTV stark. Wir haben unzählige Stunden miteinander verbracht und hart gearbeitet», rief Grossen seinen Mitstreitern und Wegbegleitern in Erinnerung. «Vor allem zur Energiestrategie 2050 konnten wir spannende Inputs liefern.» Wie erfolgreich und zielgerichtet die Verbandsarbeit war, untermauerte er mit einer Zahl: «Vier von fünf Anträgen der KGTV flossen letztlich ins neue CO2-Gesetz. Uns ist es somit gelungen, die Gebäudetechnik im Gesetz zu verankern.» Und darauf sei er sehr stolz, versicherte er den zugeschalteten Versammlungsteilnehmenden.

Jürg Grossen hatte seinen Rückzug bereits Anfang Februar angekündigt, da er für andere Aufgaben angefragt worden sei und diese demnächst übernehmen werde. Der Entschluss sei ihm nicht leicht gefallen. Erst nach reiflicher Überlegung habe er sich dazu entschieden, sagte er. Grossen gibt nicht nur das KGTV-Mandat ab, sondern zieht sich auch aus dem Präsidium bei Volkswirtschaft Berner Oberland und SwissCleantech zurück. Der Präsident der Grünliberalen Partei Schweiz (GLP) bleibt weiterhin Vorstandsvorsitzender von SmartGridready (seit 2019) und Swiss eMobility (seit 2017). Trotzdem bleibe er der Gebäudetechnik und der Energiebranche und damit auch der KGTV in Zukunft weiterhin eng verbunden, betonte der abtretende Präsident.

Bild: Jürg Grossen (Foto: Ruben Sprich, Technik und Wissen)


Ausblick und Danksagungen

Zum Schluss der GV machte Grossen einen Ausblick. Dabei rief er alle Zugeschalteten dazu auf, ihr Umfeld zu mobilisieren und am 13. Juni ein Ja für das revidierte CO2-Gesetz in die Urne zu legen. Das Gesetz sei zentral für die Gesellschaft und mit wichtigen Aufgaben für die Gebäudetechnikbranche verbunden, sagte er. Schliesslich ging Grossen auf die anstehenden politischen Geschäfte ein, namentlich auf die Revision des Strom- und des Energiegesetzes, sowie auf wichtige Branchenthemen wie Areallösungen, Kreislaufwirtschaft oder die Aus- und Weiterbildungsoffensive im Energiebereich. Das Schlusswort ergriff Vizepräsident Stephan Peterhans, Geschäftsführer des Fachvereins Wärmepumpen Schweiz.

Im Namen des Vorstands richtete er Grossen ein herzliches Dankeschön für dessen langjähriges Engagement aus. «Wir haben dich als Persönlichkeit kennengelernt, die im richtigen Moment das Richtige mit den nötigen Worten sagt, und als einen Fachmann mit einem breiten Kenntnishorizont, der nicht nur bis zur Nasenspitze schaut, sondern in seiner Arbeit und seinem Denken stets auch die Langfrist-Perspektive einbezieht. Doch du wirst uns darüber hinaus auch als sympathischer Politiker und sehr geschätzter Kamerad in guter Erinnerung bleiben.» Die Danksagung verknüpfte Peterhans mit dem Vorschlag, Grossen als Ehrengast an der zehnten GV im nächsten Jahr einzuladen.

Jürg Grossen GLP

Bild: Jürg Grossen (Foto: Ruben Sprich, Technik und Wissen)


Ausblick und Danksagungen

Zum Schluss der GV machte Grossen einen Ausblick. Dabei rief er alle Zugeschalteten dazu auf, ihr Umfeld zu mobilisieren und am 13. Juni ein Ja für das revidierte CO2-Gesetz in die Urne zu legen. Das Gesetz sei zentral für die Gesellschaft und mit wichtigen Aufgaben für die Gebäudetechnikbranche verbunden, sagte er. Schliesslich ging Grossen auf die anstehenden politischen Geschäfte ein, namentlich auf die Revision des Strom- und des Energiegesetzes, sowie auf wichtige Branchenthemen wie Areallösungen, Kreislaufwirtschaft oder die Aus- und Weiterbildungsoffensive im Energiebereich. Das Schlusswort ergriff Vizepräsident Stephan Peterhans, Geschäftsführer des Fachvereins Wärmepumpen Schweiz.

Im Namen des Vorstands richtete er Grossen ein herzliches Dankeschön für dessen langjähriges Engagement aus. «Wir haben dich als Persönlichkeit kennengelernt, die im richtigen Moment das Richtige mit den nötigen Worten sagt, und als einen Fachmann mit einem breiten Kenntnishorizont, der nicht nur bis zur Nasenspitze schaut, sondern in seiner Arbeit und seinem Denken stets auch die Langfrist-Perspektive einbezieht. Doch du wirst uns darüber hinaus auch als sympathischer Politiker und sehr geschätzter Kamerad in guter Erinnerung bleiben.» Die Danksagung verknüpfte Peterhans mit dem Vorschlag, Grossen als Ehrengast an der zehnten GV im nächsten Jahr einzuladen.

Wahl des Vorstandes und Statutenänderungen

Neben der Besetzung der Präsidiumsvakanz waren an der GV auch die Wiederwahl von sechs bisherigen Vorstandsmitgliedern sowie des neuen Mitglieds Jürg Bichsel, Präsident des Mitgliedervereins brenet, anstelle von Michael Sattler (brenet-Geschäftsführer, bisher), traktandiert. Der Vorstand wurde einstimmig und in corpore wiedergewählt, genauso wie auch die beiden Revisoren Daniel Mart und Laurens Abu-Talib. Bereits davor hatte die GV die Jahresrechnung 2020, das Budget 2021 und den Bericht der Revisoren gutgeheissen. Und auch eine Änderung der Artikel 12 und 15 der Statuten wurde angenommen. Sie sieht vor, dass in Zukunft auch unabhängig von der allgemeinen Gesundheitslage eine GV digital durchgeführt werden kann und der Vorstand das dafür geltende Abstimmungsverfahren festlegen darf.

Zwei Referate zu aktuellen Themen

Im Anschluss an die GV moderierte Vorstandsmitglied Martin W. Bänninger, Geschäftsführer des Schweizerischen Vereins Luft- und Wasserhygiene, zwei Referate von Präsident Jürg Grossen und von Dr. med. Walter Hugentobler, die einem breiteren Interessentenkreis einschliesslich der Medien offenstanden. Grossen referierte über seine im vergangenen No­vem­ber erstmals vorgestellte «Roadmap Grossen» (www.roadmap-grossen.ch), in der er die fünf Wegmarken zur Erreichung des Netto-null-Ziels skizzierte. Dieser Weg führe über die Elektrifizierung von Verkehr und Gebäuden, über eine 40-prozentige Steigerung der Stromeffizienz, über einen massiven Zubau der Photovoltaik und auch über Speichertechnologien wie Power-to-X. Anhand von Diagrammen veranschaulichte er zudem, dass Wachstum und Verbrauch problemlos entkoppelt werden könnten. Sein Fazit in Bezug auf die Branche lautete, dass sich Gebäude in Zukunft zu intelligenten Kraftwerken und Tankstellen der Elektromobilität entwickeln müssten.

Im zweiten Vortrag des Raumklima- und Aerosolexperten Walter Hugentobler, Facharzt für Allgemeine und Innere Medizin, ging es im Wesentlichen um die Defizite in Bezug auf die Erforschung der Zusammenhänge von Aussen-, Raum- und Atemluft und die Schlussfolgerungen für die Klima- und Lüftungstechnik hinsichtlich einer effektiven Bekämpfung der Ausbreitung von Coronaviren und anderer Krankheitserreger in Innenräumen. Der pen­sio­nierte Hausarzt wird derzeit vor allem in Deutschland von diversen Regierungsstellen als Fachmann beigezogen. Während seiner Intervention betonte Hugentobler die Bedeutung einer ausreichenden Befeuchtung der Innenraumluft. Wie schlecht die Raumluft befeuchtet werde, zeige sich Winter für Winter am Anstieg der Atemwegserkrankungen und der Grippe-Todesfälle. Denn die Austrocknung der Atemwege bewirke eine verminderte Infektionsabwehr, insbesondere bei älteren Menschen. Die Raumluftfeuchte müsse daher stets mindestens 40 bis 60 Prozent betragen.

Veröffentlicht am: