
Mit einer feierlichen Eröffnung hat die Revox Group ihr neues Erlebniszentrum eingeweiht: Die Revox World in Dietikon vereint Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Traditionsmarke.
Autor: René Senn, Fotos: Michael Donadel
Was auf über 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche an ein Technikmuseum erinnert, entpuppt sich beim Rundgang rasch als emotionales Klangarchiv, das so in Europa wohl einzigartig ist. Am gleichen Standort ist auch Revox Schweiz beheimatet – Vertrieb und Erlebniswelt sind damit eins.
Analog, digital – und alles dazwischen
Neben ikonischen Geräten aus 75 Jahren Audiogeschichte zeigt die Ausstellung auch aktuelle Entwicklungen. Besondere Aufmerksamkeit erhielt an der Eröffnung der neue Revox Studiomaster A200, der sich nahtlos in das bestehende Multiuser-System einfügt. «Mit dem Studiomaster A200 schaffen wir einen neuen Einstiegspunkt für Musikgenuss auf höchstem Niveau – vollständig vernetzt, intuitiv bedienbar, aber mit der DNA klassischer Revox-Geräte», erklärte Christof Frey, CEO der Revox Group, in seiner Rede. Und in der Tat, der kleine A200 ergänzt auch die Multiroom-Systeme bestehender Kunden auf ideale Weise. Wir werden diese Geräte deshalb in Zukunft noch genauer unter die Lupe nehmen.


Eine Ikone lebt weiter
Ein weiteres absolutes Highlight: die Rückkehr der B77 MK III Bandmaschine, und zwar nicht als nostalgisches Ausstellungsstück, sondern als echtes, neues Produkt. In Dietikon ist sie ab sofort erhältlich. Die Entwicklung erforderte nicht nur Geduld, sondern auch Pioniergeist: «Man denkt vielleicht, man holt einfach die alten Zeichnungen aus dem Archiv und legt los – aber wir haben schnell gemerkt, dass viele Teile unterschiedlich dokumentiert oder überarbeitet worden waren», so Christof Frey. «Allein für eine Kardanwelle mussten wir über fünf Tonnen Spezialstahl beschaffen, das war eine grössere Aktion, als man sich das von aussen vorstellt.» Und er ergänzt lachend: «Sie können sich vorstellen, wie viele Maschinen wir nun mit diesem Stahl produzieren könnten. Er wird noch Jahre reichen.»
Auch bei den Tonköpfen wurde vieles überarbeitet, erklärt der CEO. Sie sollen künftig deutlich langlebiger sein – eine von mehreren Optimierungen, die die Originalidee aufnehmen und heutigen Standards anpassen.
Eine Premiere war auch die Präsentation der limitierten Sonderedition «Alice Cooper», die bereits auf dem neuen Modell basiert. Nur 25 Exemplare werden gefertigt, die Nummer 1 steht in Dietikon. Weitere exklusive Varianten sind laut Revox nicht ausgeschlossen. Im Unterschied zu früheren Projekten wie der gelben Yello-Edition, bei der noch überarbeitete Bestandsgeräte zum Einsatz kamen, handelt es sich nun um die Version mit der oben erwähnten kompletten Neuentwicklung mit neuer Elektronik und weiter verbesserter Klangqualität. Der Preis für eine B77 MK III liegt bei doch berauschenden rund 15’000 Franken – für eine Alice Cooper bei 27'000 Franken. Ein Statement für kompromisslose Liebhaber analogen Sounds.
Ein Lebenswerk für die Ewigkeit
Die neue Revox World ist auch das Werk eines inspirierten Mannes: Walti Stutz, langjähriger Wegbegleiter der Marke und unermüdlicher Sammler, hat vor 13 Jahren angefangen, jeden Prospekt und jede Anekdote zusammenzutragen, die Revox hervorgebracht hat. Was am Anfang noch sehr mühselig war, hat mit den Jahren eine unglaubliche Dimension angenommen. Diese Sammlung, das Studer Revox Museum, bildet heute das Herzstück der Ausstellung. «Nach 13 Jahren intensivem Sammeln kann ich jetzt sagen, dass die Revox Word sehr nahe an meiner Vision ist, aber nicht nur das, sie übertrifft mein Museum bei Weitem. Und wir haben in unserer Wohnung wieder Platz für andere Dinge, was meine Frau auch sehr schätzt», sagte Stutz bei der Eröffnung lachend.
Der Umzug nach Dietikon war ein Kraftakt – logistisch und ideell. In mehreren Etappen wurden die Exponate von Altstetten und Hausen am Albis an den neuen Standort gebracht. Unterstützt wurde Stutz dabei von zahlreichen Mitgliedern des Fördervereins Studer Revox Museum. Insgesamt kamen so über 100 freiwillige Arbeitstage zusammen. Künftig soll dieses Erbe auch institutionell gesichert werden: Eine Stiftung ist in Vorbereitung, um die Sammlung langfristig zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Mehr als ein Museum
Die Revox World ist aber kein Ort für verstaubte Technik, sondern ein lebendiger Treffpunkt für Klangbegeisterte, Firmen, Ingenieure und Musikerinnen gleichermassen. Mit interaktiven Stationen, Live-Demonstrationen und regelmässigen Führungen will die Ausstellung nicht nur die Vergangenheit bewahren, sondern auch die Faszination für hochwertige Audiotechnik in die Zukunft tragen. Der Raum ist da, wie ein Instrument, jetzt muss er vom Revox Team nur noch richtig bespielt werden. Wir können also gespannt sein, was noch folgt.
Ein Ort, der bleibt
Mit der Revox World wurde nicht nur ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte geschrieben, es ist auch ein Ort entstanden, der Klangkultur greifbar macht, für Liebhaber der Marke, für neue Generationen, für alle, die hören wollen, wie präzise Schweizer Ingenieurskunst klingt. Oder, wie es Walti Stutz formulierte: «Jetzt ist alles da, wo es hingehört – öffentlich zugänglich, erlebbar, für jede Generation.»
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