Klimaneutral fahren – das soll in der Schweiz bis 2050 Realität sein. Neben verschärften Emissionsvorschriften sollen auch freiwillige Massnahmen dafür sorgen. Dafür wird die Roadmap Elektromobilität bis 2030 verlängert.


Autorin: Laura Kopp

Redaktionelle Bearbeitung: eTrends


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2021 verabschiedete der Bundesrat die «Langfristige Klimastrategie Schweiz». Damit sollen die internationalen Verpflichtungen gemäss Pariser Übereinkommen von 2015 erfüllt werden. Das Netto-Null-Ziel 2050 betrifft alle Lebensbereiche, besonders aber den Verkehrssektor. Ein Drittel der benötigten Energie geht auf sein Konto. Da diese noch zu über 90 % aus fossilen Quellen stammt, ist er – genauer die Personenwagen – für einen Grossteil des CO2-Ausstosses verantwortlich. Die Autoimporteure müssen deshalb immer strengere CO2- Emissionsvorschriften für Neufahrzeuge einhalten.

Seit 1. Januar 2025 dürfen neu zugelassene Personenwagen im Durchschnitt maximal 93.6 g CO2/km und erstmals zugelassene Lieferwagen sowie leichte Sattelschlepper maximal 153.9 g CO2/km ausstossen. Seit diesem Jahr gelten CO2-Zielwerte auch für neu zugelassene schwere Nutzfahrzeuge wie Lastwagen und Sattelschlepper.

Ohne Aufwand kein Erfolg

Während die Automobilwirtschaft auf Zielvorgaben auf EU-Niveau drängt, schafft eine strengere Auslegung aus Sicht des Bundes wichtige Anreize für den Umstieg auf Elektrofahrzeuge. Man ist sich also über die Massnahmen nicht immer einig, welche die Elektromobilität so richtig ins Rollen bringen. Dass es aber nach wie vor solche braucht, scheint allen Involvierten klar zu sein – denn die Schweiz soll bis 2050 klimaneutral fahren.

Erste Phase abgeschlossen

Die Roadmap Elektromobilität soll dabei helfen, dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Sie wurde 2018 lanciert und von 50 Vertreterinnen und Vertretern der Elektrizitäts-, Mobilitäts- und Immobilienbranche sowie des Bundes, der Kantone und der Städte und Gemeinden unterzeichnet.

Ihr Ziel: Den Anteil der Steckerfahrzeuge an den Neuzulassungen von Personenwagen von damals 3 % auf 15 % im Jahr 2022 erhöhen. Zahlreiche Massnahmen wurden eingereicht, um dieses Ziel zu erfüllen. Ob diese dafür verantwortlich waren, dass die angestrebten 15 % bereits 2021 erreicht wurden? Fakt ist: Elektromobilität lag im Trend, was sich auch bei der Nachfrage nach Steckerfahrzeugen zeigte.

Leichte Ernüchterung

Beflügelt von dieser positiven Entwicklung entschieden die Verantwortlichen 2021, dass die Roadmap in eine nächste Phase gehen soll. Ihre Ziele: Bis Ende 2025 sollen der Anteil Steckerfahrzeuge bei den Neuzulassungen von Personenwagen auf 50 % und die Zahl der allgemein zugänglichen Ladestationen auf 20 000 steigen sowie die Ladeinfrastruktur möglichst nutzerfreundlich und netzdienlich gestaltet werden.

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt, dass die Entwicklung dieses Mal nicht wie gewünscht verläuft. 2024 betrug der Anteil Steckerfahrzeuge bei den Neuzulassungen lediglich 28 %. Die Dichte der Ladesäulen in der Schweiz ist im Vergleich zu Europa zwar hoch; das gesetzte Ziel wurde mit den etwas über 15 600 allgemein zugänglichen Ladestationen jedoch noch nicht erreicht. Und ob die Lademöglichkeiten nutzerund netzdienlich sind, lässt sich nicht wirklich feststellen. Trotz, oder gerade wegen dieses durchzogenen Bildes bleiben Massnahmen zur Förderung der Elektromobilität wichtig. Das sieht auch der Bund so.

Roadmap 2.0

Anlässlich der 13. Plattformveranstaltung im September 2024 gab Bundesrat Albert Rösti bekannt, dass die Roadmap bis 2030 verlängert wird. Eine Spurgruppe soll sicherstellen, dass diese die richtigen Prioritäten setzt. Bis im April 2025 entwickelt die Spurgruppe eine Charta mit Handlungsfeldern und ersten Massnahmen, die als Orientierungsrahmen für die nächste Phase der Roadmap dient. Neben den bereits bekannten Themen wie Fahrzeuge und Ladestationen wird sich die Spurgruppe auch mit der Stromversorgung beschäftigen.

Vieles ist freiwillig

Egal von welcher Phase der Roadmap Elektromobilität man spricht: Die darin enthaltenen Massnahmen sind Vorschläge der beteiligten Organisationen und immer freiwillig. Ob diese sie tatsächlich umsetzen und welchen Beitrag sie leisten können, ist deshalb fraglich. Um ein Beispiel aus der Elektrobranche zu nennen: Gezielte Weiterbildungen, Faktenblätter oder Web-Tutorials sorgen zwar für gut informierte und ausgebildete Fachleute.

Wenn diese ihr Wissen und ihre Fähigkeiten aber nur bei Eigenheimbesitzerinnen und -besitzern einsetzen können, dann verbreiten sich Ladestationen in Wohnbauten dennoch nur langsam. Denn die Schweiz ist bekanntlich ein Land von Mieterinnen und Mietern. Hier reicht die Freiwilligkeit nicht aus. Es braucht politische Massnahmen, wenn die Zahl der Ladestationen auch an nicht allgemein zugänglichen Orten erhöht und die Nachfrage nach Steckerfahrzeugen ins Rollen kommen sollen. Aber auch hier herrscht nicht immer Einigkeit, zum Beispiel bei der Implementierung eines «Rechts auf Laden».

Fazit

Die Verlängerung der Roadmap Elektromobilität bis 2030 zeigt, dass der Bund weiterhin ambitionierte Ziele verfolgt. Doch um die CO2-Ziele tatsächlich zu erreichen, braucht es mehr als freiwillige Massnahmen. Insbesondere im Bereich der Ladeinfrastruktur in Mietliegenschaften oder bei gewerblichen Bauten sind gezielte politische Vorgaben gefragt.

Für Fachleute aus der Elektrobranche eröffnen sich dabei neue Chancen, sei es durch spezialisierte Schulungen oder die Integration smarter Ladelösungen in bestehende Gebäudetechnik. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die geplanten Massnahmen tatsächlich greifen – eTrends bleibt dran!


Kommentar

Thomas Rücker, Direktor auto-schweiz
Thomas Rücker, Direktor auto-schweiz

«Wir haben die Roadmap Elektromobilität des Bundes seit ihrer Gründung unterstützt – nicht zuletzt, weil sie auf dem bereits Anfang 2018 von auto-schweiz ausgerufenen, freiwilligen 10/20-Ziel beruhte. Die von unseren Mitgliedern angestrebten 10 Prozent Marktanteil der Steckerfahrzeuge bei neuen Personenwagen im Jahr 2020 wurden mit über 14 Prozent mehr als erreicht.

Über die Ausgestaltung der Zielvorgaben der Roadmap lässt sich aber trefflich streiten, denn das 50-Prozent-Ziel 2025 nimmt lediglich unsere Branche in die Pflicht. Alle anderen Akteure der Roadmap stehen längst nicht so im Fokus wie wir. Und die Verfehlung des Ziels ist mit einem Marktanteil der Elektroautos und Plug-in-Hybride von unter 30 Prozent nach zwei Kalendermonaten quasi schon gesichert.

Deshalb stehen wir einer erneuten konkreten Zielsetzung für die nächste Phase der Roadmap kritisch gegenüber, bieten aber Hand für entsprechende Massnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Elektromobilität. In unserem 10-Punkte-Plan zum Gelingen der E-Mobilität sind zahlreiche Vorschläge enthalten, etwa ein fünfjähriges Moratorium der Automobilsteuer auf Elektroautos, die beim Import erhoben wird und praktisch einen Industriezoll darstellt. Auch die Liberalisierung des Strommarktes zur Senkung der Energiepreise oder der verstärkte Ausbau von Ladeinfrastruktur zuhause oder am Arbeitsplatz, etwa über ein Recht auf Laden, könnten viel zur schnelleren Verbreitung der Elektromobilität beitragen.»

Thomas Rücker, Direktor auto-schweiz

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