Als Elektroinstallateur und auch als Elektroplaner ist man heute mit unzähligen neuen Technologien konfrontiert. Da steht zum einen seit Jahren das Thema «Smart Home» im Raum, dann die Photovoltaik, die Elektromobilität und damit das Energiemanagement. Und da das bestehende, sehr wichtige Tagesgeschäft nicht wartet, ist es umso zentraler, dass der Einstieg in ein neues Geschäftsfeld möglichst einfach vollzogen werden kann.
Autor: René Senn
Professionelle Systeme im Fokus
Nun ist der Smart-Home-Markt leider auch noch in die unterschiedlichsten Anwendungen fragmentiert wie Licht, Heizung, Multimedia, Energiemanagement, Sektorkopplung, Monitoring, Netzwerke mit Fernzugriff und vieles mehr. Der Begriff Smart Home ist deshalb nicht einfach zu fassen, geschweige denn allgemeingültig zu definieren. Als Branche, die von Service und Dienstleitungen lebt, müssen wir den Fokus unbedingt auf die professionellen Systeme legen. Wir planen, installieren und konfigurieren sie. Die Kunden müssen sich nicht um diese Dinge kümmern. Sie nennen dem Planer ihre Bedürfnisse, der daraus zuhanden des Installateurs ein technisches Konzept erstellt. Bei Bedarf gibt es Service und Support, auch noch nach Jahren. Und dies direkt vor Ort beim Kunden. Das ist das Geschäftsmodell unserer Branche, und nur so entsteht ein professionelles Smart Home. Alles andere geht eher in Richtung «Smart Plastik».
Vernetzung ermöglicht Mehrwert
Ein zentrales Element des Smart Home oder auch Connected Home, wie es von einem Hersteller genannt wird, ist die Vernetzung unterschiedlicher Anwendungen zu einem Ganzen. Nur sie ermöglicht es, dass die digitale Elektroinstallation im Vergleich mit einer konventionellen Installation für den Kunden einen Mehrwert erzeugt. Und weil ein digitales, vernetztes Heim etwas komplett anderes ist als ein konventionelles, sollten wir auch bei den Kosten nicht von Mehrkosten, sondern eher von «Anders-Kosten» sprechen. Ein Smart Home bietet Mehr-Komfort und einen Mehrwert für die Bewohner, und dies ist eben mehr wert.
Marktübersicht
Auf den nachfolgenden Seiten präsentieren wir unterschiedliche Lösungsbeispiele und -ansätze aus der Branche. Sie fokussieren alle auf den Kundennutzen und liefern so unserer Leserschaft wichtige Argumente für den nächsten Auftrag. Die vorgestellten Systeme lassen sich einzeln oder untereinander vernetzt in einem echten Smart Home integrieren. Wie tief die Vernetzung in jedem einzelnen Projekt gehen soll, hängt immer vom Kundenbedürfnis ab, das der Planer schriftlich festhält und in ein technisches Konzept überführt. Es darf nie das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung des Systemintegrators massgebend sein, der möglichst viel mit möglichst viel Technik realisieren möchte. Daraus entstünde etwas, das der Kunde nie gewünscht hat, zu einem Preis, der in der Regel zu hoch ist.
Drei Fragen an sieben Experten
Experte 1:
Matteo Iacovelli, novis electronics AG, Smart Home Development
«Ein smartes Home erleichtert das Leben, schafft Komfort und Sicherheit und sorgt für beruhigende Kontrolle.»
Wie schätzen Sie das Marktwachstum im Bereich von professionellen Smart-Home-Lösungen in der Schweiz ein?
Präzise Marktzahlen sind für die Schweiz derzeit nicht verfügbar. Nimmt man aber die Entwicklung von Savant als Indikator, wächst der Markt in einem hohen zweistelligen Bereich. Der Trend wird zudem verstärkt durch die aktuellen Diskussionen über neue Wohn- und Arbeitsformen im Home- und Business Bereich. Energie-, Sicherheits- und Mobilitätsthemen sind zusätzliche «Booster».
Was bedeutet dieses Marktwachstum für die Branche?
Chancen und Potenziale stimmen positiv. Bis die Anwender aber zu positiven Botschaftern werden, haben die Industrie und ihre Partner noch einige Hausaufgaben vor sich. Die Bedürfnisse verändern sich, Konsumenten sind besser informiert und haben eigene Ideen und Vorstellungen. Gleichzeitig werden eine kompetente Partnerschaft, ein «Rundumsorglospaket» und langfristige Begleitung erwartet. Unsere Businessmodelle sind also rasch zu überprüfen und in einigen Fällen neu zu definieren.
Permanente Aus- und Weiterbildung zum Thema wird für den Erfolg entscheidend sein. Die novisgroup hat dieses Bedürfnis früh erkannt und mit ihren Industriepartnern und erfahrenen Organisationen umfangreiche Programme ausgearbeitet.
Welche Rolle spielt dabei aus Ihrer Sicht der Installateur, welche der Elektroplaner?
Jeder Installateur und Elektroplaner entscheidet selber, welche Aufgaben er bei diesem Thema übernehmen will und kann. Beide Seiten sollten sich aber schnell klar positionieren und sich proaktiv mit dem Thema beschäftigen. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass neue, noch unbekannte Player erfolgreich und mit hohem Engagement in die Smart-Home-Welt drängen. Installateure und Planer haben in ihren Bereichen die Kernkompetenzen für eine erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung von begeisternden, smarten Lösungen. Die Partnerschaft mit einem führenden Hersteller
mit breiter Kundenbasis und unvergleichlichen Referenzen wie Savant schafft für Elektroplaner und Installateure wertvolle Profilierungsmöglichkeiten. Service, Unterhalt und «Weiterentwicklung» werden das Angebot beeinflussen und können vor allem für Installateure zum spannenden Geschäftsfeld werden.
Experte 2:
Marco Mariani, Finder (Schweiz) AG, Verkauf & Product Manager
«Mehr Komfort durch smarte Bedienung und Automatisierung.»
Wie schätzen Sie das Marktwachstum im Bereich von professionellen Smart-Home-Lösungen in der Schweiz ein?
Auf 20 Prozent. Mit dem Generationenwechsel entstehen mehr Wünsche für eine Smart-Home-Lösung, weil die jüngere Generation bereits mit der Multimediaelektronik in Kontakt gekommen ist und somit keine Berührungsängste gegenüber solchen Systemen hat.
Was bedeutet dieses Marktwachstum für die Branche?
Dies ist ein grosser Mehrwert.
Welche Rolle spielt dabei aus Ihrer Sicht der Installateur, welche der Elektroplaner?
Es haben beide einen grossen Einfluss, Elektroplaner vor allem bei den grösseren Objekten wie Geschäftshäusern, Installateure eher bei Wohnbauten. Es hängt von ihnen ab, ob ein Kunde sich für eine Smart-Home-Lösung entscheidet oder nicht. Sie müssen hinter den Produkten stehen und die Vorteile einer Lösung verständlich aufzeigen können. Ihr Produkte-Portfolio ermöglicht es ihnen auch, auf diverse Budgetvorgaben einzugehen. Nicht immer ist die teuerste Variante auch die beste.
Experte 3:
Raul Bonade , Feller AG, Product Marketing, Business Development and Innovation Director Buildings
«Der Durchbruch einer Technologie kann nicht von der Branche erzwungen werden. Wenn ihre Vorteile offensichtlich sind, wird sie sich auch durchsetzen.»
Wie schätzen Sie das Marktwachstum im Bereich von professionellen Smart-Home-Lösungen in der Schweiz ein?
Meiner Einschätzung nach wird sich die Nachfrage nach intelligenten Systemen im Wohnbereich innerhalb der nächsten drei Jahre mindestens verdoppeln. Smart-Home-Lösungen werden auch in Bereichen verlangt werden, in denen heute nur elektromechanische Produkte zum Einsatz kommen.
Was bedeutet dieses Marktwachstum für die Branche?
Ich sehe das Marktwachstum immer noch als Herausforderung, weil es sich derzeit meist noch um potenzielles Wachstum handelt. Unsere Branche sollte den digitalen Systemen zum Durchbruch verhelfen, indem sie damit professionellen Kunden, der Immobilienbranche und den Endkunden einen echten Mehrwert bietet.
Welche Rolle spielt dabei aus Ihrer Sicht der Installateur, welche der Elektroplaner?
Elektroplaner und -installateure sind die Hauptakteure und -treiber bei der Verbreitung von digitalen Elektroinstallationen. Sie sind Unternehmer, die wirtschaftlich denken, und müssen den Mehrwert selbst erleben können. Die zusätzlichen Kosten für die neuen digitalen Systeme müssen für sie überschaubar bleiben – besonders für kleine und mittelgrosse Unternehmen. Neue Systeme sollten effiziente Tools und Schulungen der Anwender bieten.
Die gewohnten Arbeitsabläufe während der Planungsphase und Installation sollten unverändert bleiben. Der gesamte Zeitaufwand von der Planung bis zum Abschluss darf nicht grösser sein oder ist im besten Fall kleiner als in der traditionellen Installation. Und schliesslich müssen neue Systeme ebenso zuverlässig funktionieren wie klassische elektromechanische Installationen.
Experte 4:
Francesco Valenti, Wago Contact SA, Area Sales Manager und Smart-Home-Experte
«Wago is the backbone of a smart connected world.»
Wie schätzen Sie das Marktwachstum im Bereich von professionellen Smart-Home-Lösungen in der Schweiz ein?
Wir verstehen unter diesem Begriff ein zentral gesteuertes, ausfallsicheres System und erwarten hier ein jährliches Wachstum von maximal 10 Prozent für die Schweiz.
Was bedeutet dieses Marktwachstum für die Branche?
Die energieeffiziente und nachhaltige Automatisierung für Neubauten und Bestandsgebäude gewinnt an Bedeutung. Elektroinstallateure, die ihr Angebot in diesem Bereich richtig kommunizieren, werden sich bei der Neukundenakquise deutlich leichter tun. Sollte ein Kunde die Investition für ein Smart Home zunächst noch scheuen, sollte die Installation zumindest so geplant sein, dass eine spätere Integration entsprechender Systeme problemlos möglich ist. Dies bedeutet nicht nur für den Kunden einen Mehrwert, sondern mit ziemlicher Sicherheit auch ein Folgegeschäft für den Elektroinstallateur.
Welche Rolle spielt dabei aus Ihrer Sicht der Installateur, welche der Elektroplaner?
Es ist entscheidend, dass sich jetzt beide Seiten mit den verfügbaren Lösungen und Systemen am Markt auseinandersetzen und eine entsprechende Expertise aufbauen. Nur so werden sie in der Lage sein, zukünftigen Smart-Home-Besitzern eine passgenaue und auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Lösung anbieten zu können. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Bedienfreundlichkeit eines Systems. Smart-Home-Besitzer möchten schliesslich nicht bei jeder noch so kleinen Anpassung den Experten kommen lassen. Unsere Lösung beispielsweise bietet diese Einfachheit, da sie nicht programmiert, sondern parametriert wird. Hierzu werden einfach aus dem Menü smarte Lampen, Aktoren usw. auf eine Web-basierte Oberfläche gezogen und dort mit den entsprechenden Schaltern verbunden. Einfacher geht Smart Home nicht.
Experte 5:
Salvatore Barberi, Theben HTS AG, Verkaufs- und Marketingleiter
«Früher oder später werden alle einsehen und verstehen, dass eine professionelle Smart-Home-Lösung zu einer nachhaltigen Investition gehört.»
Wie schätzen Sie das Marktwachstum im Bereich von professionellen Smart-Home-Lösungen in der Schweiz ein?
Ein Marktwachstum in Prozent anzugeben, ist natürlich schwierig. Was man jedoch sagen kann ist, dass die Nachfrage nach Smart-Home-Lösungen stetig steigt und somit auch das Marktwachstum.
Was bedeutet dieses Marktwachstum für die Branche?
Die Branche und ihre Teilnehmer müssen sich darauf einstellen, wenn sie ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Ausserdem ist ein Umdenken nötig, was derzeit nicht allen Branchenvertretern leicht fällt.
Welche Rolle spielt dabei aus Ihrer Sicht der Installateur, welche der Elektroplaner?
Sie sind nur zwei der Teilnehmer in diesem Markt. Es gibt noch weitere, die im ganzen Prozess eine wichtige Rolle spielen, ich denke da an die Architekten, Bauherren und schlussendlich auch an die Hersteller. Sie alle haben eine wichtige Rolle inne, respektive Aufgabe zu lösen, damit eine Smart-Home-Lösung in Zukunft zum Standard jeder Installation gehört.
Experte 6:
Martin Vontobel, ABB Schweiz AG, Electrification, Product Marketing und Manager – Building Automation Solutions
«Unsere Smarter-Home-Lösungen fügen sich ganz selbstverständlich in Ihren Alltag ein und bieten unbegrenzte Möglichkeiten für mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz.»
Wie schätzen Sie das Marktwachstum im Bereich von professionellen Smart-Home-Lösungen in der Schweiz ein?
Wir rechnen weiterhin mit einem kräftigen Marktwachstum. Die Akzeptanz wird weiter zunehmen, denn die Smart-Home-Technologie erhöht den Wohnkomfort, die Sicherheit sowie die Energieeffizienz, was mit Blick auf die Energiezukunft besonders wichtig ist.
Was bedeutet dieses Marktwachstum für die Branche?
Wir sehen einen klaren Trend weg von der reinen Steuerung der Beleuchtung oder Beschattung hin zu vernetzten Gesamtlösungen. Sämtliche Stakeholder müssen sich dabei auf neue Kundenbedürfnisse einstellen. Die Beratungskompetenz von Planern und Installateuren wird immer wichtiger, und eine frühzeitige Einflussnahme lohnt sich. Denn so können sie die Bauherrschaften in einer frühen Projektphase zu Smart-Home-Lösungen beraten. In Zukunft wird mehr Verkaufstalent verlangt. Ist es nicht vorhanden, decken sich Kunden über andere Wege wie Onlineshops oder Fachmärkte ein. Sie stellen sich eine Lösung zusammen, die am Ende oft nicht den erwarteten Nutzen bringt – das Geschäft für den Installateur ist aber trotzdem weg. Daher spielt auch der zeitliche Aspekt eine wichtige Rolle. Es ist wesentlich, sich so früh wie möglich in die Gespräche mit dem Kunden einzubringen und somit auch die Planung richtig aufzugleisen.
Welche Rolle spielt dabei aus Ihrer Sicht der Installateur, welche der Elektroplaner?
Das Zusammenspiel von Architektur und der Elektroinstallation gewinnt an Bedeutung. Der frühzeitige Dialog zwischen Bauherren, Architekten und Planern respektive Installateuren ist essenziell. Denn so können sie die Bauherrschaften in einer Projektphase, in der es um die wichtigsten Weichenstellungen geht, beraten.
Sich technische Fähigkeiten anzueignen, ist für Installateure noch zentraler als für Planer. Es muss jedoch ein Umdenken stattfinden, weg vom reinen Techniker hin zum kompetenten Berater. Frühzeitige Projektidentifikation und das Herstellen der richtigen Kontakte sind dabei entscheidende Erfolgsfaktoren. Natürlich ist die erfolgreiche Projektumsetzung genauso wichtig, denn sie ist die Basis für Folgeaufträge und Zusatzdienstleistungen.
Experte 7:
Urs Wenger, TWILINE, W.Wahli AG, Geschäftsführer
«Das von Profis gebaute Smart Home entlastet die Nutzerinnen und Nutzer. Sie geniessen mehr Komfort und optimieren ihren Energieverbrauch.»
Wie schätzen Sie das Marktwachstum im Bereich von professionellen Smart-Home-Lösungen in der Schweiz ein?
Die Akzeptanz von Smart Homes steigt stetig. Um das grosse Marktpotenzial auch auszuschöpfen, bedarf es intensiver Anstrengungen in den Bereichen Effizienz und Adaptierbarkeit der Systeme sowie eine konsequente Vermarktung der professionellen Lösungen.
Was bedeutet dieses Marktwachstum für die Branche?
Das Potenzial auszuschöpfen, ist eine stetige Herausforderung auf allen Ebenen. Die Systeme müssen sich weiterentwickeln, offener und gleichzeitig einfacher und intuitiver werden. Die Integratoren müssen ihr Knowhow stetig erweitern und effizienter werden. Sehr wichtig ist die Entwicklung in Richtung Individualisierung des Smart Home durch die Nutzerinnen und Nutzer selbst, ohne dass sie dazu vertiefte Kenntnisse brauchen.
Welche Rolle spielt dabei aus Ihrer Sicht der Installateur, welche der Elektroplaner?
Jeder Player ist wichtig. Das beginnt bereits beim Hersteller; als kompetenter Partner für Planer und Installateure bietet er ein System mit grossem Funktionsumfang, einfacher Struktur und langjähriger Verfügbarkeit der Module. Mit diesem gut gefüllten Rucksack können Planer gegenüber Architekten, Generalunternehmern und Bauherren mit starken Argumenten auftreten. Sie sind es, die die Technologie nach aussen tragen. Die Installateure, die gleichzeitig Systemintegratoren sind, setzen das Projekt schnörkellos und effizient um. Dank ihrem Knowhow entsteht auf Anhieb eine ausgereifte Lösung. Die Nutzer optimieren die für sie relevanten Funktionen laufend während der ganzen Nutzungsdauer.
Das Gesamtpaket sorgt für eine klare Abgrenzung gegenüber dem stärksten «Mitbewerber», den Heimwerker-Lösungen der internationalen Webshops.
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Autor: René Senn
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