«Bereit für die Zukunft!»

- SmartGridready

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«Bereit für die Zukunft!» ist der Slogan des Vereins SmartGridready, der im März in Bern gegründet wurde. Wer steckt dahinter und was sind die Ziele und Chancen des Vereins? eTrends fragt nach bei Präsident Jürg Grossen.

Mit SmartGridready wurde am 29. März 2019 im Bundeshaus in Bern ein neuer Verein gegründet. Unter den Gründungsmitgliedern befinden sich namhafte Schweizer Firmen aus dem Verteilnetz- und Gebäudesektor sowie Verbände und Fachhochschulen. Der Verein führt die Ergebnisse eines seit 2017 laufenden und von Energie Schweiz unterstützen Projekts weiter: Geräte wie Wärmepumpen, Waschmaschinen und Ladestationen für Elektroautos sollen künftig dank dem Label «SmartGridready» Informationen mit dem Stromnetz und den Produktionsanlagen austauschen können. Damit wird eine effizientere, dezentralere und sicherere Stromversorgung möglich. Nur so wird die neue Energiewelt mit mehr Stromeffizienz und erneuerbarer, dezentraler Stromproduktion bald Realität.
Mittelfristig müssen alle elektrischen Geräte mit dem Smart Grid kommunizieren können. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt, der zukünftig an Brisanz gewinnen wird und für den in der Schweiz eine Lösung bereitstehen muss. Ist der neue Verein der Schlüssel dazu?

Hand aufs Herz, braucht die Branche, die Schweiz noch einen neuen Verein?

Jürg Grossen: Irgendeine Organisationsform brauchen wir (lacht), ein Verein ist für unser Anliegen das Richtige. Der Bedarf für eine Vereinheitlichung der Kommunikation im Stromnetz zwischen Geräten, Produktionsanlagen und Netzen ist vorhanden.

In allen Vereinen der Gebäudetechnik sind mehr oder weniger dieselben Leute engagiert. Besteht da nicht die Gefahr, dass es thematisch zu wenig rasch vorwärts geht?

Es gibt wohl nicht «den» Verein, der alle Bedürfnisse abdeckt. Wir haben den Anspruch, dass mit unserer zielorientierten Vereinsstruktur nicht Firmenpolitik, sondern eine sachliche Strom- und Energiepolitik betrieben wird, so dass wir rasch vorwärts kommen.

Was ist das Ziel von SmartGridready?

Das Ziel von SmartGridready ist ein breit anerkanntes und verbreitetes Qualitätslabel für eine intelligent kommunizierende Energieversorgung. Einerseits sind der Aufbau und die Verbreitung des Labels ein Ziel. Andererseits wollen wir den Herstellern und Vertreibern von SmartGridready-kompatiblen Produkten die Möglichkeit bieten, Geräte, Applikationen und Systeme zertifizieren zu lassen. Ebenso im Fokus sind die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit der Mitglieder und der technischen Entwicklung im Austausch mit der internationalen Standardisierung sowie die Spezifikation des Labels.

Wie funktioniert SmartGridready?

Elektrische Geräte und Ladestationen sollen künftig dank der Funktion «SmartGridready» mit dem Stromnetz und den Produktionsanlagen vernetzt sein und mit ihnen kommunizieren. Es wird eine effizientere, dezentralere und sicherere Stromversorgung möglich, und zwar durch die Interoperabilität von «Communicator» und «Product», wobei hier die Begriffe für Hardware und Software ihre Gültigkeit haben. Diese Interoperabilität wird mit dem Label «SmartGridready®» und einem Flexibilitätsfaktor deklariert.

Ist SmartGridready ein Standard, eine Technologie oder ein Kommunikationsmodus, oder muss ein Hersteller ein spezifisches Bauteil von Dritten einkaufen und in seine Steuerung integrieren?

Es ist ein Standard mit einem Zertifikat für Interoperabilität und Kommunikation, also zur Sicherstellung von Kompatibilität für Technologien untereinander.

Ihr schreibt, das System basiere auf zwei Komponenten. Kannst du uns das Prinzip erklären?

Die zwei Komponenten nehmen an einer Art elektronischem Energiedialog über Flexibilität teil. Der Communicator, beispielsweise eine Software eines Energieanbieters, führt in einer koordinierenden Rolle mehrere Dialoge mit Products, das heisst mit Gebäudesystemen. Dementsprechend ist das Gegenstück in jedem Gebäude auch eine Kommunikationssoftware. Sie kann das Product sein, das mit dem Communicator verhandelt. Das 2-Komponenten-Prinzip fokussiert auf eine spezifische Beziehungsebene. In der Praxis gibt es von der Produktion bis zum Endverbraucher immer mehrere solcher Ebenen, welche jeweils einzeln betrachtet werden.
Communicator und Product verstehen sich bei einer Netzanbindung auf Anhieb. Um dies zu ermöglichen, führen wir den Flexibilitätsindikator ein. Er beschreibt, wie flexibel das System ist, um Energie zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu liefern oder zu beziehen. Aufgrund dieser Information kann ein System so konfiguriert werden, dass es sich automatisch nach Kosten, dem Strommix oder der Energieeffizienz optimiert. Dank SmartGridready ist dies mit einer herstellerunabhängigen Kommunikation möglich.

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Ist nicht die Vernetzung der Wohnungen und Häuser die Basis für SmartGridready? Sprich, ohne Smart Home kein SmartGridready?

Das Thema ist grösser und umfasst unter anderem Smart Buildings jeder Art, Areale, Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch (ZEV), Smart Cities sowie Mobilitätskonzepte. Die Vernetzung von Smart Homes ist hierbei ein wichtiger Mosaikstein.

Wie ist die Kommunikation im Gebäude angedacht?

Da muss das Rad nicht neu erfunden werden, zahlreiche Systeme und Geräte auf dem Markt erfüllen die Grundvoraussetzungen für SmartGridready. Die Interoperabilität vom und zum Netz muss nun standardisiert werden. Für die Kommunikation im Gebäude gibt es ja schon zahlreiche Interessenverbände, die sich der Konnektivität im Gebäude angenommen haben. Sie sind unsere Partner, mit denen wir unsere Ziele erreichen.

Braucht es netzseitig nicht auch Infrastruktur, damit das am Schluss funktioniert, Stichwort Flexibilität im elektrischen Netz?

Selbstverständlich. Es müssen auch netzseitig flexible, sichere und kompatible Softwaretechnologie sowie entsprechende Hardware bereitgestellt werden.

Wie kann der Verein Hersteller dafür gewinnen, Geräte SmartGridready zu bauen?

HD-ready-Fernseher waren schon auf dem Markt, bevor in HD gesendet wurde. Dieser Standard brachte für Hersteller und Endkunden Investitionssicherheit. SmartGridready soll für die Hersteller, die das Zertifikat haben, einen ebenso klaren Wettbewerbsvorteil bringen. Auch für Endkunden bedeutet ein mit SmartGridready zertifiziertes Gerät oder System Investitionssicherheit. Sie sind damit bereit für das Stromsystem der Zukunft.

Gibt es schon Hersteller, die an der Entwicklung konkreter, kompatibler Produkte arbeiten?

Ja, einige entwickeln bereits in diese Richtung. Allerdings müssen wir unsere Vorgaben für die Zertifizierung zuerst noch fertig erarbeiten, damit die erwähnte Investitionssicherheit garantiert ist.

Und wer stellt einen SmartGridready Communicator her, wo und wann kann ich einen kaufen?

Communicators gibt es schon am Markt. Das können zum Beispiel Steuerungen von Wärmepumpen, Rundsteuerungen, Bussysteme und vieles mehr sein. Die Frage ist, welchen Flexibilitätsfaktor sie erreichen. Hierzu finden momentan Gespräche und Abstimmungen mit den unterschiedlichsten Stakeholdern statt.

Jürg Grossen

Energiefachmann und Unternehmer, Nationalrat und Präsident der GLP. Er engagiert sich für eine umweltverträgliche Wirtschaft. Energie- und insbesondere Stromeffizienz sind für ihn den Schlüssel zur Umsetzung der Energiewende.

Jürg Grossen

Energiefachmann und Unternehmer, Nationalrat und Präsident der GLP. Er engagiert sich für eine umweltverträgliche Wirtschaft. Energie- und insbesondere Stromeffizienz sind für ihn den Schlüssel zur Umsetzung der Energiewende.

Wer ist der Vermittler der Technologie? Der Installateur, der Planer, der Hersteller oder adressiert ihr den Endkunden direkt?

Die ersten drei Anspruchsgruppen werden wir sicherlich in einem ersten Schritt adressieren, um für die Botschaft von SmartGridready möglichst viele Multiplikatoren zu gewinnen. Aber auch der Endkunde muss das Thema verstehen, um den Nutzen zu erkennen und seine Bedürfnisse damit abzudecken. Der «Endkunde» darf gerne auch ein Immobilieninvestor sein.
Wer macht die Implementierung beim Kunden, ist das Plug and Play?
Das können ganz viele sein, zum Beispiel Netzanbieter, Serviceanbieter, Systemintegratoren, Installateure und Gerätelieferanten. Ja, das Ziel ist eine Art Plug and Play.

Wer macht die Implementierung beim Kunden, ist das Plug and Play?

Das können ganz viele sein, zum Beispiel Netzanbieter, Serviceanbieter, Systemintegratoren, Installateure und Gerätelieferanten. Ja, das Ziel ist eine Art Plug and Play.

Hat die Schweiz im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung überhaupt eine Chance bezüglich eigenen Standards und Labels?

Durchaus. Die Schweiz hat das modernste Energie- und Stromversorgungsgesetz der Welt. Die Energiestrategie 2050 ermöglicht eine echte Dezentralisierung und ist damit nahe an der Physik. Um das umzusetzen, brauchen wir nun richtig intelligente Stromnetze. Wir haben zudem hervorragende technologische Voraussetzungen. Wir müssen als «Schweiz» lernen, unsere Konzepte besser zu vermarkten und zu verkaufen. Wir haben mit unseren Regularien, unserer Infrastruktur, unserem Knowhow zahlreiche Trümpfe in der Hand und dadurch Wettbewerbsvorteile.

Wie ist die Anbindung oder der Einfluss von internationalen Standards gesichert?

Wir unterhalten sehr gute und intensive Beziehungen mit den internationalen Standardisierungsgremien und bringen dort unsere Lösungskonzepte ein.

In der Schweiz gibt es nur wenige Hersteller, kann sich die Schweiz einen eigenen SmartGridready-Standard leisten?

Auch deswegen ist die internationale Vernetzung notwendig. Wir verfügen aber auch in der Schweiz über zahlreiche Hersteller von smarten Produkten und Systemen in unterschiedlichen Disziplinen. Der Verein SmartGridready ist sehr wichtig, um diesen Herstellern national und international eine starke Stimme zu geben. Die Schweiz hat diesen Leistungsnachweis bereits bei anderen Standards erbracht.

Gibt es eine Roadmap, wie ist der Zeithorizont?

Ja, in den nächsten vier Jahren soll sich das Label etablieren. Wir sind an der Ausarbeitung der Anforderungen für den Label-Inhalt und dessen Weiterentwicklung.

Wie ist die Abgrenzung zum Verein Smart Grid Schweiz?

Vertreter des Vereins Smart Grid Schweiz sowie einige Mitgliedsfirmen arbeiten aktiv am Aufbau von SmartGridready mit. Smart Grid Schweiz deckt vorwiegend die Interessen der Stakeholder aus dem Netzbereich ab. Mit den Aktivitäten von SmartGridready bauen wir eine Brücke zwischen dem «Netz» und dem «Gebäude» und sind somit die sinnvolle Ergänzung zum Verein Smart Grid Schweiz.

Was ist der Nutzen von SmartGridready für die Mitglieder und die Branche?

In der Aufbauphase ist der Nutzen sicherlich ein Wettbewerbsvorteil für die Mitglieder durch Wissensvorsprung. Im Betrieb und weiteren Ausbau werden die Transparenz und die Investitionssicherheit für Anschaffungen und Produkte-Entwicklungen ein wichtiger Nutzen sein.


Firmenmitglieder (Stand Mitte Mai 2019)


•          Allenbach Holzbau und Solartechnik AG
•          Amstein + Walthert AG
•          Centralschweizer Kraftwerke AG
•          Elektroplan Buchs & Grossen AG
•          Energie 360° AG
•          Energie Thun AG
•          Eprotraffic GmbH
•          IBT Ing.büro Brönnimann Thun
•          Invisia AG
•          it4power
•          Optimatik AG
•          Robotron Schweiz GmbH
•          Sauter Building Control Schweiz AG
•          Smart Energy Control GmbH
•          Smart Energy Link AG
•          Solutil
•          Sunngarten GmbH
•          Topsolaris one GmbH
•          The Brandpower
•          Wago Contact SA
•          Zehnder Group Schweiz AG

Verbandsmitglieder und Fachhochschulen

Gründung 29.3.2019
 
•          CRB, Standards für das Bauwesen
•          FH Nordwestschweiz
•          Gebäudeklima Schweiz GKS
•          Konferenz der Gebäudetechnik-Verbände, KGTV
•          Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE
•          Verein Smart Grid Schweiz VSGS

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