Bei der Schweizer Licht Gesellschaft (SLG) in Olten kann der Lehrgang zum/zur Lichtplaner:in für Innenbeleuchtung berufsbegleitend absolviert werden. Er umfasst die drei Module Grundlagen, Vertiefung und Konsolidierung und vermittelt technisches, gestalterisches und normatives Wissen rund um die Lichtplanung. Wer alle Module erfolgreich abgeschlossen hat, kann zur Berufsprüfung mit eidgenössischem Fachausweis antreten.
Welche Möglichkeiten haben junge Berufsleute nach dem Abschluss ihrer Grundbildung? In dieser Episode von «What‘s Next?» besuchen wir Remo Cuérel, der nach seiner Lehre zum Montageelektriker EFZ und einigen Jahren Berufserfahrung seine Passion im Licht gefunden hat und jetzt die Ausbildung zum Lichtplaner mit eidgenössischem Fachausweis absolviert.
Von René Senn (Text) und Michael Donadel (Fotos)
Für diese Story ist Julian von Bern mit dem Zug ins Sihltal unterwegs. Ungefähr zwei Haltestellen hinter Zürich ist er schon fast am Ziel. Die letzten Meter vom Bahnhof über die Brücke in das alte Industrieareal in Adliswil geht er zu Fuss. Hier hat die Lichtgestalt GmbH, ein Handels- und Dienstleistungsunternehmen für gute Beleuchtung, ihre Büros, und hier ist auch die Homebase von Remo Cuérel, der sich derzeit zum Lichtplaner für Innenbeleuchtung mit eidg. Fachausweis weiterbildet.
Die Show im Showroom
Remo empfängt Julian vor dem Gebäude, denn er hat etwas Spannendes vor. Er will Julian gleich zu Beginn des Interviews den Showroom der Firma IBZ im gleichen Gebäude zeigen. Das Lichtkonzept dafür stammt aus seiner Feder oder besser gesagt aus seinem Computer. Er hat dieses Projekt selbstständig mit dem Kunden besprochen, geplant und die Ausführung kontrolliert. Und man merkt sofort, welche Passion Remo für das Gestalten mit Licht hat.
Auch wenn der Showroom nur klein ist, hat er sich für die unterschiedlichen Bereiche unterschiedliche Lichtkonzepte ausgedacht. Hängelampen über der Theke, ein Rundlicht über dem Besprechungstisch und Strahler für die ausgestellten Produkte entlang der Wände. «Diesen Strahler habe ich speziell für das IBZ-Logo geplant. Sieht toll aus, oder? Und ja, früher habe ich mich um die Installation der 3-Phasen- Stromschienen gekümmert, jetzt hat sich mein Aufgabenbereich verändert.»
Bei der Besichtigung des Showrooms merkt man auch, dass Remo und Julian das gleiche Verständnis von Installation haben.
Mehr Unabhängigkeit dank Weiterbildung
«Meine Grundausbildung zum Montage-Elektriker hilft mir bei meiner Arbeit als Lichtplaner sehr. Ich habe zudem zwischen meiner Lehre und der Arbeit bei Lichtgestalt noch in einer Firma gearbeitet, die Steuerungen für Smart Homes anbietet. Diese Erfahrung ist für meine jetzige Arbeit ebenfalls sehr wertvoll.» Dies bestätigt auch Christian Ratjen, der Inhaber der → Lichtgestalt GmbH, den wir nach dem Rundgang im Showroom treffen.
«Es hilft, wenn unsere Mitarbeiter eine sehr gute Grundausbildung in der Elektrobranche haben. Und da wir auch Dienstleistungen im Bereich von Steuerungen von Lichtsystemen anbieten, kommen uns die Skills von Remo sehr gelegen.» Dass sein heutiger Job bei Lichtgestalt ausgeschrieben war, erfuhr Remo damals von seinem guten Kollegen und heutigen Arbeitskollegen Jeremy.
Berufsprüfung für mehr Fachkompetenz
Da Licht und insbesondere dessen Wirkung Remo enorm faszinieren, hat er in Absprache mit Christian kurz nach der Einstellung mit der Weiterbildung zum Lichtplaner bei der Schweizer Licht Gesellschaft SLG in Olten angefangen. Drei Modulkurse umfasst sie und wird mit der Berufsprüfung, an der Remo gerade arbeitet, abgeschlossen.
Für Julian ist dieses Thema Neuland. Klar, in der Grundbildung gibt es auch einige Anknüpfungspunkte zum Licht, aber natürlich nicht in dieser Tiefe. Deshalb erklärt Remo ihm, was die Ausbildung, die insgesamt 18 Monate dauert, umfasst: Das Modul 1 ist ein Einführungskurs, in dem die Grundlagen der Lichtplanung vermittelt werden. Dies ist wichtig, um den technischen, rechnerischen und formalen Anforderungen eines Beleuchtungsprojekts gerecht zu werden.
Im Modul 2, Lichtplaner:in Vertiefung, wird auf den Grundlagen von Modul 1 gezeigt, wie raumübergreifende Lichtprojekte nach gängigen Richtlinien sowie Lichtszenarien und Stimmungen geplant werden. Auch der Umgang mit Normen, Steuerungen und Messgeräten wird in diesem Modul vermittelt. Im Modul 3, Konsolidierung, steigt die Komplexität der Gebäude, und Konzepte für ganze Gebäude und Anlagen müssen entwickelt werden.
Warum fasziniert Licht?
Auf die Frage von Julian, was ihn am Licht fasziniert, kommt Remos Antwort wie aus der Pistole geschossen: «Es stirbt nie aus, es ist sehr vielfältig. Mit Licht kann man so viele verschiedene Räume gestalten. Man kann den Menschen ein bestimmtes Gefühl vermitteln und verschiedene Stimmungen schaffen, zum Beispiel in einem Restaurant.
Man kann mit dem Licht viele verschiedene Varianten eines Raums erzeugen.» Julian hört interessiert zu, er findet es spannend und möchte mehr über die Lichtplanung, insbesondere die Tools erfahren. So kommt das Gespräch wieder auf Remos konkrete Arbeit im Alltag: Nach Aufnahme der Kundenbedürfnisse folgt die eigentliche Lichtplanung am PC mit Softwaretools wie zum Beispiel Relux.
Und anhand eines realen Projekts, das Remo gerade plant, einem Restaurant, vertiefen sich die beiden in technische Fragen, Installationsanforderungen, Leuchtdichte, Wirkung und Lampentypen. Das Gespräch zeigt: Es gibt viele Schnittstellen zwischen Installation und Lichtgestaltung.
Ein gemeinsames Verständnis dafür und die gleiche Inspiration garantieren optimale Lösungen.
Gestalten mit 3D-Tools
«Das ist der Plan des Restaurants, den wir so vom Kunden erhalten haben. Basierend auf dieser Grundlage erstellen wir in Relux ein Modell des Raums, achten dabei auf die Reflexionsgrade der Materialien, platzieren unterschiedliche Leuchten und beachten ihre jeweilige Lichtwirkung.» Remo navigiert virtuos durch das Programm, in dem das Restaurant mit Tischen, Bar und Fenstern je nach Lichtwirkung unterschiedlich, fast realitätsgetreu, dargestellt wird. «Wo hast du die Bedienung dieser Software gelernt?», fragt Julian. «Einen Teil habe ich hier in der Firma gelernt, und ergänzend habe ich einen Kurs bei der SLG gemacht. Vieles ist auch Learning by Doing.»
Bedeutung für die Branche
Remo ist überzeugt, dass Lichtplanung in Zukunft noch wichtiger wird. Immer mehr Projekte verlangen nach jemandem, der sowohl die technischen Anforderungen kennt als auch das Gespür für Räume mitbringt. «Als Lichtplaner bin ich oft an der Schnittstelle zwischen Installation und Gestaltung – ich spreche mit Architektinnen, Elektrikern und Bauherrschaften.
Am Schluss muss alles zusammenpassen.» Die Kombination seiner beiden Ausbildungen sieht Remo denn auch als grossen Vorteil. «Ein Lichtplaner, der versteht, was Elektroinstallation bedeutet, hat es in der Praxis einfacher.
Man spricht dieselbe Sprache wie die Monteure, kennt ihre Bedürfnisse und bleibt mit den Lösungen näher an der Realität.» Gerade die Entwicklung der LED-Technik zeigt zudem, wie vielfältig die Lichtplanung geworden ist: Sensoren, Steuerungen und intelligente Systeme gehören heute genauso dazu wie das richtige Leuchtmittel. Eine gute Planung spart auch Energie und macht Gebäude effizienter.
Steckbrief Remo Cuérel
Grundbildung: Montageelektriker EFZ, Abschluss 2016, Elektro Deboni Hinwil
Aktuelle Tätigkeit: Lichtplaner Lichtgestalt GmbH
Aktuelle Weiterbildung: Lichtplaner mit eidgenössischem Fachausweis
Das gefällt ihm besonders am Beruf: Mit Licht Räume gestalten
Weiterbildung bei der SLG
Julians Fazit
Lichtplanung findet Julian eine spannende Aufgabe. «Ich glaube, es ist wichtig, dass Lichtplanung und Elektroinstallation eng zusammenarbeiten, besonders wenn es zunehmend um Sensorik und Steuerungen geht.» Dass sich Remo nach seiner Lehre zum Montage-Elektriker für die Lichtplanung entschieden hat, kann er gut nachvollziehen. « Wer weniger mit Technik zu tun haben möchte, der findet in der Lichtplanung eine spannende Erweiterung seines Arbeitsumfeldes in Richtung Gestaltung. Mir zeigt auch das Beispiel von Remo, dass ich in der Elektrobranche ganz viele Möglichkeiten zur Weiterbildung und somit viele Möglichkeiten für ‹What’s Next?› habe, das ist toll.»
Ich bin Julian ...
Wir sind die Zukunft. Ich bin Julian und habe kürzlich meine Lehre zum Elektroinstallateur abgeschlossen – jetzt frage ich mich: What’s Next? Was ist für mich der nächste Schritt? Für das eTrends Magazin mache ich mich auf den Weg, um herauszufinden, welche Möglichkeiten ich nun habe. In Interviews und Gesprächen mit Absolventen, Bildungsträgern oder Verantwortlichen der Branche suche ich nach verschiedenen möglichen Wegen. Schaut auch online vorbei, und tauscht euch mit uns aus.
Wir sind Zukunft | «What's Next?»-Partner
Der Nachwuchs ist eine Investition in die Zukunft! Die folgenden Firmen unterstützen die Nachwuchsförderung im Rahmen der Aktion «Wir sind Zukunft» von eTrends in Zusammenarbeit mit EIT.swiss:
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Text: Annette Jaccard
Bilder: Michael Donadel
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