Dreiländer-Training der WorldSkills-Kandidaten

Die drei Kandidaten – Stefan Rainer aus Südtirol (Italien), Yanick Schwegler aus der Schweiz und Moritz Gersch aus Deutschland
Die drei Kandidaten – Stefan Rainer aus Südtirol (Italien), Yanick Schwegler aus der Schweiz und Moritz Gersch aus Deutschland – trainierten intensiv Seite an Seite, um sich unter möglichst realistischen Wettkampfbedingungen optimal auf die WorldSkills in Lyon vom 10. bis 15. September vorzubereiten.

Am 18. Juli fand im Trainingscamp von EIT.swiss, das sich in den Räumlichkeiten von Feller AG in Horgen befindet, ein besonderes Ereignis statt: Das Dreiländer-Training der WorldSkills-Kandidaten im Beruf 18 (Elektroinstallationen).


Autor: René Senn

Fotos: Michael Donadel


Die drei Teilnehmer Yanick Schwegler aus der Schweiz, Moritz Gersch aus Deutschland und Stefan Rainer aus dem Südtirol (Italien) hatten sich 2023 mit einem Sieg an den Skills-Wettbewerben ihrer Länder für die WorldSkills 2024 in Lyon qualifiziert. In Horgen simulierten sie während drei Tagen gemeinsam den Wettkampf und sammelten wertvolle Erfahrungen für die WorldSkills im September 2024. Das hiess, sie mussten unter Wettkampfbedingungen und unter enormem Zeitdruck eine umfangreiche Installationsaufgabe meistern, eine SPS programmieren und KNX parametrieren.

Der Schweizer Teilnehmer Yanick Schwegler
Der Schweizer Teilnehmer Yanick Schwegler vor den Räumlichkeiten von Feller in Horgen ZH

Eine Idee von Adrian Sommer

Organisiert und initiiert wurde dieses Training von Adrian Sommer, der mit dem Resultat äusserst zufrieden ist. «Das Training hat gezeigt, wie wichtig der Austausch und die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg sind. Die wettkampfrealen Bedingungen helfen den Kandidaten, sich auf den Ernstfall in Lyon vorzubereiten», so Sommer. «Sie konnten nicht nur ihre technischen Fähigkeiten verbessern, sondern auch voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen.» Stefan Rainer vom Team Italy brachte noch einen weiteren wichtigen Punkt zur Sprache: «Wenn ich alleine trainiere, werde ich schon schneller. Wie schnell und exakt ich aber im Vergleich mit anderen bin, kann ich nur in einem solchen Training herausfinden. Deshalb war es für mich sehr wertvoll und erkenntnisreich.» «Ich löse hier auch Aufgaben, die ich zuhause noch nicht probiert habe und arbeite mit anderen Materialien, das bringt mich weiter», ergänzt Moritz Gersch.

 

Adrian Sommer (2. v.l.) hat das Training organisiert und initiiert

Erkenntnisse und Gemeinschaft

Während des Trainingslagers hatten die Kandidaten die Möglichkeit, ihre eigenen Stärken zu erkennen und ihr Arbeitstempo zu optimieren. Yannick, Moritz und Stefan brachten je ihre individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse mit, was zu einem fruchtbaren Austausch führte. Besonders wertvoll war, dass die Kandidaten sich gegenseitig halfen und unterstützten – was auch im Wettkampf erlaubt ist, während die Experten ihren eigenen Kandidaten nicht helfen dürfen.

Um die Gemeinschaft noch weiter zu stärken, standen an den Abenden Aktivitäten und Ausflüge auf dem Programm, die die Kandidaten und Experten gemeinsam unternahmen.

Konzentration und bewusste Störfaktoren

Wir von eTrends besuchten als Medienpartner den dritten Trainingstag und griffen ins Geschehen ein. Unsere Aufgabe war, die Kandidaten mit unseren Interviews und Fotowünschen von ihrer eigentlichen Arbeit, die ja volle Konzentration verlangt, mit etwas «Nebensächlichem» und Ungewohntem abzulenken. Dies war eine doppelt spannende und gewinnbringende Idee: Zum einen haben wir jetzt Videos und Fotos, die das Training und die Ansichten der Kandidaten dokumentieren, und zum anderen war es für sie ein Medientraining unter realen Bedingungen. Damit es fair war, stand uns jeder Kandidat exakt 15 Minuten und null Sekunden zur Verfügung. Dann hiess es, zurück zum Wettkampf und: «Wo war ich stehengeblieben, was habe ich gerade gemacht…?»

Wettkampfbedingungen in Horgen

«Der Druck an den WorldSkills wird für Yanick, Moritz und Stefan nochmals um einiges grösser sein als hier in Horgen. Das Umfeld, die Zeremonie und alles wird sie nochmals pushen», erklärt Adrian Sommer und zieht Bilanz: «Ich denke, die Kandidaten sind jetzt auf einem guten Stand, aber es gibt noch einiges zu tun, damit sie in Lyon ganz vorne mitmischen können. Solche Trainings sind deshalb nicht nur eine technische Vorbereitung, sondern auch eine emotionale Stärkung. Und da gehört alles Mögliche dazu. Einiges davon ist auch Schweizer Geheimrezept.» «Die Schweiz hat gute Chancen, wir sind immer vorne mit dabei, so hoffen wir das Beste», gibt sich Yanick Schwegler zuversichtlich.

 

Ein voller Erfolg

Das Training in Horgen war ein voller Erfolg und hat gezeigt, wie wichtig solche internationalen Zusammenkünfte für die Entwicklung junger Talente sind. Die Kandidaten konnten nicht nur ihre technischen Fähigkeiten verfeinern, sondern auch erleben, wie sie unter Druck reagieren und wie schnell sie im Vergleich mit anderen wirklich sind. Sie konnten diskutieren, wie sie bei den unterschiedlichen Aufgaben vorgehen und auch dadurch ihre sozialen Kompetenzen schulen.

Wir von eTrends sind stolz darauf, Teil dieser wertvollen Vorbereitung gewesen zu sein. Wir freuen uns immer, wenn wir das engagierte Team der Berufsmeisterschaften in irgendeiner Form unterstützen können. Und wir freuen uns darauf, unseren Kandidaten und jene aus Italien und Deutschland bei den WorldSkills in Lyon anzufeuern. Hoffen wir, dass die drei am Schluss die ersten Ränge belegen! Gewonnen haben sie schon jetzt – neue Erfahrungen und jeweils zwei neue Kollegen, die schlussendlich vor den genau gleichen Herausforderungen stehen: Während den vier Tagen in Topform zu sein und für ihr Land und ihren Beruf ihr Allerbestes zu geben. Good luck, Hopp Schwiz!

Was sagen die jungen Talente zu KNX?

Yanick beschreibt die Vorteile von KNX so: «Es ist einfacher, wenn ich in einem Projekt nur ein System habe und überall das grüne Kabel hinbringen kann statt weiss Gott wie vieler Kabel und Systeme.» «Der Vorteil von KNX ist, dass es markenübergreifend arbeitet. Das heisst, man kann mit verschiedenen Marken, zum Beispiel Berker oder Hager, eine normale Hausinstallation erstellen», ergänzt Stefan. «Ich finde es toll, dass alles miteinander funktioniert, dass sich alles über einen einzigen Schalter oder eine Bedienung steuern lässt», erklärt Moritz. «Meine erste Berührung mit KNX war, als ich die Gesellenprüfung gemacht und erste Dinge mit KNX programmieren konnte. Nun werde ich in meiner Firma zum KNX-Programmierer ausgebildet. KNX ist für mich Teil der Zukunft», sagt Stefan. Yanick stimmt ihm zu: «Wenn man das erste Mal etwas mit KNX programmiert und es dann live auf der Installation austesten kann und sieht, wenn ich das abändere, passiert das, ist das sehr, sehr interessant, und das begeistert mich.»

Weshalb würden sie anderen empfehlen, in die Elektrobranche einzusteigen?

«Ich würde anderen jungen Leuten empfehlen, Elektriker zu machen, weil es ein sehr vielseitiger Beruf ist. Man kann in einer normalen Hausinstallation arbeiten, aber auch in Photovoltaikanlagen. Für mich ist es ein Beruf, den es auch in Zukunft geben wird», erklärt Stefan. «Egal, wohin man geht, es wird immer Elektriker brauchen, und sie können auch nicht durch KI oder Roboter ersetzt werden», pflichtet ihm Moritz bei. «Heute hat fast alles mit der Technik, mit dem Elektrischen, zu tun, deshalb kann ich es sehr empfehlen, eine Lehre in dieser Branche zu absolvieren», schliesst Yanick.

WorldSkills 2024 Vorbereitung von DE/IT/CH - Teilnehmer im Interview. (Video: Nicola Senn)

WorldSkills 2024 Vorbereitung von DE/IT/CH - Adrian Sommer im Interview. (Video: Nicola Senn)


Infos zu den WorldSkills Lyon 2024

Die WorldSkills in Lyon finden vom 10. bis 15. September 2024 statt, der Wettkampf im Beruf 18 (Elektroinstallationen) dauert vier aufeinanderfolgende Tage und dabei 18 – 20 Stunden. Während dieser Zeit müssen die Kandidaten verschiedene Aufgaben und Projekte aus dem Bereich der Elektroinstallation ausführen:

  • Planung und Entwurf: Erstellen von technischen Zeichnungen und Plänen
  • Installation: Montage und Verkabelung von elektrischen Anlagen und Systemen
  • Prüfung und Messung: Durchführung von Prüfungen und Messungen zur Sicherstellung der Funktionalität und Sicherheit der installierten Systeme
  • Fehlerdiagnose und -behebung: Identifikation und Behebung von Problemen in elektrischen Systemen

Jeder Tag des Wettbewerbs ist gut strukturiert mit festgelegten Zeitrahmen für die verschiedenen Aufgaben. Die Kandidaten müssen ihre Fähigkeiten unter realen Bedingungen demonstrieren und dabei strenge Sicherheits- und Qualitätsstandards einhalten.

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