Der Tolino Vision Color verspricht digitales Lesen in Farbe auf höchstem Niveau. Doch hält er, was er verspricht? Wir haben den eReader als Reisebegleiter im Urlaub einem Test unterzogen.
Autor: René Senn
Fotos: René Senn / Nicola Senn
Video: Nicola Senn
Als Leseratte und Vielreisender war ich lange auf der Suche nach einem eReader, der meine Leidenschaft fürs Lesen mit dem Komfort verbindet, auch auf Reisen stets gut ausgestattet zu sein. Da ich bisher noch keine Erfahrung mit eReadern hatte, konnte ich es kaum erwarten, den neuen Tolino Vision Color auf Herz und Nieren zu testen. Vorweg: Er hat mich während meiner Reise mehr als einmal positiv überrascht. Doch der Reihe nach.
Unboxing: Lieferumfang und erster Eindruck
Schon das Auspacken bereitete Freude. Der Tolino kam hochwertig verpackt, und neben dem Gerät selbst befanden sich in der Box ein USB-C-Kabel – endlich ein moderner Anschluss! – und der zum eReader gehörende Stift. Das Zubehör ist gut durchdacht, der Stift muss allerdings separat bestellt werden. Er liegt sehr gut in der Hand, und es waren sogar Ersatzspitzen dabei, falls die ursprünglichen einmal abgenutzt sind. Auf den Bleistiftspitzer kann also erstmal verzichtet werden.
Der eReader selbst fühlt sich leicht und handlich an. Es bringt gerade einmal 200 Gramm auf die Waage – ideal für unterwegs. Eine Schnellstartanleitung war auch dabei, aber wer will schon ein Handbuch lesen, wenn man den Tolino einfach einschalten und loslesen kann?
Erste Nutzung: WLAN-Verbindung und Akku
Vielleicht wäre die Anleitung dennoch nützlich gewesen, denn der erste Start des Tolino verlief nicht ganz so reibungslos, wie ich es mir gewünscht hätte. Nach dem Einschalten suchte das Gerät direkt nach einem WLAN, um ein Softwareupdate herunterzuladen. So weit so gut, doch nach dem Neustart wiederholte sich der Prozess – noch einmal WLAN suchen, noch einmal updaten. Für einen Moment war ich verwirrt und fragte mich, ob sich der Tolino aufgehängt hatte. Doch mit ein bisschen Geduld lief alles wie geplant weiter. Ein Hinweis: Der eReader wird nur mit leicht aufgeladenem Akku geliefert. Man sollte ihn zu Beginn also gleich aufladen oder sicherheitshalber eine Powerbank bereithalten.
Am Strand: E-Ink-Technologie für optimales Leseerlebnis
Am ersten Urlaubstag am Strand zeigte sich der Tolino von seiner besten Seite. Dank der E-Ink-Technologie kann man auch bei starkem Sonnenlicht problemlos lesen.
Sie funktioniert ähnlich wie bedrucktes Papier, das heisst, sie reflektiert das Umgebungslicht, was die Augen viel weniger ermüdet als herkömmliche LCD-Displays. Besonders praktisch: Das Display ist entspiegelt, sodass störende Reflexionen minimiert werden. Der Bildschirm misst 7 Zoll, was ungefähr der Grösse einer Postkarte entspricht. Der (ältere) Epos 3 kommt im Vergleich mit einem 8 Zoll grossen Bildschirm daher (siehe Foto). Für meinen Geschmack reicht der kleinere Bildschirm absolut aus. Und dank der überschaubaren Grösse des eReaders wird ordentlich Platz im Reisegepäck gespart.
Unter dem Wasserhahn: der Härtetest
Natürlich wollte ich den Urlaub auch nutzen, um die Wasserfestigkeit des eReaders auf die Probe zu stellen. Laut Hersteller ist der Tolino nach IPX8 zertifiziert, was bedeutet, dass er bis zu 60 Minuten in einer Wassertiefe von zwei Metern überstehen kann. Also wagte ich es: Nach einem Ausflug an den Strand fiel der Tolino in den feinen Sand. Im Hotel habe ich dann den Härtetest gemacht: Um den Sand zu beseitigen, hielt ich den Tolino unter den Wasserhahn. Zur Sicherheit trocknete ich ihn gut ab. Ergebnis: Der Tolino hat alles unbeschadet überstanden. Keine Kratzer, kein Wasser im Gerät – alles funktionierte wie am ersten Tag. Den Wassertest machte ich nochmals im eigenen Garten – siehe Video.
Obwohl das Produkt gut verarbeitet ist, sammelt das schwarze Kunststoffgehäuse schnell Fingerabdrücke, was insbesondere nach dem Auftragen von Sonnencreme am Strand ein Problem ist. Eine Schutzhülle, die leider nicht im Lieferumfang enthalten ist, könnte hier hilfreich sein.
Komfortables Lesen unterwegs: Funktionen im Detail
Zurück am Strand legte ich mich mit einem guten Buch – einem Krimi von Wolf Haas – in den Liegestuhl. Das Buch hatte ich zuvor über die Bibliothek von Orell Füssli gekauft und über WLAN heruntergeladen. Dazu später mehr. Dank der Griffleiste und den zwei praktischen Tasten zum Vor- und Zurückblättern konnte ich den Tolino problemlos in einer Hand halten, ohne ständig auf den Bildschirm tippen zu müssen. Und das Beste: Man kann den Tolino einfach drehen. Dank der automatischen Displayrotation richtet sich der Text immer passend aus, sodass man den eReader mühelos mal mit der einen, mal mit der anderen Hand halten kann, ohne einen keinen Krampf im Arm zu bekommen.
Für die Hörbuchfans hat der Tolino Vision Color auch eine Bluetooth-Funktion, mit der sich Kopfhörer mit dem eReader verbinden lassen. Mir persönlich ist das Lesen lieber, weshalb diese Funktion für mich nicht so wichtig ist.
Wochenlange Akkulaufzeit: kein Unterbruch an der spannendsten Stelle
Mit einer Akkuladung kam ich erstaunlich weit. Selbst bei intensivem Lesen hielt der Akku gefühlt ewig. Tolino verspricht «wochenlange Akkulaufzeit für stundenlanges Lesen». Einmal wöchentlich nachladen reichte aus. Da der Tolino mit einem USB-C-Kabel geladen wird, konnte ich das Handykabel benutzen und mir den Kabelsalat im Urlaub ersparen.
Notizen und Markierungen mit dem tolino stylus: ein praktisches Extra
Ein besonderes Feature ist der digitale Stift tolino stylus, der separat erworben werden kann und sich magnetisch an der Seite des Geräts befestigen lässt. Mit dem tolino stylus kann man sich direkt in den eBooks oder in pdfs handschriftliche Notizen machen oder Stellen markieren – eine Funktion, die ich im Urlaub zwar kaum nutzte, die aber bei Sachbüchern ihre grossen Qualitäten hat. Auf der Rückseite des Stifts befindet sich ein digitaler Radiergummi, mit dem Notizen einfach rückgängig gemacht werden können. Das Schreiben, Unterstreichen und Markieren funktionierten sehr ordentlich. Der tolino stylus überträgt die eigene Handschrift gut auf das E-Ink-Display, jedoch mit einer kleinen Verzögerung. Mit Kugelschreiber und Notizblock kann der Stift meiner Meinung nach nicht mithalten, er erfüllt aber seinen Zweck.
Individuelle Leseeinstellungen: So passt sich der Tolino an
Der Bildschirm lässt sich auch ohne Stift, durch Berühren mit dem Finger steuern. Der Touchscreen unterstützt Multi-Touch, sodass mit zwei Fingern gezoomt werden kann. Dadurch konnte ich die für mich optimale Textgrösse einstellen. Beim Tolino lassen sich neben der Schriftgrösse auch der Zeilenabstand, Seitenrand und die Textausrichtung einstellen. Sogar die Typographie kann gewählt werden. Leser:innen können so ihre Präferenzen einstellen, um ihr Leseerlebnis so komfortabel wie möglich zu gestalten. Aus meiner Sicht ein echtes Plus.
Praktische Zusatzfunktionen: Wörterbuch und smartLight
Ein hilfreiches Feature ist auch die integrierte Nachschlage-Funktion. Wörter lassen sich nachsehen, indem man sie etwas länger antippt. Tolino schlägt dann verschiedene Möglichkeiten vor, das Wort zu recherchieren, beispielsweise über einen Wikipedia-Artikel, die Google-Suche oder den Duden. Diese Funktion ist nicht nur bei der Lektüre von Sachbüchern besonders nützlich, sondern auch zum Lernen von Fremdsprachen im Urlaub. So kann ich ein Wort, dessen Bedeutung ich nicht kenne, gleich nachschlagen. Das Smartphone brauche ich zum Übersetzen nicht zu zücken.
Am Abend, wenn die Sonne langsam unterging und die Leselampe noch nicht eingeschaltet war, kam das smartLight des Tolino zum Einsatz. Diese Funktion passt die Farbtemperatur des Displays automatisch der Umgebungshelligkeit an. Am Tag leuchtet der Bildschirm eher mit einem weissen Licht, abends geht der Tolino zu einem wärmeren Licht über. Das Blaulicht wird so reduziert und die Augen vor dem Einschlafen geschont. Besonders praktisch, wenn man direkt vor dem Zubettgehen noch ein paar Seiten lesen möchte.
Tolino-Onlineshop im Test: Vor- und Nachteile der Buchsuche
Was den Buchkauf über den Tolino betrifft, hatte ich leider ein paar Schwierigkeiten. Der integrierte Onlineshop bietet zwar eine riesige Auswahl, aber die Suchfunktion ist nicht immer treffsicher. Als ich nach Wolf Haas suchte, bekam ich eine Liste mit wissenschaftlichen Arbeiten und anderen für mich irrelevanten Titeln angezeigt. Daher empfehle ich, die Bücher direkt über den Orell Füssli Onlineshop zu kaufen (zum Beispiel am Laptop) und über die Tolino Cloud auf das Gerät zu laden. Das funktioniert reibungslos und spart Zeit. Mit seinem Speicher von 32 GB bietet der eReader gemäss Hersteller Platz für bis zu 24’000 eBooks oder 150 Hörbücher. Das sollte fürs Erste reichen. Mit der Funktion «Family Sharing» können eBooks und Hörbücher ausserdem mit bis zu sechs Familienmitgliedern geteilt werden.
Fazit: der ideale eReader für unterwegs
Mein Fazit nach einer Woche Strandurlaub mit dem Tolino Vision im Gepäck: Er ist der perfekte Reisebegleiter für Buchliebhaber. Er ist leicht, handlich und dank dem wasserdichten Gehäuse auch bestens für den Einsatz am Strand oder Pool geeignet. Die Akkulaufzeit ist hervorragend, und die E-Ink-Technologie ermöglicht es, auch bei strahlendem Sonnenschein komfortabel zu lesen. Besonders überrascht hat mich die Farbtechnologie, die dem Lesen auf einem eReader eine neue Dimension verleiht. Einziges Manko ist der nicht ganz ausgereifte Onlineshop, der die Suche nach Büchern manchmal etwas mühsam macht. Wer das umgehen möchte, lädt die Bücher wie erwähnt am besten vor der Reise über den Orell Füssli Shop herunter. Abgesehen davon bietet der Tolino alles, was man für den perfekten Lesespass unterwegs braucht. Ganz leicht im Handling und im Gewicht!
Mit einem Preis von CHF 199.00 ist der Tolino Vision Color eine lohnende Investition. Erhältlich sind der eReader sowie der Stylus bei Orell Füssli im Onlineshop. Eine Schutzhülle sollte man ebenfalls dazukaufen, um das Display zu schützen. Für mich steht fest: Auch auf meiner nächsten Reise wird der Tolino dabei sein.
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Autor: René Senn
Fotos: René Senn, Nicola Senn
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