Das Elektroauto macht vor allem dann Sinn, wenn es als Teil des «Gesamtsystems Energie» im Gebäude betrachtet und entsprechend intelligent eingebunden und geladen wird. Autor: Ronny Kleinhaus
Rund 17 Jahre meiner Berufstätigkeit verbrachte ich in der Lichtbranche, die durch das Aufkommen von LED-Licht einen radikalen Wandel durchlebt hat. Wer hätte damals gedacht, dass Wohn- und Bürogebäude sowie Shops komplett mit LED-Licht ausgestattet würden? Überrascht hat mich dabei vor allem, in welch kurzer Zeit die Transformation stattfand. Heute wandeln sich in ähnlichem Masse und ähnlichem Tempo die Energieversorgung und Konnektivität im Gebäude sowie die Mobilität. Das zwingt zum Handeln.
Das Elektroauto als Geschäftswagen
Als wir die Firma Invisia AG im Januar 2015 gründeten, war unsere Vision klar: Wir sind das Bindeglied zwischen Gebäude, Bauherren, Nutzenden und der Hausautomatisierung. Natürlich musste auch ein Firmenfahrzeug her. Bei der Entscheidung stand primär der Umweltgedanke im Vordergrund – gekauft wurde ein Elektro-auto. Das passte perfekt zu einem Startup. Auch wenn die Entscheidung aus Überzeugung gefällt wurde, stellten wir uns immer wieder die Frage: «Sind Elektrofahrzeuge wirklich umweltfreundlicher als solche mit Verbrennungsmotor?» Damals war das nicht so klar, es gab kaum verlässliche Studien und wenn, waren sie für das Elektrofahrzeug absolut vernichtend. Aktuelle Studien zur Elektromobilität, wie zum Beispiel eine kürzlich vom TCS veröffentlichte zeigen, dass sich dies zum Glück geändert hat.
«Der Wandel ist ein ewiger Begleiter. Sehen wir dies als Chance, haben wir auch die Möglichkeit, den Wandel mitzugestalten oder zu beeinflussen.» Ronny Kleinhans
Elektromobilität macht Sinn
Heute umfasst unsere Elektroflotte bereits sechs Fahrzeuge, und wir «tanken» bis zu 80 Prozent Sonnenstrom, Tendenz steigend. Und so, wie es früher wichtig war, sein bestes Pferd nur mit gutem Futter zu versorgen, achten wir bei uns im Betrieb und natürlich auch bei unseren Kunden darauf, dass die «Elektrokutschen» nur das beste Futter bekommen. Und das ist im Moment möglichst CO2-freie Energie, wie zum Beispiel Strom aus Wasserkraft oder aus der eigenen Solaranlage.
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Erst der Gesamtkontext macht Sinn
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ein Elektrofahrzeug immer in der energetischen Gesamtbetrachtung eines Gebäudes verstanden wird. Ein typisches Energiesystem besteht aus der Photovoltaikanlage, ggf. als hybride Version, der Wärmepumpe, einem Wärmespeicher, dem Haushaltsstrom, einer allfälligen Batterie und der Elektromobilität. Mit dieser Betrachtung werden der CO2-Ausstoss reduziert, der Energieverbrauch sektorübergreifend optimiert und die Investition in Rentabilität umgewandelt. Die wirtschaftliche Betrachtung bleibt immer ein zentraler Punkt der ganzen Sache.
Dass dies auch in Geschäftsgebäuden wunderbar funktionieren kann, zeigt ein von uns realisiertes Projekt für die IKEA-Verwaltung in Pratteln. Dort haben alle Mitarbeitenden die Möglichkeit, während des Tages 10 kWh überschüssigen Solarstrom aus der PV-Anlage des Gebäudes in ihr Auto zu laden. Dies funktioniert auch in Tiefgaragen von Wohnhäusern. Denn rund ein Drittel der Autos, so zeigt unsere Erfahrung, stehen auch dort tagsüber zur Verfügung. Die intelligente Wallbox fungiert dabei als Schnittstelle zum Fahrzeug. Und somit ist auch klar, dass Wallboxen, die nicht intelligent sind, ein absolutes «No-Go» sind. Smart Grid ready lässt grüssen.
Wessen Geschäftsfeld ist es?
Ich werde oft gefragt, ob solche Anlagen ein Business für den Installateur sind. Nein und Ja. Das Energiekonzept eines modernen Mehrfamilienhauses, einer Überbauung oder eines ganzen Quartiers muss ganz am Anfang definiert werden. Dies ist die Herausforderung oder Aufgabe der Architekten und der Elektroplaner, die diese Firmen beraten. Denn nur wenn die modernen Gebäude von Grund auf integral gebaut werden, lässt sich die Elektromobilität intelligent in das Gesamtsystem «Gebäude» integrieren. Leider stehen hier Elektroinstallateure, wenn wir den typischen Ablauf der Erstellung eines Gebäudes anschauen, in der Regel erst an letzter Stelle. Sie nehmen erst bei der hochwertigen Umsetzung der Lösung einen wichtigen Stellenwert ein. Innovative Planer stehen hier für einmal in der Verantwortung im Sinne der Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit, die Weichen richtig zu stellen.
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